"Die Schließung von allen SB-Bereichen in der Zeit von 23 bis 6 Uhr morgens ist rein der Sicherheit geschuldet, nachdem die Sprengung von Geldautomaten mit einer Dynamik sondersgleichen Fahrt aufgenommen hat", rechtfertigt Bernhard Werner, Vorstandssprecher der VR Bank Mittlere Oberpfalz, diesen Schritt. Er betrifft alle 13 Filialen im Landkreis Schwandorf und den ebenfalls zum Gebiet gehörenden Standort Tännesberg im Nachbarlandkreis. Mit dem Argument, dass alle bekannten Geldautomaten-Sprengungen nachts stattgefunden haben, hat sich auch die Sparkasse mit ihren insgesamt 41 Geldautomaten im Landkreis zu diesem Schritt entschieden.
"Ebenso haben wir auch unsere Geldautomaten mit Färbesystemen ausgestattet", meldet die Sparkasse auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. Das ging nun relativ schnell, nachdem es Ende Juni den ersten Fall einer Geldautomaten-Sprengung in Wernberg-Köblitz gab. Allein der Sachschaden wurde am nächsten Morgen auf rund 200 000 Euro geschätzt. "Alles war total verwüstet, jetzt gibt es dort eine Container-Landschaft", beschreibt Werner die Folgen. Viel gravierender war allerdings die Tatsache, dass sich im Stockwerk über der betroffenen Bank 14 Hotelgäste befanden. Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt ermitteln deshalb zusätzlich wegen versuchten Mordes. Doch die Bankräuber, die meist zwischen 2 und 4 Uhr morgens zuschlagen, sind offensichtlich schwer zu fassen.
Lange verschont geblieben
"Deutschlandweit stehen die Geldautomaten-Sprengungen schon länger im Fokus", so der Schwandorfer Sparkassen-Sprecher Michael Licha. "Unsere Region blieb lange Zeit verschont, aber in den letzten Monaten traten diese Sprengungen auch in unserer Region vermehrt auf." VR-Bank-Vorstandssprecher Werner berichtet von einem Gespräch im Innenministerium in München, bei dem man deshalb übereingekommen sei, in einer Selbstverpflichtung aller Bankengruppen den Zugang zum SB-Bereich für einige Stunden in der Nacht zu blockieren.
"Ich würde das als Schutzwall bezeichnen", erklärt Werner die Hintergründe: "Wenn der Täter erst die Scheibe einschlägt, dann verursacht er Lärm. Da ist alles Minutensache, und es dauert einfach auch länger, bis er an die Geräte rankommt." Es gehe einfach darum, den Tätern den Zugang zu erschweren, so die Devise bei den Sparkassen im Landkreis Schwandorf.
Auch Werner kündigt an, dass nun sukzessive mit Einfärbe-Systemen nachgerüstet wird. "Da werden dann bei jeder größeren Erschütterung die Scheine unbrauchbar", stellt er klar und verweist auf neuere Systeme, bei denen dies ohnehin bereits Standard sei. "In Orten wie Leonberg, Schönsee oder Winklarn sind Wohnungen über dem Bankbereich, da geht es um Menschenleben, und deshalb kann das keine Kostenfrage sein."
Cash nach Mitternacht
Ganz blockiert ist der Zugang zu den gefragten Scheinen im Landkreis aber nicht. So gibt es Nachschub für den Geldbeutel nach 23 Uhr noch bei den sogenannten Cash-in-Standorten im Freien, die nicht abgeschlossen sind. "Die sind ziemlich gut verankert", sagt Bernhard Werner: "Ich kenne keinen Fall, wo solche Außen-Automaten gesprengt wurden, die sind bis dato verschont geblieben." Vier solcher Standorte bietet die Sparkasse im Landkreis: Nabburg (Stadtteil Venedig), Schwandorf (Rewe-Gelände), Burglengenfeld (Netto-Parkplatz) und Neunburg (Pfalzgrafencenter).
Die Kunden haben Verständnis für den Schritt zur nächtlichen Schließung der SB-Bereiche. "Ich habe noch keinen meckern hören. Selbst die jungen Leute, denen um ein Uhr nachts das Geld ausgeht, können vorsorgen", sagt Werner und berichtet von einem ausnahmslos positiven Echo auf den eingeschränkten Service.
Ist der Spuk mit der explosiven Banken-Heimsuchung damit vorbei? "Die Zukunft wird zeigen, ob die eingeleiteten Sicherungsmaßnahmen eine Abschreckungswirkung erzielen", gibt man sich bei der Sparkasse noch etwas vorsichtig. Für Werner von der VR Bank Mittlere Oberpfalz scheinen die Schutzmechanismen eher alternativlos: "Wir müssen handeln, sonst nimmt der Wahnsinn weiter zu."
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