"Dies Gotteshaus zum Sct Stephan ist anno 1538 ausgemalt worden." Ein Stein mit dieser Inschrift und der Jahreszahl 1538 bildet den ältesten Nachweis auf eine Kirche in Muschenried. Er befindet sich hinter dem Bild der sechsten Kreuzwegstation. Die Expositurkirche ist dem Erzmärtyrer Stephanus geweiht und begeht ihr Kirchenpatrozinium am zweiten Weihnachtsfeiertag. In diesem Jahr kann die Kirchengemeinde von Muschenried auf 95 Jahre Expositur zurückblicken. Deren Kirchengeschichte war wechselvoll und lässt weit in die Vergangenheit zurückblicken.
Ältester Pferdepatron
"Stephanus wurde nicht aufgrund seines Lebens oder der Legende, sondern wegen der Zeit seines Festes der älteste Pferdepatron. Als solcher im Früh-Mittelalter, vielleicht auch anstelle einer heidnischen Gottheit verehrt. Besonders bäuerliche Nebenkirchen werden dem Ross-Schutzheiligen geweiht worden sein" (Quelle: Lehner). Der Autor erwähnt dann im Folgenden auch die Stephanus Kirche in Muschenried. Wer war Stephanus? Er lebte als jüdischer Christ in Jerusalem und zwar zusammen mit anderen von der jungen Gemeinde zum Diakon ernannt worden. In der Apostelgeschichte wird er als glänzend begabter Redner und auch als begnadeter Visionär beschrieben. Die Befähigung zum hervorragend geführten Disput sollte ihm schließlich noch zum Verhängnis werden. Seine Verkündigung der Frohbotschaft führte zu einem enormen Anstieg der Anhängerschar der Lehre Jesu. Die Juden in der Synagoge waren von dieser Entwicklung empört und beriefen Stephanus vor die Versammlung im Hohen Rat. In seiner leidenschaftlichen Rede ließ Stephanus die ganze jüdische Geschichte von den Patriarchen bis zu Moses, über die Propheten bis hin zu Jesus entstehen.
Seine Verteidigungsrede wandelte sich zur Anklagerede, in der er den Gesetzeslehrern die Halsstarrigkeit des auserwählten Volkes, das die Gnadenführung Gottes nicht erkannte, vor Augen führte. Stephanus war voll des Heiligen Geistes, sah gen Himmel und rief: "Ich sehe den Himmel offen. Eine Darstellung dieser Szene ist im Muschenrieder Gotteshaus auf dem Hochaltar zu sehen. Die Juden hielten sich die Ohren zu, stießen den Gotteslästerer zur Stadt hinaus und dort erfolgte ohne die Anrufung eines Gerichts die Lynchjustiz. Das Volk steinigte ihn, weil er es gewagt hatte, Jesus neben Gott zu stellen. Er war der erste Zeuge, der für Christus den Martertod auf sich nahm, deshalb die Bezeichnung Erzmärtyrer. Die dann einsetzende Christenverfolgung zerstreute die Mitglieder der jungen Gemeinde in alle Himmelsrichtungen.
Bekannte Bildnisse und Darstellungen von Stephanus sind in vielen Hauptstädten Europas zu finden. Er ist Patron von vielen Ländern und Orten und der verschiedensten Gewerbe, wie Kutscher, Pferdeknechte, Schneider und Zimmerleute. Er wird angerufen bei Kopfweh, Seitenstechen und ähnlichen Leiden. Wie eingangs erwähnt, ist der Heilige der "älteste und patroziniumsgeschichtlich hervorragendste Pferdepatron". An seinen Festtag werden in manchen Gegenden deshalb Umritte vorgenommen.
Die Expositur Muschenried lädt alle Gläubigen der Region zum Festgottesdienst am Mittwoch, 26. Dezember, um 10 Uhr ein.













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