Das Ziel ist eindeutig definiert: „Wir wollen, dass unsere Mitarbeiter mit Behinderung noch mehr im allgemeinen Arbeitsmarkt tätig werden." Darauf verwies der Einrichtungsleiter der Stiftlandwerkstätten St. Elisabeth, Dr. Karl Kick, bei einem Runden Tisch im Mitterteicher Rathaus. Gekommen waren dazu bereits existierende und mögliche Kooperationspartner aus dem Landkreis Tirschenreuth, für die die Bereitstellung eines Außenarbeitsplatzes infrage kommt.
Es sollen mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt entstehen. Auf diesem Arbeitsmarkt bestehen die Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse der freien Wirtschaft. Kick machte deutlich, dass die KJF-Werkstätten (Katholische Jugendfürsorge) an allen Standorten in der Oberpfalz und Niederbayern die Förderung der Inklusion am Arbeitsmarkt ausweiten, so auch in Mitterteich. „Wir möchten, dass die Werkstätte nicht nur als Betreuungseinrichtung für Menschen für Behinderung wahrgenommen wird, sondern auch als Dienstleister und Produktionsstandort sowie als Kompetenzzentrum für die berufliche Bildung und als Spezialist für die Teilhabe von Menschen am Arbeitsleben“, sagte Kick.
Fünf Außenarbeitsplätze
Schon jetzt fördern die Stiftlandwerkstätten Betriebspraktika und sind mit einigen Mitarbeitern an Außenarbeitsplätzen bei Kooperationspartnern engagiert. Sozialpädagogin Tamara Sommer (Stiftlandwerkstätten) betonte, dass die Außenarbeitsplätze sorgfältig und in enger Abstimmung mit den Mitarbeitern ausgewählt werden. „In jedem Fall muss der Arbeitsplatz der Eignung und Neigung der Menschen mit Behinderung entsprechen.“ Die Betreuung übernehmen dabei weiterhin die Stiftlandwerkstätten. „Wir leisten Hilfe, sollte es mal zu einer Krise kommen“, erklärte Sommer.
Aktuell gibt es fünf Außenarbeitsplätze. „Es muss den Betrieben klar sein, dass ein Mitarbeiter aus der Werkstätte nicht 100 Prozent leisten kann“, betonte die Sozialpädagogin. Bürgermeister Stefan Grillmeier verwies auf einen Mitarbeiter am Bauhof, wo dieser seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt werde. Zumeist ist der Mitarbeiter in der Stadtgärtnerei mit tätig. Grillmeier betonte, dass die Menschen mit Behinderung auf ihrer Arbeitsstelle einen festen Ansprechpartner brauchen.
Gute Erfahrungen
Regina Schiffmann (Kindergarten St. Hedwig in Mitterteich) berichtete von durchwegs guten Erfahrungen mit den Außenarbeitsplätzen. „Die Leute sind bei uns gut integriert und die Eltern akzeptieren das. Eigentlich fällt die Mitarbeiterin gar nicht auf.“ Hoteldirektor Harald Bruischütz (Aribo-Hotel Erbendorf) berichtete von neun Inklusions-Arbeitsplätzen in seinem Hotel. Problem sei, „dass die Leute auch Wohnungen in der Nähe brauchen“. Ein weiteres Problem sei oftmals die fehlende Mobilität.
„Berufliche Bildung und lebenslanges Lernen sind gerade auch für Menschen mit Behinderung von größter Bedeutung. Wir orientieren uns seit vielen Jahren an den Zielen und Anforderungen anerkannter Ausbildungsberufe, um den bestmöglichen Anschluss für den allgemeinen Arbeitsmarkt zu bieten“, sagte Kick. Ab Herbst 2023 sollen alle Standorte der KJF-Werkstätten Zertifikatslehrgänge anbieten, die bundesweit von den Kammern und Fachschulen anerkannt werden. Aufbau und Inhalt der Lehrgänge seien mit der Industrie- und Handelskammer, den Handwerkskammern und den Fachschulen erarbeitet worden.
Zertifikat als Assistent
Alle Lehrgänge bieten einen Abschluss, der unterhalb der sogenannten Fachpraktikerausbildungen eingestuft ist. Auch mögliche Anschlussqualifizierungen seien bereits geregelt. Die Zertifizierung umfasse praktische und theoretische Module, die im Betrieb oder in der Werkstätte vermittelt werden. Alle Teilnehmer würden im Laufe der Ausbildung fundierte Fähigkeiten und Kenntnisse erhalten, die in einer Prüfung vor der Kammer oder an einer Fachschule unter Beweis gestellt werden müssen.
Der erfolgreiche Abschluss wird mit einem Zertifikat als Assistentin oder Assistent in den Berufsbereichen Büro, Fahrzeugreinigung, Gastgewerbe, Kindertagesstätte, Lager und Verpackung, Seniorenheim oder Gartenbau bescheinigt. Kick sagte abschießend: „Erst platzieren wir, dann qualifizieren wir.“
Auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien zur Entlohnung der Mitarbeiter mit Behinderung, teilte der Einrichtungsleiter mit, dass die KJF-Werkstätten dazu verpflichtet sind, 70 Prozent ihres Betriebsergebnisses als Entgelt an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auszuschütten. Die Höhe des Lohns werde zum einen nach Lohngruppen, zum anderen nach dem Leistungsgrad ermittelt.
185 Personen mit Behinderung
Alle Mitarbeiter erhalten derzeit ein Grundentgelt von 125 Euro pro Monat. Hinzu komme der leistungsabhängige Steigerungsbetrag. Durchschnittlich, so Kick, erhalten die Mitarbeiter in den KJF-Werkstätten pro Monat 416 Euro. Zum Vergleich: 2020 lag der bundesweite Durchschnitt in solchen Werkstätten bei 211 Euro.
Aktuell sind am Standort in Mitterteich 185 Personen mit Behinderung beschäftigt. 5 Personen haben ausgelagerte Arbeitsplätze, 6 Personen nehmen aktuell am Berufsbildungsbereich teil. Die Werkstätte bietet Arbeit in den Bereichen Küche, Hauswirtschaft, Wäscherei, Metall sowie Montage und Verpackung. In der Förderstätte sind aktuell 29 Personen untergebracht. Sie bieten "Menschen mit Schwerst- und Mehrfachbehinderungen, die den Anforderungen in der Werkstätte nicht gewachsen sind, Lebensraum besonderer Qualität".
Stiftlandwerkstätten St. Elisabeth
- Start: Im September 1993 wurde der Betrieb in Mitterteich aufgenommen.
- Beschäftigte: 260 Mitarbeiter, darunter 185 Mitarbeiter mit Behinderung.
- Arbeitsbereiche: Küche, Hauswirtschaft, Wäscherei, Metall sowie Montage und Verpackung.
- Teil der KJF-Werkstätten: Diese beschäftigt an acht Standorten in Niederbayern und der Oberpfalz über 1500 Mitarbeiter.
- Ziel: Arbeit und Bildung für Menschen mit Behinderung.
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