Mitterteich
15.12.2022 - 12:07 Uhr

Offene Trauerandachten in Mitterteich seit 15 Jahren

Trauernde und Menschen, die anderweitig Schmerz erfahren haben, können einmal im Monat in der Stadtpfarrkirche Mitterteich zusammenkommen. Die offenen Trauerandachten gibt es bereits seit 15 Jahren.

Melanie Hoschopf, Ursula Fröhlich, Carmen Roose, Christa Ott und Doris Dick (von links) stehen hinter den monatlichen Trauerandachten in Mitterteich. Bild: exb
Melanie Hoschopf, Ursula Fröhlich, Carmen Roose, Christa Ott und Doris Dick (von links) stehen hinter den monatlichen Trauerandachten in Mitterteich.

War es anfangs nur ein kleiner Kreis von Teilnehmern, so kommen inzwischen 70 bis 90 Leute zu den allmonatlichen Trauerandachten in die Stadtpfarrkirche St. Jakob. Zum 15-jährigen Bestehen ziehen die Verantwortlichen Bilanz.

Im Dezember 2007 hatte die Pfarrei St. Jakob erstmals zu einem Wortgottesdienst eingeladen, der sich an Trauernde richtete. Hospizbegleiterin Carmen Roose hatte diese Idee von ihrer Ausbildung zur Trauerbegleiterin mitgebracht, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Unterstützung geleistet hätten die damalige Gemeindereferentin Gertrud Hankl und Pfarrer Anton Witt.

Die Verantwortlichen seien sich von Beginn an einig gewesen, dass nicht nur der katholischen Verstorbenen gedacht werden sollte, sondern auch jener anderer Glaubensrichtungen. Somit sei eine „offene Trauerandacht“ entstanden. Um die thematische Ausarbeitung habe sich anfangs überwiegend Gertrud Hankl gekümmert, nach deren Wechsel in die Pfarrei Waldsassen 2012 habe Carmen Roose übernommen.

Selbst geschriebene Texte

Ursula Fröhlich habe Roose seither als Lektorin und mit Ideen unterstützt. Später seien Doris Dick, Christa Ott und Melanie Hoschopf zum Team hinzugekommen. Unterstützung im Bereich IT leiste Gerold Hoschopf. Das Ehepaar Hoschopf übernehme auch die künstlerische Ausarbeitung von Plakaten. Carmen Roose, die 40 Jahre im liturgischen Dienst der Pfarrei St. Jakob stand, schreibe Texte oder Gebete auch schon mal selbst, wenn keine geeigneten Werke gefunden würden. Zudem habe Mesnerin Helga Weiß für die Wünsche des Vorbereitungsteams immer ein offenes Ohr.

"Mit jedem Monat werden es mehr Gottesdienst-Besucher", wird Roose zitiert. "Es kommen auch immer mehr Menschen in unsere Andachten, die zwar keinen Trauerfall hatten, aber von Sorgen und Nöten geplagt ein wenig Ruhe suchen." Roose weiter: "Erfreulich ist, dass auch Trauernde in die Andachten kommen, die man sonst nicht mehr in der Kirche sieht oder die sich vom Glauben abgewandt haben." Alle würden mit eingebunden. Inzwischen seien Leute aus der ganzen Pfarreiengemeinschaft Mitterteich-Steinmühle-Leonberg und darüber hinaus bei den Andachten dabei, die jeweils am letzten Freitag im Monat um 18 Uhr beginnen.

Auf Wunsch würden auch die Namen von Verstorbenen verlesen, die nicht in Mitterteich und Umgebung gelebt haben. Und so würden auch immer mehr Kerzen entzündet und am Ende der Feier zur Muttergottesstatue am Rande des Altars gebracht. "In den Tagen vor der Andacht häufen sich die Anrufe", so Roose. Auch aus entfernteren Orten, wie etwa aus Meran in Südtirol, seien schon Anfragen gekommen.

Nach der Versetzung von Gertrud Hankl sei 2012 auch ein großes musikalisches Problem gelöst worden, so Carmen Roose. Ursula Thoma und später auch Stilla Schuller hätten sich bereit erklärt, die Lieder anzustimmen. Schließlich habe Carmen Roose verschiedene Musikgruppen für die Gestaltung gewinnen können, darunter der evangelische und der katholische Kirchenchor, der evangelische Posaunenchor, die Gruppe "Grazie a Dio" aus Leonberg, die Stubenmusik Burger, der Frauenbundchor und die Stadtkapelle. Auch Solisten und Chordirektor Matthias Schraml an der Orgel hätten die Andachten schon begleitet.

Sehr schwere Zeit

In ihrem Rückblick erinnert Carmen Roose auch an die Coronabeschränkungen. Drei Monate lang hätten keine Andachten gefeiert werden dürfen. Diese Zeit sei für Angehörige sehr schwer gewesen. Denn im Sterben liegende Menschen hätten im Krankenhaus oder Seniorenheim meist nicht mehr besucht werden dürfen und auch nach dem Tod sei ein persönlicher Abschied oft nicht zulässig gewesen. In der ersten wieder erlaubten Andacht seien 86 Namen von Verstorbenen zu verlesen gewesen. "Und das waren nur aktuell in der ersten Welle verstorbene Menschen", so Roose.

Carmen Roose nehme sich nach dem Ende der Andachten stets Zeit, um auf die Teilnehmer zuzugehen und Worte mit ihnen zu wechseln. Das größte Kompliment, das sie im Zusammenhang mit den Trauerandachten bislang erhalten habe, stamme vom ehemaligen evangelischen Pfarrer Martin Schlenk. Er habe in einer Andacht einmal betont: "Hier spricht Herz zu Herzen!"

Die nächste Trauerandacht findet am Freitag, 30. Dezember, um 18 Uhr statt. "Wo zwei oder drei gemeinsam trauern" lautet das Thema der Jubiläumsandacht. Die musikalische Umrahmung übernimmt der katholische Kirchenchor.

 
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