Mitterteich
08.04.2019 - 13:26 Uhr

Schicksale und Zwangsabgaben

Der Erste Weltkrieg bewegt die Menschen auch mehr als 100 Jahre nach dessen Ende. Monika Beer-Helm und Markus Scharnagl schilderten bei einem gut besuchten Vortrag, wie sich der Krieg in Mitterteich ausgewirkt hat.

Mit Kaffeetassen mit Vereinslogo dankte die Krieger,- Soldaten- und Reservistenkameradschaft Mitterteich Monika Beer-Helm (Mitte) und Markus Scharnagl (Zweiter von links) für ihren Vortrag. Überreicht haben sie Vorsitzenden Wolfgang Danler (Zweiter von rechts), Reservistenbetreuer Robert Hoyer (rechts) und Zweiter Vorsitzender Stefan Badstieber. Bild: jr
Mit Kaffeetassen mit Vereinslogo dankte die Krieger,- Soldaten- und Reservistenkameradschaft Mitterteich Monika Beer-Helm (Mitte) und Markus Scharnagl (Zweiter von links) für ihren Vortrag. Überreicht haben sie Vorsitzenden Wolfgang Danler (Zweiter von rechts), Reservistenbetreuer Robert Hoyer (rechts) und Zweiter Vorsitzender Stefan Badstieber.

Auf Einladung der Krieger-, Soldaten- und Reservistenkameradschaft (KSRK) Mitterteich waren zahlreiche Besucher ins Café des Mehrgenerationenhauses gekommen. Vorsitzender Wolfgang Danler hieß die Zuhörer willkommen und dankte den beiden Heimat- und Familienforschern für die Bereitschaft, Inhalte aus ihrem 2018 veröffentlichten Buch über den Ersten Weltkrieg vorzustellen.

Monika Beer-Helm präsentierte zunächst einen allgemeinen Abriss über den Ersten Weltkrieg, vom Attentat in Sarajewo bis zur Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens im Wald von Compiègne. Markus Scharnagl ging dann auf die ersten fünf Mitterteicher Gefallenen ein. Sie starben im August 1914, wie unter anderem aus Todesanzeigen in der Waldsassener Grenzzeitung und im Tirschenreuther Volksboten hervorging. Außerdem stellte Scharnagl das dramatische Leben von Ilse Böhm vor, die einzige Frau, deren Name auf einem Stein des Mitterteicher Kriegerdenkmals verewigt ist. Sie und der Mitterteicher Apothekersohn Leonhard Böhm wurden im August 1918 kriegsgetraut, Anfang November 1918 starben beide in Belgien an der Spanischen Grippe. Im Zuge des Gedenkens zum Kriegsende meldeten sich laut Scharnagl sogar Forscherkollegen aus Belgien: Sie wollten wissen, warum diese Frau auf einem Heldenfriedenhof vermerkt ist.

Die Situation während des Krieges in Mitterteich beschrieb Monika Beer-Helm dann anhand der Aufzeichnungen des damaligen Marktschreibers Vinzenz Hell. Dieser schilderte etwa die Einrichtung des Lazaretts im alten Mädchenschulhaus und die Unterstützung für die Familien, deren Ernährer gefallen war. Im Zuge von Ablieferungsverpflichtungen mussten die Bürger unter anderem Pferde und die noch raren Autos abgeben. Nur der Arzt durfte sein Fahrzeug behalten. Ab 1916 mussten auch Metall und daraus gefertigte Gegenstände abgeliefert werden, etwa Kupfer, Messinggeschirr, Zinndeckel, Orgelpfeifen und Glocken. Selbst Tischwäsche aus Gasthäusern und sogar Fenstervorhänge aus Amtsstuben wurden später verlangt. Ab 1916 herrschte auch eine Lebensmittelknappheit, ohne Marken gab es keine Waren mehr. Eingeführt wurden auch fleischlose Tage. "In ein deutsches Haus gehörte in dieser Zeit kein Kuchen", hieß es weiter. Bier durfte nur noch maximal drei Prozent Alkohol enthalten. Steckrüben ("Dorschn") wurden zum "täglichen Brot". Der Kriegswinter 1917/18 ging als "Steckrübenwinter" in die Geschichte ein. Zum Abschluss wurde noch der digitalisierte Film über die 800-Jahrfeier in Mitterteich im Jahr 1935 gezeigt. Damals wurde ein selbst für heutige Verhältnisse riesiges Fest gefeiert, mit extra errichteten Stadttoren an den Ortseingängen, einem großen Umzug durch die Stadt und einem Theaterstück mit dem Titel "Die Zeitenwende".

Anerkennender Beifall belohnte Monika Beer-Helm und Markus Scharnagl für ihre Ausführungen. Wolfgang Danler dankte beiden Referenten mit einer eigens gestalteten Kaffeetasse mit Vereinslogo.

Zahlreiche Besucher waren zum Vortrag ins Mehrgenerationenhaus gekommen. Bild: jr
Zahlreiche Besucher waren zum Vortrag ins Mehrgenerationenhaus gekommen.
 
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