Das Jahr 2020 begann für die Ameisenfreunde mit einem großen Verlust. Am 29. Januar ist der Ehrenvorsitzende der Ameisenschutzwarte Bayern, Peter Bartke, verstorben. Er führte die Ameisenschutzwarte vom 27. Mai 1990 bis 2. Juli 2006. Bartke hatte den Schutz der Ameisen immer als Aufgabe zum Erhalt der Lebensgrundlagen kommender Generationen verstanden. Von 1985 bis 2019 war er als Ausbilder tätig, vor allem im Bereich der Artbestimmung von Ameisen. 1989 organisierte er die Übernahme der Sammlung von Professor Karl Gößwald aus Würzburg, welche die Grundlage für das bayerische Informationszentrum für Ameisenkunde in Nabburg ist und welches er zusammen mit Hubert Fleischmann leitete.
Wegen der Corona-Pandemie mussten alle Veranstaltungen, auch die geplanten Ausbildungsseminare in Nabburg und Grünwald bei München, abgesagt werden. Unter erschwerten Bedingungen wurden die auf Baustellen vorhandenen Waldameisenvölker umgesiedelt. Um sich selber vor Ansteckung zu schützen, arbeiteten die Ameisenheger meist alleine oder in großen Abständen, was einen enormen körperlichen Einsatz bedeutete. So konnten 136 Waldameisenvölker aus Baustellen vor der Zerstörung gerettet werden. Die Koordination der Einsätze erfolgte von Nabburg aus. Unter anderem waren die Einsätze an der A 3 beim Ausbau von Erlangen bis zum Biebelrieder Kreuz, bei der Erweiterung einer Kiesgrube in Penzing, beim Bau der Umgehungsstraße von Vilshofen bei Passau, beim Kreisverkehr bei Hammelburg, beim Ausbau der B 2 bei Pappenheim und beim Ausbau der Staatsstraße bei Schönsee. Seit 1985 hat sich die Zahl der geretteten Völker auf 3212 erhöht. Die Fachleute gehen davon aus, dass etwa 90 Prozent der Tiere die Umsiedelung überlebt haben. Dies ist als beachtliche Leistung für den Erhalt der Artenvielfalt in der Heimat zu werten.
Effektive Verbindung
Durch den Zusammenschluss der Ameisenschutzwarte Bayern und des Ameisenschutzvereins Hirschberg entstand mit fast 1 000 Mitgliedern der stärkste Verband zum Schutz der Krabbler in Deutschland. Dies ist eine sehr gute Grundlage, auch in Zukunft schlagkräftig zum Erhalt der Lebensgrundlagen für die kommenden Generationen arbeiten zu können. Erfreulich empfindet es der Verein, dass der Zuspruch für die Tätigkeit der Ameisenfreunde vor allem bei jungen Menschen sehr groß ist. Dies zeige sich in der Tatsache, dass regelmäßig Beitritte zu verzeichnen sind.
Zurzeit werden in Bayern 13 344 Standorte von Waldameisenvölkern und viele Lebensräume anderer Ameisenarten betreut. Die erhobenen Daten werden im Bayerischen Informationszentrum für Ameisenkunde in Nabburg gesammelt und ausgewertet. Dies dient vor allem bei Baumaßnahmen und anderen Eingriffen in die Lebensräume der Ameisen zur raschen Hilfe.
Manchmal auch machtlos
Allerdings müssen die Ameisenfreunde seit einigen Jahren feststellen, dass in vielen Gegenden Bayerns teilweise große Kolonien aussterben. Da sich dies meist in den Wintermonaten vollzieht, gehen sie davon aus, dass die Völker verhungert sind. Die Ursache ist nach derzeitigen Erkenntnissen das fehlende Nahrungsangebot von Insekten. Hier sind die Helfer nahezu machtlos. Durch das Sterben der Ameisen fehlt vielen Vögeln die Nahrung für die Aufzucht ihrer Brut, was auch zum Rückgang vor allem der Singvögel in den betroffenen Gebieten führt.
Die Akzeptanz des Infozentrums ist ungebrochen. Eine große Aufwertung erfuhr die Einrichtung durch den Besuch von Professor Bert Hölldobler. Er ist zusammen mit dem Forscher Edward O. Wilson einer der bekanntesten und führenden Wissenschaftler in Sachen Ameisen weltweit. Er übergab der Nabburger Sammlung eine Vielzahl von Unikaten. Derzeit sind 16 094 Bücher und Schriften zugänglich und können ausgeliehen werden.
Vorläufiges Programm
- 12. April Jahreshauptversammlung in Nabburg.
- 17. April in Rückersdorf, 24. April in Nabburg, 1. Mai in Mitterteich und am 8. Mai in Neunburg vorm Wald Ausbildung zum Ameisenpfleger/-heger.
- 13. Mai Tag der Natur im Landkreis Schwandorf. Die gemeinsame Exkursion der Naturschutzverbände Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz und Ameisenschutzverein führt durch das Lindauer Quellmoor im Schönseer Land. Die Leitung hat Werner Schuler (LBV-Kreisgruppe Schwandorf).
- 18. Juli unter dem Motto „Kleine Krabbler Bayerns – Ameisen in Hof und Garten“ ein Vortrag im Oberpfälzer Freilandmuseum mit anschließender Führung.
6. August unter dem Motto „Der Natur auf der Spur“ Spaß und Spiel mit Kindern im Stadtwald von Neunburg vorm Wald bei Pissau.
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