Mitterteich
01.01.2020 - 15:44 Uhr

OBA-FED: Wie eine zweite Familie

Ob Kochen, Reiterferien, eine Runde Schwimmen im Sibyllenbad oder individuelle Betreuung: Das Angebot der Offenen Behindertenarbeit und des Familienentlastenden Dienstes ist vielfältig – und schafft Raum für Begegnungen.

Erwin Boesl und Julia Schmeller ist es bei der Einteilung der Mitarbeiter des OBA-FED besonders wichtig, dass die Harmonie mit den Familien stimmt. Bild: fua
Erwin Boesl und Julia Schmeller ist es bei der Einteilung der Mitarbeiter des OBA-FED besonders wichtig, dass die Harmonie mit den Familien stimmt.

Die Offene Behindertenarbeit und der Familienentlastende Dienst (OBA-FED) bilden gemeinsam einen eigenständigen Verein, der an die Lebenshilfe Tirschenreuth angeschlossen ist. Zu den Aufgaben der Beteiligten zählen die Beratung von Familien, denen Menschen mit Behinderung angehören, Assistenz- sowie Betreuungsangebote sowie ein vielfältiges Freizeitprogramm. So schaffen die Verantwortlichen Freiräume für die Angehörigen von Menschen mit Behinderung.

Einen großen Teil des Angebots nehmen die ganzjährig stattfindenen Freizeitaktivitäten ein. Etwa drei Mal wöchentlich veranstalten die Mitarbeiter die verschiedensten Gruppen-Unternehmungen, zwei Mal davon am Wochenende. In den Ferien bietet der Verein fast täglich Unterhaltung. Regelmäßig gehen die Teilnehmenden dann zum Bowling, besuchen den Zoo oder machen Ausflüge in das Sibyllenbad. Bastelnachmittage, Sportstunden und Fahrten ins "Megaplay" sind bei den Jüngeren besonders beliebt.

Reisen nach Kroatien

Hinzu kommen mehrtägige Aktionen. Unter anderem gab es schon einwöchige Reisen nach Österreich, Kroatien oder an die Nordsee. Ein echtes Highlight sind die inklusiven Reiterferien, die die OBA-FED in Kooperation mit der Kommunalen Jugendarbeit ermöglicht. Dort verbringen Kinder mit und ohne Behinderung einige Tage gemeinsam mit den Pferden, wobei auch echte Freundschaften entstehen. Doch nicht nur die Jugend nimmt das Freizeitangebot gerne wahr.

Freundschaft über Generationen

"Durch das vielfältige Programm ist wirklich für jede Altersgruppe etwas dabei, ganz egal, ob jung oder alt", sagt Leiter Erwin Boesl. Dadurch knüpfen die Teilnehmer zudem generationenübergreifende Kontakte: Kinder helfen älteren Teilnehmern und umgekehrt. Für manche sind die Menschen, die sie auf diese Art kennengelernt haben, fast schon eine zweite Familie. "Es ist einfach schön, dass bei uns so viele verschiedene Menschen zusammen kommen und gemeinsam etwas unternehmen", finden die Organisatoren.

Eine weiteres Event ist der Inklusionslauf, der bereits zehnjährigen Bestehen feiern konnte. Stolz sind die Verantwortlichen zudem auf den Erfolg des regelmäßig stattfindenden bayerischen Theaterabends. Die Theatergruppe ist eine Zusammenarbeit mit dem Burschenverein Konnersreuth und gibt Schauspielern mit und ohne Behinderung die Möglichkeit, sich auf der Bühne auszuprobieren. "Die zünftigen Abende kommen sehr gut an, die Eintrittskarten sind jedes Mal ausverkauft", schwärmt Boesl.

Harmonisches Verhältnis

Ein großer Teil der Vereinsarbeit sind die ganzjährig verfügbaren Betreuungsdienste. Hat eine Familie Bedarf an Einzelbetreuungen, können sie mit Erwin Boesl, Julia Schmeller und deren Kollegen Kontakt aufnehmen. Die Verantwortlichen suchen dann einen Helfer, von dem sie glauben, dass er gut zur Familie passt. "Wichtig ist, dass die Chemie stimmt", findet Boesl. Die Betreuer kommen dann zur Familie nach Hause, oder schließen sich oftmals schließen auch Freizeitaktivitäten an.

Den Kern der Offenen Behindertenarbeit und des Familienentlastenden Dienstes bilden die etwa 65 jährlich eingesetzten Ehrenamtlichen. Geht es um Schulbegleitung oder ambulant unterstütztes Wohnen, sind Fachkräfte zum Einsatz. Die sechs hauptamtlichen Bürokräfte koordinieren die Angebote und vermitteln Freiwillige an Familien. Hinzu kommt die Hilfe von Praktikanten. Auch Teile der Selbsthilfegruppe Behinderte und Nichtbehinderte unterstützen die OBA-FED.

Einfach hineinschnuppern

Obwohl die OBA keinen Mangel an Mitarbeitern hat, sind neue Gesichter jederzeit herzlich willkommen. Aus rechtlichen Gründen sollte man volljährig sein, informiert Boesl. Mit Ehrenamtlichen zwischen 18 und 70 Jahren ist derzeit jedes Alter vertreten. Viele der Ehrenamtlichen haben Erfahrung im sozialen Bereich, Voraussetzung ist das aber nicht. "Wer Interesse hat, kann einfach einmal in die Aufgabenbereiche hineinschnuppern und zum Beispiel bei einem Gruppenangebot mitmachen", raten die Mitarbeiter. Neue Helfer haben zudem die Möglichkeit, sich bei Schulungen weiterzubilden. Des Weiteren legen die Verantwortlichen viel Wert auf Gespräche, um Hilfestellungen zu geben und Ansprechpartner zu vermitteln.

Da die Helfer der OBA gut vernetzt sind, kommen immer wieder neue Kooperationen mit anderen Organisationen und Vereinen zustande. So entsteht ein breitgefächertes Programm. "Hier findet wirklich jeder etwas, das er gerne mal ausprobieren oder erleben würde", ist sich Boesl sicher. So bieten zum Beispiel die Pfadfinder oder der Dartclub Interessierten die Möglichkeit, im Rahmen der OBA-Freizeitangebote in ihre Tätigkeiten hineinzuschnuppern. Unterstützung bekommen Boesl und Schmeller regelmäßig von der Volkshochschule, der Kommunalen Jugendarbeit und dem Kreisjugendring. Im Vordergrund der Offenen Behindertenarbeit und des Familienentlastenden Diensts stehen die Freundschaften zwischen Menschen mit und ohne Behinderung sowie der Raum für Begegnungen.

 
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