Muschenried bei Winklarn
19.10.2020 - 14:02 Uhr

Muschenried braucht ein Dorfgemeinschaftshaus

Mit deutlichem Ergebnis bestätigen die Bürger von Muschenried den Bedarf für ein Dorfgemeinschaftshaus. In einer Versammlung werden die Meinungen auf digitalem Weg gesammelt – abgestimmt wird per Handy.

Groß war das Interesse an der Infoversammlung, in der die Wünsche rund um ein mögliches Dorfgemeinschaftshaus für Muschenried abgefragt wurden. Und rund 50 nutztendie Gelegenheit, ihre Ideen per Handy zu übermitteln. Bild: amö
Groß war das Interesse an der Infoversammlung, in der die Wünsche rund um ein mögliches Dorfgemeinschaftshaus für Muschenried abgefragt wurden. Und rund 50 nutztendie Gelegenheit, ihre Ideen per Handy zu übermitteln.

Das Treffen über eine Einfache Dorferneuerung in Muschenried führte knapp 90 interessierte Bürger in die Festhalle nach Schneeberg. Bürgermeisterin Sonja Meier erläuterte, dass für die Ortschaft im Jahr 2022 die offizielle Einleitung eines Dorferneuerungsverfahrens durch das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) geplant ist, um ein Gemeinschaftshaus zu schaffen. Der Markt hat einen entsprechenden Antrag bei der Behörde gestellt.

Muschenried bei Winklarn16.08.2020

Bauoberrat Martin Stahr (ALE) verdeutlichte, dass es Ziel der Dorferneuerung für Muschenried sei, den Gemeinschaftsgeist zu erhalten und Strategien für die Zukunft zu erarbeiten. "Aber es gibt keine Dorferneuerung ohne Bürgermitwirkung", versprach er. Die Meinung der betroffenen Bürger sei die größte und wichtigste Ebene der Organisationsstruktur.

In der sogenannten "Einfachen Dorferneuerung" können Einzelprojekte ohne Flurbereinigungsverfahren aufgenommen werden, so Stahr. Mit dem Antrag der Kommune beim ALE, der Aufnahme in das Arbeitsprogramm, den Vorgesprächen mit Bürgermeisterin, Verwaltung und Markträten und mit der Informationsversammlung für die Bürgerschaft seien die ersten Hürden schon genommen. Als Förderhöhe stellte Martin Stahr für Vorbereitung und Prozessbegleitung 57 Prozent und für alle weiteren Maßnahmen 52 Prozent, maximal aber 800 000 Euro Förderung, in Aussicht. Wenn die Bewilligung reibungslos läuft, könne 2023 mit dem Baubeginn gerechnet werden.

Mit einer Bilder-Präsentation zeigte Martin Stahr verschiedene erfolgreich abgeschlossene Dorferneuerungsprojekte. Dabei waren auch mehrere Varianten von Dorfgemeinschaftshäusern zu sehen. Ebenso wurden Beispiele für die Renaturierung von Gewässern zur Schaffung von Freizeitanlagen, Gebäudesanierung sowie Dorfplatz-Neugestaltungen zu sehen.

In der Einladung zur Versammlung waren die Bürger gebeten worden, zum Termin ein internetfähiges Handy mitzubringen. Auf den Sitzplätzen fanden sie die Zugangsdaten zu einem Online-Fragebogen vor. Per QR-Code wählten sich rund 50 Teilnehmer ein und konnten die Fragen anonym beantworten. Das Amt für ländliche Entwicklung beschritt bei dieser Versammlung erstmals diesen neuen Weg zur Bürgerbeteiligung.

Gleichzeitig soll eine Vielzahl von Stimmungsbildern, Meinungen und Ideen eingefangen werden, die Ergebnisse visualisiert und somit die Beteiligung und Einbindung der Bürger vor Ort trotz Corona ermöglicht werden. Martin Stahr zeigte sich sichtlich erleichtert, als beim Probelauf mit der Frage nach dem Alter sofort das erste Balken-Diagramm erschien. Die Technik, sei es der Handyempfang oder die Zuverlässigkeit der W-Lan-Zugänge, sei hier immer für eine Überraschung gut, so der Bauoberrat. Mitbürger, die nicht so technik-affin sind, konnten den Fragebogen auch schriftlich ausfüllen und bei der Versammlung abgeben.

Ideen und Wünsche gesammelt

Gemeinschaftsgeist erhalten

Sehr deutlich fielen die Antworten auf die Frage aus, ob Muschenried einen Platz zum Verweilen und für Feste braucht. Der Bedarf für ein Dorfgemeinschaftshaus wurde eindeutig bestätigt. Aus 68 gegebenen Antworten sprachen sich 42 für ein Dorfgemeinschaftshaus am Ortsrand aus, 13 Mal wurde eine Errichtung im Ortszentrum gewünscht. 36 Teilnehmer votierten dafür, für das Projekt ein bestehendes Anwesen zu sanieren, 25 Teilnehmer favorisierten einen Neubau. Um einem beauftragten Büro Hinweise und Vorgaben für den Planungsprozess zu geben, schlossen sich Fragen zur Gestaltung an. So wurden die gewünschte Anzahl der benötigten Räume, die Ideen für ein mögliches Nutzungskonzept oder auch die von den Bürgern geschätzten Baukosten abgefragt.

Beteiligung digitalisieren

Jeder der Versammlungsteilnehmer konnte das Meinungsbild visuell verfolgen. Nach jeder Frage zeigten sich sofort die entsprechenden Diagramme an der Leinwand. Martin Stahr zeigte sich sehr zufrieden mit dem Ablauf und dankte den Teilnehmern für ihre Bereitschaft, diesen neuen Weg zu beschreiten. Das Feedback von 48 zu 1 für die Zweckmäßigkeit einer solchen Online-Variante der Bürgerbefragung zeigte deutlich, dass diese neue Art der Meinungsbildung angenommen wurde. "Der verstärkten Digitalisierung von Beteiligungsprozessen und der Nutzung neuer Kommunikationskanäle steht nichts mehr im Wege", schloss der Bauoberrat daraus.

Es gibt keine Dorferneuerung ohne Bürgermitwirkung.

Bauoberrat Martin Stahr

Bauoberrat Martin Stahr

Hintergrund:

Verschiedene Wege zu Zuschussgeldern

Bauoberrat Martin Stahr informierte bei der Versammlung, dass bei einer Dorferneuerung auch private Maßnahmen in den Genuss einer Förderung kommen können. Kleinstunternehmen, die vor allem der Daseinsversorgung dienen, können ebenfalls unterstützt werden. Mit der Initiative "Innen statt Außen" eröffnet sich außerdem für Gemeinden eine Möglichkeit, Fördergelder abzuschöpfen. Eigenleistungen könnten bei der späteren Abrechnung mit einfließen. Diese würden nach den Sätzen des Maschinenringes abgerechnet. (amö)

 
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