Milde Temperaturen, Regenfälle und kaum Bodenfrost lassen die ersten Kröten, Frösche und Molche auf Wanderschaft gehen. Ehrenamtliche vom Bund Naturschutz (BN) retten allein in Bayern jährlich über eine halbe Million Amphibien vor dem Straßentod. Auch im Landkreis Schwandorf werden wieder Amphibienzäune an Straßen aufgebaut. "Ohne dieses Engagement wären schon viele Populationen der bedrohten Tiere ausgestorben", so der BN in einer Pressemitteilung.
"Jeder kann mitmachen und Lurche retten", so die Naturschützer, die gleichzeitig an die Autofahrer appellieren, jetzt besonders rücksichtsvoll zu fahren. Und auch Landwirte werden gebeten, auf Gülleausbringung und Wiesenpflege vor den Amphibienzäunen zu verzichten. Denn ab einer nächtlichen Temperatur von circa fünf Grad Celsius geht es los. Besonders bei regnerischem Wetter wandern die fortpflanzungsbereiten Kröten, Frösche und Molche zu ihren Laichgewässern. Dort finden Balz, Paarung und Eiablage statt. „Grasfrosch und Erdkröte sind sehr früh im Jahr unterwegs. Sie wandern zuerst. Teich- und Seefrosch marschieren etwas später los. Und dazu kommen noch andere Amphibienarten. Ganz genau lässt sich das aber nicht vorhersagen, denn auch Frost und Trockenheit können die Wanderung mehrmals unterbrechen.“, erklärt Oskar Deichner, Biologe bei der BN-Kreisgruppe Schwandorf.
Doch der Weg vom Winterquartier zu den Laichgewässern ist gefährlich. Oft müssen die Amphibien Straßen überqueren und laufen dabei Gefahr, massenhaft überfahren zu werden. Gerade im direkten Umfeld der Laichgewässer kann die Anzahl überfahrener Tieren so groß werden, dass die Existenz ganzer Populationen auf dem Spiel steht. Um die Amphibien vor dem Straßentod zu schützen, helfen insgesamt 6000 Freiwillige und retten jährlich bis zu 700.000 Amphibien. Dort, wo sichere Durchgänge fehlen, werden Schutzzäune an Straßen aufgebaut.
Kröten, Frösche und Molche wandern vorwiegend dicht am Zaun entlang und fallen dann in die Fangeimer, die in regelmäßigen Abständen ebenerdig im Boden versenkt sind. „Die Amphibien-Retter leeren mehrmals täglich die Eimer, notieren die gefundenen Tierarten sowie deren Anzahl, und tragen die Lurche anschließend über die Straße. Dadurch können die Daten gut mit denen des Vorjahres verglichen werden“, erklärt Deichner. Über die Jahre hinweg wird so deutlich: Die Tiere haben es regional schwer, stabile Populationen aufzubauen. „Frühere Allerweltsarten, wie der Grasfrosch, werden immer weniger, und andere Arten, wie die Gelbbauchunke, verschwinden gebietsweise ganz“, bedauert Arnold Kimmerl, stellvertretender Vorsitzender des BN Schwandorf. Deshalb sei jede Hilfe wichtig.
Nicht nur Straßen sind laut BN eine Gefahr für die Amphibienwanderung. Unglücklicherweise falle jedes Jahr die Hauptwanderzeit der Tiere bei stärkeren Regenereignissen mit der Gülleausbringung und Wiesenpflege der Landwirte zusammen. "Für die Tiere, die sich tagsüber in der Wiese verstecken, ist das Striegeln oder Walzen der sichere Tod", bedauern die Naturschützer. Gülle mit ihrer ätzenden Wirkung könne aufgrund der empfindlichen Amphibienhaut noch Tage nach der Ausbringung deren Gesundheit gefährden. Der BN bittet deshalb Landwirte, die Wiesenpflege und Gülleausbringung vor den Zäunen auf die Zeit nach der Amphibienwanderung zu verschieben. Beim BN könnten sich die Bauern auch zeitnah über die Wanderbewegungen an den einzelnen Übergängen informieren.
Bund Naturschutz appelliert an Autofahrer
- Tempo: Der BN bittet alle Verkehrsteilnehmer, sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen an den
Amphibienzäunen zu halten, auf Helfer zu achten, die Tiere einsammeln und generell das Tempo an Teichen oder Feuchtgebieten zu reduzieren. - Hinweise: Wer eine Stelle entdeckt, an der viele Amphibien überfahren werden und an der kein Schutzzaun errichtet wurde, kann dies melden unter amphibien[at]bund-naturschutz[dot]de
- Wanderwege: Unter folgendem Link finden sich sämtlich bekannten Routen der Amphibien: www.bund-naturschutz.de/tiere-in-bayern/amphibien/wanderwege .
- Statistik: Seit 20 Jahren wird die Zahl der Amphibien beim BN registriert. Die meisten, nämlich 6459 wurden 2012 gezählt, 2018 waren es 2443. Für die folgende Jahren liegen noch keine Daten vor.
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