Mitterteich
27.11.2019 - 16:42 Uhr

Vereine lassen Kassier nicht im Stich

Wenn ein Vorsitzender dem eigenen Kassier das Vertrauen entzieht, die Mitglieder dem Finanzverwalter aber mehrheitlich den Rücken stärken, ist das nicht alltäglich. So geschah es beim Stadtsportverband. Nun gibt es vorgezogene Neuwahlen.

Stadtverbandsvorsitzender Peter Haibach fuhr schwere Geschütze gegen Kassierer Paul Trapp auf. Auf Geheiß der Mitglieder wurde Trapp dennoch mehrheitlich entlastet. Bild: jr
Stadtverbandsvorsitzender Peter Haibach fuhr schwere Geschütze gegen Kassierer Paul Trapp auf. Auf Geheiß der Mitglieder wurde Trapp dennoch mehrheitlich entlastet.

In der Tagesordnung war als nichtöffentlicher Punkt die Abwahl des Kassierers Paul Trapp geplant. Öffentlich sollte dann wieder die Neuwahl eines Kassiers sein. Aus beiden Punkten wurde nichts, weil sich die Mehrheit der Vertreter der 16 Sportvereine auf die Seite von Paul Trapp schlug. Trapp wurde mit zehn Ja-Stimmen bei vier Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen mehrheitlich entlastet. Am Ende waren sich alle einig, im Januar vorgezogene Neuwahlen des gesamten Vorstands abzuhalten.

"Üble Nachrede"

Dass die Versammlung turbulent werden würde, war schon mit Blick auf die Tagesordnung klar. Gleich nach der Begrüßung durch Vorsitzenden Peter Haibach forderte Paul Trapp die Absetzung des Tagesordnungspunktes mit seiner Abwahl. Er sprach von Vorverurteilung und übler Nachrede seitens des Vorsitzenden. Seine Begründung habe er schriftlich dargelegt.

Der Vorsitzende beharrte auf der Tagesordnung und machte mit einem ausführlichen Rückblick auf die sportlichen Erfolge der Mitterteicher Sportler weiter.

Mitterteich28.11.2019

Es folgte der Bericht von Kassierer Paul Trapp. Walter Siller hatte gemeinsam mit Lydia Mark die Kasse geprüft und stellte fest, dass die Finanzen in Ordnung sind. Daraufhin beantragte der Vorsitzende eine Einzelentlastung der Vorstandsmitglieder: "Ich will, dass Paul Trapp nicht entlastet wird, wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten. Als Vorsitzender stehe ich in der Haftung."

Prüfung mit Hindernissen

Kassenprüfer Walter Siller war damit nicht einverstanden: "An dieser Schlammschlacht beteilige ich mich nicht." Er zeigte auf, dass die Prüfung zunächst gar nicht möglich gewesen sei, weil der Vorsitzende Unterlagen nicht vorgelegt habe und die Kasse für Trapp gesperrt gewesen sei, er also auch keine Kontoauszüge habe vorlegen können. Erst am 20. November sei die Prüfung möglich gewesen, nachdem der Vorsitzende die Unterlagen vorgelegt habe. "Alle Belege sind vorhanden, alles ist ordnungsgemäß verbucht", bestätigte Siller. Er beantragte, die Sperrung der Konten für den Kassier aufzuheben und ihn zu entlasten. "Wenn Sie mich nicht mehr wollen, wählen Sie mich ab, dann gehe ich mit erhobenem Haupt", sagte Paul Trapp. Walter Siller sprach von persönlichen Eitelkeiten, die schuld daran seien, dass Haibach und Trapp nicht mehr miteinander auskämen. "Ist ein finanzieller Schaden für den Verein entstanden?", fragte Bürgermeister Roland Grillmeier. Kassenprüfer Siller machte deutlich, dass finanziell kein Schaden entstanden sei, doch der Ruf für den Stadtverband arg ramponiert sei. "Beide sollten von ihren Ämtern zurücktreten, wir brauchen einen Neuanfang."

Stellvertreter zurückgetreten

Erst jetzt gab Peter Haibach bekannt, dass stellvertretender Vorsitzender Reiner Summer schon im Sommer zurückgetreten war. Auf Kritik, warum es keine Ergänzungswahl gab, sagte er: "Wir wählen im Herbst 2020 ohnehin, diese Zeit wollte ich überbrücken." Walter Siller kritisierte vehement, dass es keine Vorstandssitzungen gebe, wo diese Themen ausdiskutiert werden könnten. SV-Vorsitzender Roland Eckert forderte Neuwahlen: "Es steht Aussage gegen Aussage." Die Kasse sei in Ordnung, also werde der Kassier entlastet. Trapp habe immerhin 15 Jahre lang ohne Fehl und Tadel seine Aufgabe erfüllt. Ehrenvorsitzender Wolf-Jürgen Wenkel bedauerte die ganze Situation und meinte, dies hätte schon im Vorfeld unter Männern geregelt werden können. Kritik übte er an Haibach, der bereits einen Rechtsanwalt eingeschaltet habe.

"Rechnerisch ist die Kasse in Ordnung, aber sachlich nicht", kündigte Haibach an, Beweise zu liefern. Es sei zu finanziellen Unregelmäßigkeiten gekommen, die am Ende eines Jahres immer wieder ausgeglichen waren. Die Kassenprüfer hatten jedoch nichts zu beanstanden. "Ich werde die Unregelmäßigkeiten, die es gegeben hat, beweisen", sagte Haibach. So habe sich Trapp die Druckerpatronen bezahlen lassen. "Aber das mache ich seit 15 Jahren, es wurde nie beanstandet", wehrte sich der Kassier.

"Unregelmäßigkeiten beweisen"

"Ohne Entlastung des Kassiers wird es im Januar keine Neuwahlen geben", sagte Walter Siller. Die Stimmberechtigten entschieden sich per Akklamation mehrheitlich dafür. Alle anderen Vorstandsmitglieder wurden einzeln einstimmig entlastet. Auf Antrag von Paul Trapp, die Kasse für ihn wieder freizuschalten, sicherte der Vorsitzende das zu. Trapp kündigte auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien an, dass er sich unter einem anderen Vorsitzenden jederzeit als Kassier zur Verfügung stelle. Peter Haibach wollte sich über eine erneute Kandidatur nicht äußern.

Zwischen Stadtverbandsvorsitzendem Peter Haibach (am Pult), Kassenprüfer Walter Siller und Kassierer Paul Trapp (rechts) gab es Streit. Bild: jr
Zwischen Stadtverbandsvorsitzendem Peter Haibach (am Pult), Kassenprüfer Walter Siller und Kassierer Paul Trapp (rechts) gab es Streit.
 
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