Der letzte Teil der Reihe „Musikalisches Mitterteich“ stand jetzt beim Erzählcafé in Mitterteich auf dem Programm. Arbeitskreis-Heimatpflege-Vorsitzender Werner Männer freute sich über den guten Besuch und informierte, dass sich das Erscheinen des angekündigten neuen Buches noch verzögere. Man wolle weitere eingetroffene Beiträge berücksichtigen, außerdem gebe es im Moment Schwierigkeiten mit Druckereien, auch der Papiermangel mache sich bemerkbar. Nun arbeite man mit Hochdruck daran, das Buch im Juli zum Bürgerfest herauszubringen.
Referentin Monika Beer-Helm erinnerte an die bisherigen Vorträge über Musikkapellen und Chöre. Nun wolle sie mehr als 20 Einzelinterpreten vorstellen, wobei es noch viele mehr gebe und gegeben habe. „Viele Talente schlummern in Mitterteich“, meinte sie. Man ermittle weiter, welche Personen in der Stadt schon musikalisch tätig waren. Nachmeldungen seien stets willkommen.
Als ersten nannte sie Karl Beer aus Kleinsterz. Vielen sei er bekannt als Alleinunterhalter, doch er war unter anderem auch einer der Gründer der Musikkapelle „Die lustige Sieben“. Er sei vielseitig musikalisch tätig gewesen, am Bandoneon, der Klarinette oder dem Saxofon. Weiter erinnerte die Referentin an Heinrich Bornschlegl, der ebenfalls vielseitig musikalisch aktiv gewesen sei. Er leitete einen Kinderchor, eine Singschule, den Schulchor und den Männergesangverein. Bekannt seien die Aufführungen seiner Singspiele im Josefsheim gewesen, unter anderem „Mozart“. Helm erinnerte mit einigen Bildern an diese beliebten Veranstaltungen.
Von Bach bis Blues
Wichtig für die damalige Mitterteicher Musikwelt sei Max Burger aus Großensterz gewesen. Mit seiner Kapelle erhielt er 1945 als erster Musiker nach dem Krieg von den Amerikanern die Erlaubnis, zum Tanz aufspielen zu dürfen. Wolfgang Charanza sei ein weiterer Musiker, der in Mitterteich nicht allzu oft zu hören sei. Früher habe er gelegentlich an der Kirchenorgel ausgeholfen, so Beer-Helm. Meist sei er mit einem Begleiter aufgetreten oder in kleineren Musikformationen anzutreffen gewesen. Bezeichnend für ihn sei seine große musikalische Bandbreite: „Von Bach bis Blues“, betonte die Referentin.
Ein weiteres musikalisches Talent aus jüngerer Zeit sei Peter Geyer („pez“). Von den Domspatzen kommend habe er seine weitere musikalische Karriere begonnen. Die Referentin spielte eine Hörprobe vor.
Schwierig sei es gewesen, so Beer-Helm weiter, über die beiden Hegen-Brüder – Manfred und Rudolf – Material zu bekommen. Beide seien hervorragende Sänger gewesen. Den Musiker Hubert Henn kennen viele Mitterteicher, trat er doch schon mehrmals mit seinem Quartett in Mitterteich auf, berichtete sie weiter. Weniger bekannt dagegen sei Erich Klaus gewesen, der aus Sachsen nach Mitterteich gekommen war. Er habe in den Glaswerkkasernen gewohnt und habe vielen Mitterteichern Musikunterricht erteilt. Beliebt seien laut Zeitungsberichten seine Volksmusikabende im Bärensaal gewesen.
Schon mit sechs Jahren
Vielen Mitterteichern sei auch noch Dr. Oswald Krämer in Erinnerung, fuhr die Referentin fort. Schon mit sechs Jahren sei er öffentlich aufgetreten. Er war auch Mitglied der Domspatzen. Viele Jahre habe er den Männergesangverein und auch den Kirchenchor geleitet. Über viele Jahre hinweg habe er das musikalische Leben der Stadt mitgeprägt.
Dann kam Beer-Helm zu den Brüdern Kriegelsteiner: Herbert, Richard und Manfred. Sie seien lange Zeit in der Stadtkapelle aktiv gewesen. Vielen Einwohnern weitgehend unbekannt sei Ernst Kutzer, so die Referentin weiter. Dieser war in Mitterteich Lehrer und Komponist, hatte sich vor allem der modernen Musik verschrieben. Nicht verwandt mit ihm sei Franz Kutzer, bekannt als „Schneiderfester“. Legendär seien seine „Solokonzerte“ vor seinem Haus am Unteren Markt gewesen. Wenn er samstags das Gstanzl „Oh Cäcilia, schönste Lilie von Castilia“ geträllert habe, hätten die Frauen am Unteren Markt ihre Fenster geöffnet und diese geputzt. Mit Schifferklavier und Flügelhorn und teils markigen Sprüchen sei er als Alleinunterhalter bei vielen Veranstaltungen unterwegs gewesen. Weiter erwähnte die Referentin dessen Sohn Johannes Kutzer, der als Trompeter, Gitarrist und Schlagzeuger bekannt ist. Er spielte lange Zeit in den Formationen „Flamingos“ und „Oberpfälzer Blasmusik“ mit. Er habe vom letzten Mitterteicher Türmer das Original-Signalhorn für den Feueralarm geschenkt bekommen.
Ausnahmetalent
Nicht unerwähnt blieb Jeff Beer, der kürzlich seinen 70. Geburtstag feierte. Der studierte Musiker sei ein ausgesprochenes Ausnahmetalent, das bereits in vielen Teilen der Welt aufgetreten sei und viele Preise für seine Arbeiten bekommen habe. Nicht vergessen werden sollte bei der Aufzählung der Musiker laut Beer-Helm auch Hermann Laumer. Dieser sei ebenfalls schon in jungen Jahren öffentlich aktiv gewesen. So habe er in etwa 15 Musikgruppen mitgespielt.
Berühmtester Mitterteicher sei der ehemalige Leiter der Domspatzen, Professor Dr. Theobald Schrems. Mit dem Chor sei dieser mehrmals in Mitterteich aufgetreten. Weitere Domspatzen aus Mitterteich waren Heinrich Hopfner, Dr. Hans Schaumberger, Hans Possehn und Albert Hoffmann. Wobei es über Letzteren keinerlei Informationen gebe, so die Referentin.
Abschließend erinnerte Beer-Helm noch an Otto Rieger, der einen hervorragenden Knabenchor an der Mitterteicher Schule geleitet habe. Weitere Musiker, die sie noch erwähnte, waren der Klavier- und Gitarrenlehrer Peter Tillig, der Zitherspieler Rainer Winterstein, Franz Zeitler (Buchbinder) und der Liedermacher Reinhard Zeus.
Monika Beer-Helm bat um Verständnis, dass nicht alle Musiker hätten aufgeführt werden können. Dies hätte zu weit geführt.
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