"Wer einen harmonischen Abend mit lustigen Schenkelklopfern erwartet, ist bei ihm fehl am Platze", heißt es in einer Mitteilung aus dem Schmidt-Haus über H.G. Butzkos Auftritt.
Geschickt startet er demnach mit einer "Generationen-Charmeoffensive", erinnert ironisch nostalgisch an Pelikan, Geha, Udo Jürgens, Curd Jürgens, Insektenkadaver auf der Käfer-Windschutzscheibe. Damit liegt Butzko gleich voll auf Wellenlänge mit seinem Publikum, einfacher gesagt, er hat es! Butzko, im Ruhrpott aufgewachsen, mittlerweile Wahlberliner, zitiert, leicht abgewandelt, Winston Churchill: "Wer mit 20 kein Revolutionär ist, hat kein Herz, wer es mit 40 immer noch ist, kein Hirn". Butzko feiert nächstes Jahr 60. Geburtstag und ergänzt: "Wer mit 60 kein Konservativer ist, hat keinen Harndrang."
Ist Butzko mittlerweile konservativ oder gar in die Verschwörungs- und Schwurblerblase abgedriftet, wenn er Statements aus Bierzelten, Coronazeiten und Bauerndemos lauthals zum Besten gibt? Er vergleicht die Coronasterblichkeit und die jeweiligen Beschränkungen von Schweden und Deutschland, klagt über die Geldverschwendung für die "Radwege in Peru", während bei uns die Infrastruktur und Bauern vernachlässigt werden.
Der Kerl nervt, ist anstrengend, fordernd, provoziert und kommt so total listig zum Thema des Abends, der Polarisierung und Teilung unserer Gesellschaft. Ost gegen West, Arm gegen Reich, Boomer gegen Zoomer, Stadt gegen Land und deren Verstärkung in und durch die sozialen Medien. Ist die Spaltung bewusst nach dem System "teile und herrsche" gesteuert? "Ändern sich die Zeiten oder werden wir nur älter?"
"Logisch statt ideologisch" zu agieren, fordert Butzko auf. Klare Kante gegen politische sowie religiöse Fanatiker zeigen aber auch den Kontakt zu scheinbar schon abgehängten Gruppen suchen.
Wenn es ganz anstrengend wird, streut er weitere amüsante Beobachtungen der aktuellen Politik ein oder haut ganz einfach fast schon liebevolle Beobachtungen seiner neuen und alten Heimat im jeweiligen Dialekt raus. Der Boomer H.G. Butzko ist immer noch jugendlich forsch, anstrengend, verunsichernd, listig, lustig, offen, hintergründig. Sein Nabburger Publikum feiert ihn einmal mehr dafür ausgiebigst.
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