Seit Samstag plätschert das Wasser am Zoiglbrunnen in Mitterteich. In festlichem Rahmen wurde die Zoiglskulptur mit Brunnenanlage am Oberen Markt feierlich enthüllt, eingeweiht und in Betrieb genommen. Nach Neuhaus, Windischeschenbach, Eslarn und Falkenberg ist mit dem Zoiglbrunnen in Mitterteich die Reihe vollendet.
Nass kam es nur aus dem Brunnen, die Feierlichkeiten blieben vom Regen verschont. Eröffnet wurde der Festtag mit einem Festzug vom Historischen Rathaus aus zum Oberen Markt. Es läutete die Rathaus-Glocke, Böllerschüsse wurde abgegeben. Angeführt von der Stadtkapelle zogen die Vereine und Gäste zum Zoigldenkmal. Kurz vor der Skulptur reihte sich Überraschungsgäste ein: Die zehnköpfige "Altneihauser Feierwehrkapelln", sowie die Fränkische Weinkönigin Eva Brockmann und Zoiglprinzessin Tabea Franz.
Skulptur zeigt Konsum
"Die Musik spielt in Mitterteich", sagte Bürgermeister Stefan Grillmeier und spielte damit auf die Stadtkapelle und die "Altneihauser Feierwehrkapelln" an. "Es ist vollbracht: Fünf Denkmäler für den Zoigl. Fünf zueinander gehörende Skulpturen", freute er sich. Grillmeier erinnerte an die lange Vorgeschichte der Verwirklichung. Erstmals angeregt wurde die Idee bereits 2015, konkreter wurden die Pläne 2017. Grillmeier dankte den beiden Initiatoren, Norbert Neugirg, Kommandant der "Altneihauser Feierwehrkapelln", und Zoiglwirt Reinhard Fütterer, von der Schutzgemeinschaft "Echter Zoigl vom Kommunbrauer".
Die Mitterteicher Skulptur zeigt den gemeinsamen Konsum des Zoigls, der die Menschen miteinander verbindet. "Hier sitzen Jung und Alt, Unternehmer, Meister, Arbeiter und Lehrling zusammen und genießen den Zoigl und vor allem die ganz besondere Atmosphäre", sagte Grillmeier. Die Mitterteicher Brautradition hatte ihren Anfang 1516, diese Tradition werde bis heute gelebt. Dank galt auch Künstler Harald Bäumler und seinem Vater Heribert Bäumler, die alle fünf Skulpturen geschaffen haben.
Dann ging der Bürgermeister ging auf die Mitterteicher Brautradition ein, die 1516 ihren Anfang hatte. "Bis 1854 gab es in der Oberpfalz noch 75 Orte mit Kommunbrauereien, heute sind es noch fünf, wusste Grillmeier. "Die Mitterteicher Hausbrauer haben sich zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen und pflegen Geselligkeit und Tradition." Dank zollte er Willi Oppl, seit 27 Jahren Kommunbrauer der Stadt. Besonders freute sich der Bürgermeister, dass heuer der Zoigltag aller Kommunbrauereien am 10. September in Mitterteich stattfinden wird. Mit den Worten "Es spricht sich rum, das glaube mir, am besten ist das Zoiglbier" endete seine Rede.
"Flüssiges Kulturerbe"
Bayerns Finanz- und Heimatminister Albert Füracker bekannte stolz, bei allen fünf Einweihungen der Zoiglskulpturen dabei gewesen zu sein. "Jede Skulptur ist eindrucksvoll und einzigartig", sparte er nicht mit Lob und Anerkennung für den Künstler. "Aber das war es noch nicht", sprach Füracker auf den rund hundert Kilometer langen Radweg an, der die fünf Zoiglorte verbinden soll. Lebendig gehalten wird die Tradition von den 17 Zoiglstuben in den fünf Kommunbrauorten. Der Heimatminister bezeichnete die Zoigltradition als "flüssiges Kulturerbe". Im Anschluss enthüllte Füracker den Zoiglbrunnen. Stadtpfarrer Anton Witt und Julia Merz-Neudert segneten die Brunnenanlage. Bezirkstagspräsident Franz Löffler fand, dass die Zoiglskulpturen ein Sinnbild für das neue Selbstbewusstsein der Nordoberpfälzer sind. "Hier wird die Tradition gelebt, die Menschen stehen zur Heimat", sagte Löffler.
"Zoigl eint die Geschöpfe"
"Zoigl gibt's nur dann und wann, ein Zeichen zeigt den Ausschank an und wo des Zoigl's Stern aufzieht, verschwindet jeder Unterschied. Kommunbraubier eint die Geschöpfe, geschwoll'ne, wirre, helle Köpfe, von bettelarm bis stinkreich, unterm Tisch sind alle gleich. Wer in Deutschland etwas auf sich hält, der kommt als Bayer auf die Welt, und die mit dem meisten Grips und Schmalz, die kommen aus der Oberpfalz", trug Norbert Neugirg vor. "Als Königin vom Frankenwein, ließ ich mich auf das Wagnis ein, mich trotz der Typen, die hier leben (gemeint waren die Altneihauser) in eine Gegend zu begeben, wo man, weil man auf Gott vertraut, den Zoigl trinkt, den man hier braut", antwortete Weinkönigin Eva Brockmann und überreichte Neugirg eine große Flasche Frankenwein, wie beim Frankenfasching versprochen. "Ich bin von der Tradition des Zoigls hier in der Gegend begeistert, das wollte ich unbedingt mal selber erleben", sagte sie gegenüber Oberpfalz-Medien. Nach dem offiziellen Teil feierten die Gäste in der Zoiglstube der Familie Oppl weiter. Beim Festakt dabei war natürlich auch Zoiglwirt Hans Lugert. Für Stimmung sorgte das Trio "Inkognito" mit Reiner Artmann.
Zum Zoiglbrunnen
- Kosten für die Stadt: Rund 60.000 Euro für Brunnenanlage mit Umfeld, erwartete Förderung bis zu 45.000 Euro; Eigenanteil an Skulptur 15.000 Euro.
- Künstler: Die Skulptur schuf Harald Bäumler.
- Installation: Aufgestellt wurde die Skulptur kurz vor Weihnachten 2022
- Weitere Brunnen-Standorte: Eslarn, Falkenberg, Neuhaus und Windischeschenbach
- Projekt: Künftig soll ein Radweg die fünf Zoigl-Sandorte miteinander verbinden
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