Mitterteich
05.02.2019 - 18:27 Uhr

Großes Herz für Afrika

Wenn Dr. Annemarie Schraml von ihrem Hilfsprojekt "Feuerkinder" erzählt, dann wird ihre Herzensangelegenheit zur Herzensangelegenheit ihrer Zuhörer: Denn es geht zu Herzen, was die Ärztin in Tansania mit diesen Mädchen und Buben erlebt.

Dr. Annemarie Schraml (links) freute sich sehr über die große Spende, die ihr Gudrun Brill vom MGH und von den Frühstücksgästen überreichen konnte. Bild: ubb
Dr. Annemarie Schraml (links) freute sich sehr über die große Spende, die ihr Gudrun Brill vom MGH und von den Frühstücksgästen überreichen konnte.

Die Zuhörer sind sofort mittendrin in ihren Geschichten über die Kinder von Tansania, deren lachende Augen, aber auch deren große Armut: Seit dem Jahr 2000 fliegt die Ärztin Dr. Annemarie Schraml nach Tansania, wo sie Kinder mit Fehlbildungen operiert - Klumpfüße, verwachsene Gliedmaßen oder X- und O-Beine. Wie es dazu kam und was heute aus ihrem Projekt geworden ist, erzählte Schraml am Samstag etwa 50 Frauen im Mehrgenerationenhaus (MGH) beim Frauenfrühstück. Leiterin Gudrun Brill begrüßte die Frauen und die Referentin.

Nach dem ausgiebigen Frühstück stellte Schraml auf der Leinwand ihr Projekt vor. "Dabei wollten wir nur einmal dort operieren", erzählte sie. Das war im Jahr 2000, als sie in der Rummelsberger Klinik arbeitete, die in Tansania Kooperationspartner hatte. Die Fehlbildungen der Kinder entstünden, weil sie sich an den offenen Feuerstellen zum Kochen schlimme Verbrennungen einholten, erklärte Schraml. Die Gliedmaßen könnten sich aufgrund der Schmerzen nicht normal entwickeln. Aber auch Klumpfüße und X- oder O-Beine kämen häufiger vor als in Europa. "Dabei ist das heutzutage medizinisch eine simple Sache. Vorausgesetzt, das Baby wird gleich nach der Geburt behandelt", so Schraml. Leider fehle den Armen sowohl das Geld, wie auch die medizinische Erfahrung. Um dem entgegenzuwirken, hat die Ärztin die medizinische Versorgung in einer Klinik bei Arusha wesentlich verbessert, Mediziner aus Tansania werden in einer Nürnberger Klinik geschult. Außerdem ist Schraml maßgeblich daran beteiligt, dass es in Tansania eine orthopädische Werkstatt gibt. Dort werden Arbeitsplätze geschaffen.

Armselige Hütten

Weiter hilft sie jungen Leuten, Arbeit zu bekommen als Schneiderinnen, Handwerker und anderes. Und mitunter baut die Ärztin für arme Familien sogar neue Häuser. Warum das ebenso notwendig ist wie die medizinische Versorgung, zeigte sie mit Fotos von armseligen Hütten. "Hier würden wir in Deutschland nicht einmal ein Tier reinstecken", sagte sie. Schraml hat in den Jahren ihrer Auslandsarbeit die globale Entwicklung in Tansania mitverfolgt. Auch dort sei der Klimawandel deutlich spürbar. "Obwohl die Leute aufgrund ihrer Armut kaum daran beteiligt sind", prangert sie an, dass die Armen dieser Welt in jeder Hinsicht die Ausbeutung durch die Industrienationen zu spüren bekämen.

Die Ärztin mit dem großen Herzen am rechten Fleck plädiert dafür, anhand ihres Beispiels Arbeitsplätze zu schaffen. Nur dies würde die Flüchtlingswellen stoppen können. Dass in Tansania ebenfalls jeder nun ein Handy habe, sieht sie als Segen. "Jetzt kann ich die Mütter der kranken Kinder anrufen, wann sie zur OP kommen sollen." Diese kämen oftmals von bis zu 1500 Kilometer weit entfernten Orten, erzählt sie.

20 000 Euro für Fracht

Leider sei die Hilfe aus dem Ausland immer noch schwer aufgrund der Politik. So müsste sie immer noch die medizinischen Hilfsmittel selbst mitbringen. "Wir schicken Container voraus. Das kostet 20 000 Euro Fracht", so Schraml. Deshalb sei man auf Spenden angewiesen. Egal, wie groß oder klein, sagte die Ärztin und zitierte ein Sprichwort aus Tansania: "Auch kleine Dinge an kleinen Orten von kleinen Leuten können das Gesicht der Welt verändern."

"Asante sana! Vielen Dank" hieß es am Ende ihres Vortrags in der Landessprache von Tansania. Gudrun Brill bedankte sich herzlich bei der Referentin für diesen Vortrag, der tief bewege. Dr. Schraml freute sich sehr, dass sie eine Spende in Höhe von 450 Euro vom MGH und den Frühstücks-Teilnehmerinnen für ihre Arbeit mit nach Hause nehmen konnte.

Beim reich bestückten Frühstückbüfett wurde kräftig zugelangt. Bild: ubb
Beim reich bestückten Frühstückbüfett wurde kräftig zugelangt.
Alles was das Herz begehrt: Wie immer war das Frühstück reichhaltig und sehr lecker. Bild: ubb
Alles was das Herz begehrt: Wie immer war das Frühstück reichhaltig und sehr lecker.
Anstoßen auf ein paar gemütliche Stunden mit den Freundinnen. Bild: ubb
Anstoßen auf ein paar gemütliche Stunden mit den Freundinnen.
Dr. Schraml hatte auch Beispiele dabei, wie die Welt ein Stück besser werden kann, wenn Menschenliebe die gegenseitigen Vorurteile ausräumt: Dieses Foto zeigt eine katholische Klosterschwester aus der Schweiz. Sie hat ein muslimisches Kind in eine evangelisch geführte Klinik gebracht, wo Dr. Schraml (rechts) das Kind als katholische Ärztin operiert hat. Bild: exb
Dr. Schraml hatte auch Beispiele dabei, wie die Welt ein Stück besser werden kann, wenn Menschenliebe die gegenseitigen Vorurteile ausräumt: Dieses Foto zeigt eine katholische Klosterschwester aus der Schweiz. Sie hat ein muslimisches Kind in eine evangelisch geführte Klinik gebracht, wo Dr. Schraml (rechts) das Kind als katholische Ärztin operiert hat.
 
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