Rund 23 Straßenkilometer und 20 Minuten Fahrzeit trennen die Pfarrkirchen von Erbendorf und Waldershof. Geht es nach der Plänen der Diözese Regensburg, könnten die beiden Pfarreien bis zum Jahr 2034 – zusammen mit der Pfarrei Pullenreuth – eine Pfarreiengemeinschaft bilden. Davon ist keine der beiden katholischen Gemeinden begeistert. Das wurde in der Dekanatsversammlung sehr deutlich.
Doch es gibt auch noch viele anderen Fragen, welche die Gläubigen umtreiben. Wo wird der Pfarrer wohnen? Wie sieht es mit Gottesdiensten, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen aus? Was wird mit den Pfarrheimen und Pfarrsälen? Welche Aufgaben können Laien übernehmen? Es gibt jede Menge Fragen, die unbeantwortet sind.
Seit die Diözese Regensburg Anfang des Jahres ihre Pläne für die Zukunftspfarreien bekanntgegeben hat, wird in vielen katholischen Pfarrgemeinden diskutiert. Wie sehr die Pläne die Gläubigen beschäftigen, zeigte der Besuch der Dekanatsversammlung. Thomas Vogl, Dekan und Stadtpfarrer in Waldsassen, konnte im Josefsheim in Mitterteich weit über 100 Pfarrgemeinderäte und Pfarrer aus den 33 Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften im Dekanat Tirschenreuth-Wunsiedel begrüßen.
"Die Zahl der Gläubigen geht zurück und auch bei den Priestern sieht es bei den Nachwuchskräften nicht so rosig aus", sagte Vogl. Was im Umkehrschluss bedeutet: immer weniger Pfarrer müssen sich um immer größer werdende Pfarreien kümmern – mit gravierenden Auswirkungen auf das kirchliche Leben vor Ort.
Zustimmung zu neuem Zuschnitt
Die "Pastorale Planung" sieht vor, die 33 Pfarreien bis 2034 auf 12 zu reduziert. Dabei soll auf die Verkehrsanbindung und die bereits vorhandenen Strukturen geachtet werden. Die geplanten Zuschnitte wurden in den vergangenen Wochen in den Pfarrgemeinderäten besprochen. "Besonders aus den Randbereichen gab es fast durchgehend Zustimmung", sagte Vogl. Ein Beispiel sei die Pfarreiengemeinschaft Bärnau-Schwarzenbach-Hohenthan, zu der künftig Plößberg und Beidl hinzukommen würden. An der westlichen Dekanatsgrenze im Landkreis Bayreuth könnte man sich einen Zusammenschluss aus Weidenberg, Kirchenlaibach, Mockersdorf und Kirchenpingarten vorstellen. Lediglich Schirnding (Landkreis Wunsiedel), welches zu Marktredwitz gehören soll, ist in Oberfranken nicht zufrieden. Die Gläubigen dort würden einen Zusammenschluss mit Waldsassen präferieren.
Längere Distanzen für Gläubige
"Probleme bereitet uns die Mitte", sagte Vogl. So sorgt ein potenzieller Zusammenschluss von Erbendorf, Pullenreuth, Neusorg und Waldershof bei den betroffenen Pfarreien für Bauchschmerzen. "Wir wären viel lieber mit den Pfarreien Krummennaab, Friedenfels und Premenreuth zusammen", sagt Martin Besold, Stadtpfarrer in Erbendorf, im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. Nicht nur der Steinwald trenne die beiden Orte. Allein schon auf kommunaler Ebene habe man bessere Verbindungen zur Nachbargemeinde. So besuchten Kinder aus Krummennaab die Schule in Erbendorf, und Bürger würden zum Einkaufen nach Erbendorf kommen.
Ähnlich sieht es auch die Pfarreiengemeinschaft Waldershof-Poppenreuth. "Das passt einfach nicht", sagte eine Pfarrgemeinderätin aus Waldershof. Favorisiert wird eine Gemeinschaft mit Marktredwitz – auch hier seien beide Orte eng miteinander verbunden. Für den Gottesdienst am Sonntag von Waldershof nach Erbendorf fahren? "Das machen die wenigsten Gläubigen mit."
Bis zu 200 Kasualien
Die Entfernung zwischen den Pfarreien ist eine Problematik, die Dekan Vogl durchaus bekannt ist. Auf die Seelsorger kommen weite Distanzen zu. Zwischen drei bis sechs Pfarreien wird ein Pfarrer wohl künftig leiten müssen. Dass da nicht in jedem Ort an jeden Sonntag ein Gottesdienst stattfinden kann, ist klar. Und auch die Zahl der Kasualien, also der Gottesdienste anlässlich wichtiger Stationen im Leben eines Menschen, steigen pro Geistlichen deutlich an. "Wahrscheinlich werden es zwischen 150 bis 200 Taufen, Kommunionen, Firmungen, Hochzeiten und Beerdigungen sein", gab Vogl einen Ausblick – zusätzlich zu den regulären Gottesdiensten und Angeboten. Hinzu kämen im Schnitt vier bis zehn Kirchenstiftungen und diverse Immobilien, die es zu betreuen gilt. "Da wird man sich die Frage stellen, ob man jede einzelne weiter unterhalten kann und möchte", sagte Vogl.
Keine Eucharistie am Sonntag
Eine Eucharistiefeier wird am Sonntag wohl künftig nicht mehr in jedem Ort möglich sein. Und auch bei Taufen und Beerdigungen müsse man sich darauf einstellen, dass diese nicht mehr nur vom Pfarrer durchgeführt werden können. Kreativität und ein Umdenken seien gefragt. "Wir vertreten die These, dass dort, wo keine Eucharistie am Sonntag stattfindet, dennoch ein Wortgottesdienst angeboten werden soll", sagte Vogl. Der sonntägliche Gang in die Kirche sei für viele die Möglichkeit, mit anderen in Kontakt zu kommen. Er stärke den sozialen Zusammenhalt und halte "das Leben in der Gemeinde aufrecht". Würde es keinen regelmäßigen Gottesdienst geben, könne das kirchliche Leben im Ort womöglich vollständig zum Erliegen kommen. Für diese Idee sprachen sich auch zahlreiche Pfarrgemeinderäte in der anschließenden Diskussion aus. Fahrgemeinschaften oder ein Fahrservice zum Gottesdienst könnten Abhilfe schaffen. Aber auch die Ausbildung von Laien soll wieder in den Vordergrund gerückt werden. Ein Pfarrgemeinderat aus Bad Neualbenreuth sprach die Gottesdiensthelfer an, die es bereits vor über 20 Jahren gegeben habe, die Idee allerdings eingeschlafen sei. "Wenn wir das weiter fortgeführt hätten, wären wir jetzt einen Schritt weiter", sagte er.
Fest steht bereits jetzt: Der Zusammenschluss der Pfarreien erfolgt nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt, sondern immer dann, wenn z. B. ein Pfarrer in den Ruhestand geht oder die Pfarrei verlässt. Mit den Pfarreien, die mit dem Zuschnitt noch nicht zufrieden sind, werde es ein separates Treffen geben, um andere Varianten zu überprüfen. "Ende 2024 sollen die Planungen dann abgeschlossen sein", sagte Pfarrer Vogl.
So sieht die ursprüngliche Planung der Zukunftspfarreien aus
- Wunsiedel, Kirchenlamnitz, Weißenstadt, Marktleuten
- Marktredwitz, Thiersheim, Arzberg, Schirnding,
- Selb, Schönwald
- Waldsassen, Konnersreuth, Münchenreuth, Wernersreuth, Neualbenreuth
- Mitterteich, Pechbrunn, Leonberg
- Tirschenreuth, Wondreb, Großkonreuth, Griesbach, Mähring
- Bärnau, Schwarzenbach, Hohenthan, Plößberg, Beidl
- Krummennaab, Friedenfels, Premenreuth, Falkenberg, Wiesau, Fuchsmühl
- Erbendorf, Pullenreuth, Neusorg, Waldershof
- Kemnath, Kulmain, Immenreuth, Waldeck, Kastl
- Ebnath, Brand, Nagel, Mehlmeisel, Fichtelberg, Oberwarmensteinach
- Kirchenlaibach, Weidenberg, Kirchenpingarten, Mockersdorf
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