Münchenreuth bei Waldsassen
24.03.2023 - 09:29 Uhr

Nachfahren des Stifters der "Weißen Marter" zu Gast in Münchenreuth

Vor über 300 Jahren ereignete sich bei Münchenreuth eine außergewöhnliche Geschichte. Diese endete glücklich – daran erinnert das Denkmal am Waldrand. Dort kam es nun zu einer besonderen Begegnung.

Bekannterweise nimmt im Kappldorf Münchenreuth der Fasching großen Raum ein. Aber dennoch gibt es auch ein Leben außerhalb der sprichwörtlich Fünften Jahreszeit. Das gilt auch für den Schlüsselclub. Jetzt durften die Mitglieder des Geselligkeitsvereins, der sich laut Satzung um die Pflege des Brauchtums und der dörflichen Gemeinschaft kümmert, Nachfahren von Johannes Adler im Ort begrüßen. Adler war im Jahre 1713 der Stifter des Denkmals.

Die 3,50 Meter hohe Granitsäule, die aufgrund ihrer Art im Stiftland als Alleinstellungsmerkmal gilt, wurde von ihm als Dank für Errettung aus großer Not in Auftrag gegeben.

2013 feierten die Münchenreuther das 300. Weihejubiläum der "Weißen Marter" mit Festgottesdienst und Gartenfest. Zu diesem Anlass wurde damals eine Gedenkschrift erstellt. Seinerzeit machte sich Vorsitzender Walter Heindl auf die Suche, zu diesem Anlass Nachforschungen über die Nachfahren des ursprünglichen Stifters anzustellen.

Längere Recherche

Und nach längerer Recherche, gepaart mit glücklichen Zufällen, wurde dies auch mit Erfolg gekrönt. Heindl konnte den heute in Österreich lebenden Michael Adler ausfindig machen. Zum Jubiläum 2013 war zwar sein Bruder Thomas mit Gattin anwesend. Bis zu einem persönlichen Treffen der ursprünglich geknüpften und in den letzten Jahren gepflegten Kontakte dauerte es nun aber weitere 10 Jahre, bis man sich an historischer Stelle das erste Mal traf.

Für ein paar wenige Tage weilte Michael Adler mit seiner Familie im Stiftland. "Da war es für den Schlüsselclub eine Selbstverständlichkeit, dass man sich auf die Wegstrecke des damaligen Ereignisses machte", erzählt Vorsitzender Walter Heindl.

Mit Geldsack auf der Flucht

Johannes Adler, ein Kaufmann, war 1713 auf Geschäftsreise und auf dem Rückweg in seine Heimatstadt Eger. Als Übernachtungsort vor der letzten Reiseetappe wählte er das Gasthaus in Münchenreuth. „Finstere Gesellen hatten es damals auf seinen Geldsack abgesehen und er musste bei Nacht fliehen“, erinnert Heindl an das Geschehen damals. „Dies bemerkten die Schurken und stellten ihm nach.“

Auf der Flucht kletterte er der Überlieferung zufolge am Waldrand auf einen Baum, um dort unentdeckt zu bleiben. Unter großer Angst legte er das Gelöbnis ab, wenn er aus dieser misslichen Lage unbeschadet herauskomme, dann würde er eine Gedenksäule stiften. „Und weil es so eintrat, steht heute die ,Weiße Marter’ an diesem Ort.“

Die 8. Generation

Im heutigen Gasthaus Schreyer, dem damaligen Ort des Geschehens, kehrten die Mitglieder des Schlüsselclubs gemeinsam mit der Familie Adler ein. Michael Adler selbst war 1978 mit seiner Mutter bisher nur einmal zu Gast in diesem Wirtshaus. Ein Eintrag im Gästebuch des Gasthauses Schreyer zeugt davon: „Michael und Margot Adler, Lofer, Land Salzburg, Österreich“ – so war der Eintrag unterschrieben.

Wie Walter Heindl auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien erklärt, war dies 2013 für weitere Recherchen der weitere Hinweis. „Ich habe ihn von Günther Schreyer erhalten“, so Heindl über den Wirt. „Ich habe in Lofer angerufen und durch glückliche Zufälle, über die Schwägerin von Michael, bin ich dann an seine Telefonnummer gekommen“, erinnert sich Heindl. „Seitdem wird wir jährlich in Kontakt“, verrät Heindl über die E-Mails und die alljährliche Weihnachtspost. Heindl weiß auch, dass ein Ölgemälde der "Weißen Marter" bei den Adlers daheim im Hausflur hängt, "ein Erbstück", so Heindl.

Der dritte Besuch in Münchenreuth

Michael Adler war nach den Worten von Heindl nur noch einmal im Jahr 1995 mit seiner heutigen Frau im Stiftland. "Das hatten wir in Münchenreuth gar nicht mitbekommen." Jetzt, beim dritten Besuch des Österreichers an dem für ihn besonderen Ort, hatte Walter Heindl das erste Treffen mit dem Schlüsselclub initiiert.

Wie damals 1978 trug sich Adler auch bei dieser Einkehr in das Gästebuch des Gasthauses Schreyer ein. „45 Jahre nach meinem ersten Besuch der ,Weißen Marter' schau ich wieder mal nach dem Rechten und stelle mit großer Freude fest, dass dank der unermüdlichen Aktivitäten des Schlüsselclubs die Säule und deren Schutzhaus in bestem Zustand und ein Schmuckstück in dieser schönen Gegend ist.“

Mit seinem Sohn Gregor war nun auch die 8. Generation nach dem Stifter mit dabei. Anhand eines Stammbaumes konnte man die Ahnentafel anschaulich zurückverfolgen. Beide Seiten waren sich sicher, dass dies nicht das letzte Treffen der Schlüsselcluberer mit der Familie Adler war – und dass diesmal nicht wieder so viele Jahre bis zum Wiedersehen vergehen werden.

Münchenreuth bei Waldsassen28.10.2022
 
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