Hoffen auf Ruhe nach monatelangen Querelen beim Sportstadtverband Mitterteich

Mitterteich
04.08.2020 - 14:52 Uhr

Über ein halbes Jahr später als vereinbart gingen beim Sportstadtverband Mitterteich außerordentliche Neuwahlen über die Bühne. Viele hoffen, dass nach den Querelen der letzten Monate Ruhe einkehrt. Doch es steht noch eine Anzeige im Raum.

Außerordentliche Neuwahlen hat der Stadtverband für Sport am Montagabend durchgeführt. Im Bild (von links) der neue Zweite Vorsitzende Johann Brandl, der neue Kassenprüfer Anton Bauernfeind, die im Amt bestätigte Schriftführerin Margit Seitz, Bürgermeister Stefan Grillmeier, der wiedergewählte Vorsitzende Peter Haibach, der neue Kassenprüfer Klaus Schuller und der neue Kassierer Florian Greim.

Nach der turbulenten Jahresversammlung des Stadtverbands für Sport im November (siehe Infobox unten) sollten eigentlich schon im Januar Neuwahlen stattfinden. Diese standen nun am Montagabend an. Dabei wurde Vorsitzender Peter Haibach im Amt bestätigt, der seit 2008 an der Spitze des Verbands steht.

Mitterteich27.11.2019

Die Wahlen unter der Leitung von Bürgermeister Stefan Grillmeier verliefen problemlos. Wiedergewählt wurde neben Haibach auch Schriftführerin Margit Seitz. Neu gewählt wurden als Zweiter Vorsitzender Johann Brandl, als Kassierer Florian Greim sowie als Kassenprüfer Klaus Schuller und Anton Bauernfeind. Stefan Grillmeier hoffte auf ruhigere Zeiten und sicherte seine Unterstützung zu.

Paul Trapp nicht anwesend

Peter Haibach sagte eingangs bei der Zusammenkunft im Sportheim des SV Mitterteich, dass es in der 48-jährigen Geschichte des Sportverbands noch nie zu solchen Turbulenzen gekommen sei. 18 der insgesamt 19 Vereine hatten Vertreter entsandt. Nicht vertreten war lediglich der Schachclub, den Paul Trapp als Vorsitzender führt. Peter Haibach informierte von einer Mitteilung des bisherigen Kassierers Paul Trapp, wonach dieser wegen eines "wichtigeren Termins" nicht an der Versammlung teilnehme. Nicht anwesend war auch der bisherige Kassenprüfer Walter Siller.

Peter Haibach blickte auf die Geschehnisse der letzten Monate zurück und erklärte, dass es erst aus zeitlichen Gründen und dann coronabedingt nicht möglich gewesen sei, diese außerordentliche Versammlung einzuberufen. Bis heute habe er noch keinen Kassenprüfungsbericht erhalten, so Haibach. Allerdings habe seit der letzten Zusammenkunft auf seine Veranlassung hin eine Nachprüfung der Vereinskasse im Rathaus stattgefunden. Als Kassenprüfer habe er den früheren Banker Alois Häckl gewinnen können, der durch entsprechende Tätigkeiten bei vielen Vereinen eine große Erfahrung habe.

Kein finanzieller Schaden entstanden

Häckl machte deutlich, dass er die angeforderten Bankunterlagen und Belege nicht erhalten habe, kontrolliert habe er nur die Kontoauszüge. Er sprach angesichts von rund 20 Buchungen von einer überschaubaren Zahl. Einige Posten, so Häckl, seien aber auffällig gewesen, konkret eine Überweisung an den Schachclub sowie eine Überweisung von 800 Euro auf das Privatkonto des Kassiers. Diese Beträge seien allerdings wieder zurücküberwiesen worden. Nicht weiter kommentieren wollte Häckl die Kosten für Druckerpatronen. Deutlich machte Häckl, dass bei der Kassenführung keine Barvermögen zu Hause vorgesehen seien. Abschließend sagte Häckl auf Nachfrage, dass dem Stadtverband kein finanzieller Schaden entstanden sei. "Eine Entlastung des Kassiers kann ich aus meiner Sicht aber nicht befürworten", so Häckl. Die Mitglieder hatten Paul Trapp aber bereits im November mehrheitlich entlastet.

Anzeige wegen übler Nachrede

Peter Haibach berichtete, dass Trapp ihn und den früheren Bürgermeister Roland Grillmeier wegen übler Nachrede angezeigt habe. "Bislang ist nichts gekommen, ich gehe von einer Einstellung des Verfahrens aus", so Haibach. Im Anschluss verlas Haibach, der seit November provisorisch die Kasse führt, zwei Anträge von Paul Trapp. Dieser forderte die Auflösung des Stadtverbands für Sport und die Vorlage des Kassenberichts für das laufende Jahr. Sollte es nicht zur Auflösung kommen, so wolle Trapp wieder als Kassierer kandidieren - aber nur, wenn Haibach nicht als Vorsitzender bestätigt wird.

In der folgenden Diskussion fragte Jürgen Lang (Minigolfclub) nach dem grundsätzlichen Nutzen des Stadtverbandes. Peter Haibach erwiderte, dass dieser das Bindeglied zwischen Vereinen und der Stadt und mit zuständig für die Verteilung von Geldern an die Vereine sei. Stephan Andörfer (SV Steinmühle) forderte, dass es künftig keine finanziellen Unregelmäßigkeiten mehr geben dürfe.

Erich Tilp (Naturfreunde) fragte, warum Ehrenvorsitzender Wolf-Jürgen Wenkel nicht eingeladen wurde. Haibach entgegnete, dass dieser kein Stimmrecht habe. Zudem verwies er auf Fürsorge wegen einer möglichen Erkrankung. Erich Tilp zeigte sich verwundert, dass keiner etwas gegen die Eskalation in der November-Sitzung unternommen habe. Weiter bedauerte Tilp, dass die Sache nicht schon längst ausgeräumt worden sei. Haibach betonte, dass versucht worden sei, die Probleme aus der Welt zu schaffen: "Aber mit Paul Trapp waren keine Gespräche mehr möglich."

Kritik an Verzögerung

Weiter kritisierte Tilp die Verzögerung der Neuwahlen um ein halbes Jahr. "Ich habe den Verdacht, dass sie ganz bewusst hinausgezögert wurden." Peter Haibach verteidigte den früheren Bürgermeister und machte deutlich, dass der Stadtverband für Sport hier selbstständig gehandelt habe. "Der Termin im Januar war einfach nicht zu halten." Wolfgang Friedl (Schützenverein) forderte mehr Transparenz in Bezug auf Spenden. "Warum gibt es für die Vereine keine Infos, wer und wie viel jeder erhält?" Peter Haibach verwies auf eine satzungsgemäße Verteilung der Spendengelder.

Plädoyer für Fortbestand

Bürgermeister Stefan Grillmeier brach eine Lanze für den Stadtverband, der in bislang fast 50 Jahren hervorragende Arbeit geleistet habe. Hans Kunel, Wolf-Jürgen Wenkel und jetzt Peter Haibach hätten sich viele Verdienste erworben. "Unsere Sportlerehrungen sind jedes Jahr ein Highlight", sagte der Bürgermeister. Er wünschte sich, dass künftig wieder mehr der Sport und das Ehrenamt im Blickpunkt stehen. Grillmeier räumte ein, dass in jüngster Vergangenheit nicht alles glücklich gelaufen sei. "Aber ich hoffe auf das Fortbestehen des Stadtverbands für Sport."

Der Antrag von Paul Trapp zur Auflösung des Verbands wurde von den Vereinsvertretern anschließend einstimmig abgelehnt. Zum Antrag zum Kassenbericht sagte Haibach, dass die Kasse erst zur regulären Jahresversammlung in diesem November vorgestellt werde. Den Antrag ließ er daher nicht zu.

Auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien erklärte Paul Trapp am Dienstag zum Ergebnis der Neuwahlen: "Die Katastrophe geht weiter." Weiter bestätigte Trapp die Aussagen in der Versammlung, wonach er Peter Haibach und Roland Grillmeier wegen übler Nachrede angezeigt habe. Beide seien auch schon von der Polizei vernommen worden, so Trapp.

Belege beim Finanzamt

Zur Nachprüfung durch Alois Häckl hatte Trapp schon im Frühjahr in einem Schreiben mitgeteilt, dass er diesen für befangen halte. Denn Trapps Frau sei einst als Übungsleiterin zurückgetreten, als Häckl Präsident des TuS Mitterteich war. Die Nichtvorlage von Belegen begründete Trapp auf Nachfrage damit, dass diese beim Finanzamt Weiden lägen und geprüft würden.

Barbestände zu Hause zu haben, sei vom Vorsitzenden und den Kassenprüfern jahrelang akzeptiert worden. "Sicherlich etwas unglücklich" nannte Trapp eine Umbuchung von 800 Euro. Wichtig sei aber, dass - wie jetzt in der Versammlung betont worden sei - dem Stadtverband kein Schaden entstanden sei. Dies werde aber durch sein Ausscheiden künftig der Fall sein, so Trapp. Denn er habe sich stets aktiv für den Erhalt von Spenden eingesetzt.

Vertreter von 18 der 19 Mitterteicher Sportvereine waren zur außerordentlichen Sitzung des Stadtverbands ins Sportheim des SV Mitterteich gekommen. Einstimmig votierten sie für eine Beibehaltung des Verbandes, der seit 48 Jahren besteht.
Hintergrund:

Turbulente Versammlung

In der Sitzung des Sportstadtverbands im November 2019 forderte Vorsitzender Peter Haibach die Abwahl des damaligen Kassierers Paul Trapp und die Neuwahl eines Nachfolgers, weil es zu Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Buchungen gekommen sei. Der damalige Kassenprüfer Walter Siller sah diese Forderung jedoch als unbegründet an und Trapp wurde mit 10:4 Stimmen bei zwei Enthaltungen entlastet. Trapp sprach von Vorverurteilung und übler Nachrede, während Siller dem Vorsitzenden und dem Kassierer persönliche Eitelkeiten vorwarf. Laut Siller sei dem Verein kein finanzieller Schaden entstanden, doch wegen der Querelen forderte er den Rücktritt von Haibach und Trapp sowie Neuwahlen. Kritik von Teilnehmerseite hatte es auch daran gegeben, dass es nach dem Rücktritt eines Vorstandsmitglieds im Sommer 2019 keine Ergänzungswahlen gegeben hatte. Am Ende waren die Vereinsvertreter mehrheitlich dafür, im Januar 2020 vorgezogene Neuwahlen des gesamten Vorstands abzuhalten. Dazu war es aber erst jetzt am Montagabend gekommen.

Im Blickpunkt:

Fragezeichen über der Eishallen-Saison

Andreas Dreßel, Vorsitzender des ATS Mitterteich, wollte bei der Versammlung wissen, wie es mit der Eishallen-Saison aussieht. "Wir haben wieder eine Reihe überregionaler Eisstockturniere an Land gezogen." Man wisse selbst noch nicht genau, was an Auflagen alles auf den Verein zukomme. "Fakt ist aber, alle Termine sind fest eingeplant." Bürgermeister Stefan Grillmeier sagte, dass die Stadt in spätestens zwei Wochen die Vorlage für ein Sicherheits- und Hygienekonzept erhalte. "Wir müssen dann schauen, wie das alles umzusetzen ist. Unsere Eishalle wird hervorragend angenommen, wir versuchen alles, dass dort wieder Betrieb herrschen kann." Der Bürgermeister ergänzte, dass die Stadt natürlich auch keine Fehler machen wolle. "Ich bin optimistisch, dass es klappt."

Stadtverbandsvorsitzender Peter Haibach brachte bei der Versammlung eine Neuauflage der Vereinsbroschüre ins Gespräch, die bisherige sei schon fünf Jahre alt. Bürgermeister Stefan Grillmeier sicherte hier eine Prüfung zu.

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