Mitterteich
28.09.2018 - 16:44 Uhr

Sprach-Musik und Sekten-Leben

Fünf Frauen sorgen im Mehrgenerationenhaus für einen kurzweiligen Abend. Die Schriftstellerinnen aus der Region geben dabei spannende Einblicke in ihr Leben und überraschen mit so manchen Kuriositäten.

Christa Vogl, Irmtraud Schicker, Sabine Seur, Michele Dusouil-Kuhl und Hildegard Lauth (von links) bekommen für ihre Leseproben im Mehrgenerationenhaus viel Applaus. Bild: ubb
Christa Vogl, Irmtraud Schicker, Sabine Seur, Michele Dusouil-Kuhl und Hildegard Lauth (von links) bekommen für ihre Leseproben im Mehrgenerationenhaus viel Applaus.

Rund 30 Zuhörer begrüßt Karl Haberkorn, der Leiter des Literarischen Arbeitskreises, zu dem besonderen Lese-Abend. Die Idee, das Vorlesen einmal ausschließlich den Frauen zu überlassen, kam von Hans-Günther Lauth, dessen Frau Hildegard selbst schreibt.

Walter Pilsak und Dieter Kannenberg stimmen zunächst mit Musik ein. Lauth stellt dann Michele Dusouil-Kuhl als erste der fünf Schriftstellerinnen vor. Die gebürtige Französin ist in Parkstein zu Hause. "Blitzgedichte" nennt die 62-jährige Autorin ihre Lyrik. Eines erzählt vom beginnenden Herbst. Das andere heißt "Deshalb". Und sie hat es deshalb geschrieben, weil manche Menschen niemals zurückschreiben. Deshalb müsse man diesen Menschen schreiben. Schön klingt diese Poesie. Auch das lärmende Dresden um 6 Uhr morgens ist ein Gedicht wert. Wie die billige und unnötige Keramikeule aus dem Baumarkt, die man dennoch kauft in einem schwachen Moment. Immer schwingt bei Michele Dusouil-Kuhl der klangvolle Akzent mit. "Wegen der Musik der Sprache" trägt sie später ein Gedicht auf Französisch vor.

Sterne gezählt

Hilde Lauth (61) ist Industriekauffrau, Mutter von zwei Kindern, Oma von Zwillingen, Heilpraktikerin und leitet Zen-Meditationen. Hat man da noch Zeit zum Schreiben? Ja, bestätigt die Wiesauerin. In Mundart oder in der Hochsprache berichten ihre Gedichte vom ewigen Leben oder vom bockigen Großvater. Feinsinniger Humor lässt schmunzeln. "Zähle die Sterne am Firmament" habe ihr eine Zen-Meisterin aufgetragen, erzählt sie. Und sie habe gezählt und gezählt. Dabei sei es gar nicht aufs Zählen angekommen.

Sabine Seur, 59-jährige Lehrerin in Kemnath, hat drei Jahre lang bei Turin in einer italienischen Sekte gelebt und alles aufgeschrieben. Sie sei fasziniert gewesen, berichtet die Friedenfelserin. Sie wollte sogar Priesterin in der Sekte werden, in der die Menschen Tiernamen haben und einen unterirdischen Tempel verehren. Sie wäre auch ohne ihren Mann dort eingetreten, aber Robin Seur ging mit, lebte dann drei Jahre mit seiner Frau und weiteren acht Frauen in dieser Sekte. Aber damit nicht genug: Sabine Seur kann auch dichten. "Der weibliche Teil von mir" über das Frau-Sein hat sie verfasst.

Ebenso individuell schreibt Irmtraud Schicker. Die Kreativität der 62-jährigen Kreisstädterin scheint grenzenlos. Sie schreibt sogar "Reisebriefe an ihre Katze". Zwei davon liest sie vor. Und netter kann ein Reisebericht über Ostpreußen nicht gestaltet sein. Zumal Irmtraud Schicker eine professionell wirkende Vorlese-Stimme hat und ihre Lesungen mit lebhafter Mimik untermalt. Viel wird gelacht, als sich das Kätzchen einen Lover sucht, weil Frauchen es wegen der Reisen allein lässt.

Füße auf dem Stuhl

Drei Bücher hat Christa Vogl veröffentlicht. Die Waldeckerin liest aus ihrem neuen Werk "Zwei Pfund Sonne bitte". Vogl sitzt der Schalk im Nacken. Sie setzt sich auf den Tisch, stellt die Füße auf einen Stuhl und beschreibt den Hausmann. Was für ein Gelächter, wenn dieser aus dem Fahrradkettenwechsel wieder einmal einen Volksaufstand macht. Mit der Beschreibung der "alten Frau im Kittel", einer weiteren "Männersache im Wirtshaus" und viel Applaus geht der kurzweilige Abend zu Ende.

Karl Haberkorn überreicht abschließend fünf Blumengebinde an die Autorinnen. Natürlich dankt der AK-Leiter auch dem Team des Mehrgenerationenhauses und allen Mitwirkenden, bevor er die Gäste und die Akteure nach draußen in die Mondnacht entlässt.

Walter Pilsak und Dieter Kannenberg (von links) sorgen für musikalische Begleitung des Literaturabends. Bild: ubb
Walter Pilsak und Dieter Kannenberg (von links) sorgen für musikalische Begleitung des Literaturabends.
 
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