Mitterteich
14.02.2019 - 11:11 Uhr

Scherben bringen Kunst

Egal ob Glas, Muscheln oder Flusskiesel: Alles, was Kerstin Rumswinkel an diesen und anderen Materialien in die Finger bekommt, verarbeitet sie kunstvoll in Mosaiken. Etwa 50 Unikate sind jetzt im Museum zu sehen.

„Hugo, der Riesengecko“ ist eines der wenigen Exponate in der Ausstellung, die nicht verkäuflich sind. An „Hugo“ hängt das Herz der Künstlerin deshalb so sehr, weil er eine der ersten Skulpturen gewesen sei, die ihr nach dem Einstieg ins Mosaiken wirklich gelungen seien, wie sie sagt. Bild: tr
„Hugo, der Riesengecko“ ist eines der wenigen Exponate in der Ausstellung, die nicht verkäuflich sind. An „Hugo“ hängt das Herz der Künstlerin deshalb so sehr, weil er eine der ersten Skulpturen gewesen sei, die ihr nach dem Einstieg ins Mosaiken wirklich gelungen seien, wie sie sagt.

Seit Kerstin Rumswinkel in Barcelona das erste Mal mit kleinen Steinchen aus Glas in Berührung kam, ist sie fasziniert vom Mosaiken. Fünf Jahre lebte sie mit ihrer Familie in der Metropole und war dort auch Teilnehmerin bei Workshops im Mosaikatelier "Trozo x Trozo". Zurück in Deutschland, verfeinerte sie autodidaktisch diese filigrane Kunst und brachte es bis heute zum meisterhaften Können - vor allem, was die Gestaltung von Objekten betrifft. Ein Kissen mit einem gläsernen Mosaiküberzug mit Teilchen aus Glas der Sorte "Smalti Veneziani", ihrem Lieblingsmaterial, das auf einem blauen Sessel im Eingangsbereich der Ausstellung drapiert ist, unterstreicht diese Aussage. Von Tiffany-Glas der Firma "Spectrum" aus den USA, Millefioriglas aus Murano und Steinen von Swarovski über vom Meer geschliffene Glasscherben und Muscheln bis hin zu flachen Flusskieselsteinen - all das verarbeitet Kerstin Rumswinkel in ihren Werken.

80 Stunden

Zu sehen ist diese vielfältige Bandbreite noch bis zum 17. März bei der jüngsten Einzelausstellung der Tirschenreutherin im Museum für Porzellan, Glas und Handwerk. 80 Stunden hat sie allein in das erwähnte Kissen investiert. Weit über 2000 winzige Glassteinchen wurden darin verbaut. Überhaupt seien es Skulpturen, die sie derzeit am meisten reizten. Immer feiner arbeite sie, wolle immer realistischere Figuren schaffen, wie sie verrät. Jeden Tag sei sie im Atelier, wo sie auch Kurse anbietet. Was daraus entsteht, ist ebenfalls im Museum zu sehen: Mehrere Vitrinen sind mit Schülerarbeiten bestückt.

Seit sie den Bogen heraus habe, arbeite sie für sich selbst fast nur noch dreidimensional, erklärt Rumswinkel. Eine Erdbeertorte, aus der ein Stück herausgeschnitten ist, mit Schlagsahne obendrauf ist das nächste Objekt, das sie - neben vielen anderen - vor ihrem geistigen Auge sieht. "Die Torte ist schon eine Herausforderung. Aber es lässt sich alles verwirklichen, wenn man lange genug über die Vorgehensweise nachdenkt." Als Herzenswunsch nennt die Künstlerin die Teilnahme an einem Kurs bei venezianischen Meistern der "Smalti Veneziani".

Traurig ist sie, weil "Spectrum Glas" in den USA in Konkurs gegangen ist. Es werde immer schwieriger, Tiffany-Glas dieses Herstellers zu bekommen. Der Oberhausener Großhändler, von dem Kerstin Rumswinkel die Ware bezieht, könne bereits keines mehr in der Farbe Gold liefern. "Spectrum" sei zwar übernommen worden. Doch die Qualität der Gläser sei nicht mehr so gut wie gewohnt.

Aktionstag

Die Künstlerin lädt an diesem Sonntag, 17. Februar, zu einem Aktionstag ins Museum ein. Von 14 bis 17 Uhr weiht sie Interessierte in die Technik des Mosaikens ein. Geöffnet ist das Museum Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, samstags von 9 bis 12 Uhr und sonntags von 14 bis 17 Uhr.

In das Kissen auf dem Sessel hat Kerstin Rumswinkel über 80 Arbeitsstunden investiert. Es besteht aus weit über 2000 kleinen Glassteinchen. Bild: tr
In das Kissen auf dem Sessel hat Kerstin Rumswinkel über 80 Arbeitsstunden investiert. Es besteht aus weit über 2000 kleinen Glassteinchen.
"Waldnaabtal" heißt dieses Werk der Künstlerin. Bild: tr
"Waldnaabtal" heißt dieses Werk der Künstlerin.
Auch "Henry, der Kauz" ist mit Tiffany-Glas belegt. Bild: tr
Auch "Henry, der Kauz" ist mit Tiffany-Glas belegt.
Hier sind verschiedene Gangarten dargestellt. Bild: tr
Hier sind verschiedene Gangarten dargestellt.
Der Goldsteig, gebaut mit „Smalti Veneziani“-Glas und Kieselsteinen. Bild: tr
Der Goldsteig, gebaut mit „Smalti Veneziani“-Glas und Kieselsteinen.
Ein Riesenzuckerl - aber nicht zum Verzehr geeignet. Bild: tr
Ein Riesenzuckerl - aber nicht zum Verzehr geeignet.
"Familie" heißt diese Arbeit schlicht und einfach. Bild: tr
"Familie" heißt diese Arbeit schlicht und einfach.
"Schnittmenge", mit Mosaiken erklärt. Bild: tr
"Schnittmenge", mit Mosaiken erklärt.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.