Münchenreuth bei Waldsassen
01.02.2021 - 15:43 Uhr

Corona bremst die Narren in Münchenreuth fast aus

Münchenreuth steht Kopf. Nicht wegen des Faschingszugs, sondern weil es am Faschingsdienstag keinen Zug in gewohnter Form gibt. Der Lockdown für Faschingsnarren kommt nicht erst am Aschermittwoch wie üblich, sondern ist schon da.

Einen Faschingszug wie in den vergangenen Jahren (im Bild die Veranstaltung 2018) früher wird es dieses Jahr in Münchenreuth nicht geben. Bild: Bernhard Eckstein/exb
Einen Faschingszug wie in den vergangenen Jahren (im Bild die Veranstaltung 2018) früher wird es dieses Jahr in Münchenreuth nicht geben.

Närrisches Treiben und Remmidemmi wie in den Vorjahren war eh nicht geplant. „A bisserl was geht immer“ – so lautete das Motto für die Saison 2021 und so blickte man gespannt auf die Infektionszahlen. Der Faschingsvirus infizierte trotz Corona-Pandemie die Schlüsselcluberer. „Wir haben eine Elf-Tages-Inzidenz von 250 Faschingsinfizierten auf 250 Einwohner“, betonte Vorstand Walter Heindl, „und die Zahlen werden auch nicht zurückgehen bis Faschingsdienstag“.

Die Faschingsthemen und Infektionsketten werden detailliert nachverfolgt. In Videokonferenzen traf man sich seit dem 11.11 um Themen auszuarbeiten und sich auf das Faschingshighlight vorzubereiten. Selbst ein ausgefeiltes Hygienekonzept haben die Schlüsselcluberer schon vorliegen. Hier plante man den Faschingszug als Autokino zu organisieren. Dabei könnten die Besucher mit den Autos am Straßenrand parken und so hätte man den Abstand wahren können. Der Zug wäre dann einfach an allen parkenden Autos vorbeigefahren.

„Vom ersten bis zum letzten Auto und wenn es sein muss wären wir auch bis nach Konnersreuth gefahren“, betont Maximilian Schreyer, der sich wieder um die Themensammlung mit Patrick Männer kümmerte. „Die Vielzahl der Narrenstücke aus dem Stiftland hätten für zwei Züge gereicht“, fügte Männer an. Den Vorschlag in Oberpfalz-Medien zur Durchführung eines Faschingszuges in Konnersreuth, Mitterteich und Waldsassen fanden die Elferräte sehr gut und bezogen dies auch in die Planung mit ein.

Maskenpflicht seit 1972

In der Münchenreuther Faschingsinfektionsverordnung ist im §1 vermerkt, dass am Faschingsdienstag eine Maske zu tragen ist. Die Maskenpflicht im Kappldorf gilt daher schon seit 48 Jahren. „Mit der Maskenpflicht haben wir Jahrzehnte lange Erfahrung“, erklärte Vorstand Heindl. „Ohne Lorven wäre auch dieses Jahr nichts gegangen."

Für den Faschingszug hatte man hochwertige 7.000 FFP-11-Vollgesichtsmasken vom Gesundheitsminister geordert, um alle Gäste damit auszustatten. Leider verzögert sich nach aktuellen Informationen die Auslieferung wegen fehlender Zulassung. „Aber das haben wir schon erwartet“, meinte dazu Einkaufsleiter Tobias Männer: „Uns wurden dafür erstmal vorab 555 Luftballons zugesichert“.

Schnaps für den Elferrat

Tobias Männer kümmerte sich auch um die sogenannten Novemberhilfen. „Das hat einwandfrei funktioniert“, freuten sich die Narren. Hier wurde jeder Elferrat im November jeweils mit einer Flasche Schnaps versorgt, was zu feuchtfröhlichen Elferratssitzungen führte. Manche Elferräte mussten auch schon auf die Dezember- und Januarhilfen zurückgreifen, um nicht bei den Sitzungen im Trockenen zu bleiben.

Der sogenannte A-Wert (A für Alkohol und abgeleitet vom R-Wert für Weiteransteckungen) musste hier ständig nach oben korrigiert werden. Zu Beginn der Sitzung war der A-Wert noch weiter unter 11,0 und stieg stetig mit Dauer der Sitzung auf Wert von über 11. Damit steckten 11 Elferräte im Verlauf einer Sitzung weitere 11 Elferräte mit ihrem feuchtfröhlichen Frohsinn an. Am Folgetage sank der A-Wert aber wieder langsam auf Normalmaß, also auf eine normale Maß Bier.

Verzweiflung groß

Verzweifelt suchten die Schlüsselcluberer nach Auswegen in der aktuellen Pandemie. So stand eine 14-tägige Quarantäne im Vereinsheim im Raum. „Mit einer Ummeldung des Wohnortes und dem Vereinsheim als Erstwohnsitz gilt man doch als ein Haushalt“, gab ein Elferrat zu bedenken. Dann hätte die Elferrats-WG einen Hausfasching im Vereinsheim machen können.

„Des geht nirt guad“, meinte dazu Alexander Hübner. Er schlug vor, dass man die Infektionsschutzverordnung ausnutzt. „Versammlungen zur Begleitung Trauernder sind demnach möglich. Dann machen wir wenigstens das traditionelle Begräbnis von Prinz Karneval.“ Dies lehnten die Elferräte einstimmig ab, da dies traditionell um 24 Uhr ist und damit nach der Ausgangssperre.

Zudem befürchtete man eine große Sauerei wenn mit 1,5 Meter Abstand die Schnapsreste in den Sautrog gekippt werden. Der langjährige Büttenredner Martin Hecht beklagte, dass er sich momentan auch nicht Schick machen kann. Schließlich hätten alle Frisöre bis dahin auch noch geschlossen.

Faschingszug am 29. Februar

„Männer, es hilft nichts“, sagt Hübner, verkündete den „Faschings-Lockdown“ und erklärte: „Wir bleiben alle zuhause und gehen ins Fosnat-Home-Office.“ Mit sinkenden Infektionszahlen und steigenden Temperaturen könnte es doch wieder besser werden. Tobias Männer versprach die sofortige Auslieferung der Februarhilfen, was großen Applaus in der Runde fand.

Der Elferrat beschloss daher eine Verlegung des 49. Faschingszuges auf den 29. Februar. "Wenn es da noch nicht geht, verschieben wir nochmal auf den Gründonnerstag. Dieser fällt auf den 1. April", so die Verantwortlichen weiter. Christian Betzl plädierte gleich für den Gründonnerstag, dann teilen wir grüne Eier aus und am Karfreitag können wir unser traditionelles Fischessen halten.

Josef Hecht begrüßte den Vorschlag. Er hätte dieses Jahr einen leicht bekleideten Narren darstellen müssen. „Da könnte es auch mal wärmer werden“. Das Prinzenpaar Stefanie Hebenstreit und David Wifling stimmten der Verschiebung auch zu. „Wir führen den 49. Zug an. Egal wann dieser noch stattfindet.“

Ganz ohne geht es doch nicht

Nachdem klar war, dass eine Verschiebung notwendig war, beschlossen die Elferräte Maßnahmen für notleidende Faschingsnarren. Als erste Maßnahme wird am Faschingssamstag ein Notfallpaket mit Luftballons und Zuckerlern an alle Münchenreuther Haushalte verteilt. Die Luftballons sind dann dafür bestimmt, um am Faschingsdienstag die Häuser bunt zu schmücken. Vorstand Heindl prüfte den Altbestand und fand 143 Zuckerler im Vereinsschrank, davon eines jedoch schon abgelutscht. „Das reicht“, meinte Hübner.

Münchenreuth bei Waldsassen16.11.2020
Einen Faschingszug wie in den vergangenen Jahren (im Bild die Veranstaltung 2018) früher wird es dieses Jahr in Münchenreuth nicht geben. Bild: Bernhard Eckstein/exb
Einen Faschingszug wie in den vergangenen Jahren (im Bild die Veranstaltung 2018) früher wird es dieses Jahr in Münchenreuth nicht geben.
Hintergrund:

"Fosnatbladl"-Geschichten als Serie in Oberpfalzmedien

„Das Fosnatbladl darf auch nicht ausfallen“ betonte Alexander Hübner im Hinblick auf die Problematik eines Faschingszugs während der Corona-Pandemie. Weil eine Verteilung beim Faschingszug aber nicht möglich ist, gibt es alternative Lösung.

  • In Zusammenarbeit mit Oberpfalz-Medien wird der Schlüsselclub Münchenreuth in der Zeitung eine Serie von 11 Berichten über Faschingsthemen und Narreteien veröffentlichen.
  • Bis zum Faschingsdienstag werden elf Berichte über die, so Faschingspräsident Alexander Hübner, „Spaßetteln aus dem Stiftland“ folgen.
  • Alles darf dann in diesen Berichten, so wie in diesem Beitrag auch, dann aber auch nicht bierernst genommen werden.
 
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