Mitglieder des Bund Naturschutz (BN) besuchten den Fischzuchtbetrieb von Franz Gebert zwischen Neukirchen-Balbini und Stamsried. Themenschwerpunkt war einer Pressemitteilung des BN zufolge die Entwicklung der Fischotterpopulation und die wirtschaftliche Situation der Teichwirtschaft in der Oberpfalz.
Teichgebiete sind laut Bund Naturschutz eine aus Menschenhand geformte Kulturlandschaft und von herausragender kultureller und ökologischer Wertigkeit. Die Teichwirtschaft in der Oberpfalz blicke dabei auf eine lange Tradition. Um sich der leidigen Konkurrenz aus dem Tierreich zu entledigen, seien Fischotter und Co. erbarmungslos verfolgt und fast ausgerottet worden. "Die bayerisch-böhmische Grenzregion war dabei noch vor wenigen Jahren, das letzte Rückzugsgebiet für den Fischotter in Bayern", schreiben die Naturschützer. Durch intensive Schutz- und Artenhilfsmaßnahmen und zunehmend bessere Wasserqualität konnten sich die Otterbestände langsam wieder erholen.
Der bayerische Gesamtbestand an Fischottern beschränke sich noch immer auf den ostbayerischen Raum und werde aktuell auf rund 400 Einzeltiere geschätzt. Dies ist laut BN ein Erfolg für den Natur- und Artenschutz, bedeute aber auch Ärger für so manchem Teich-Besitzer. Wie könne man also die Teichwirtschaft unterstützen und gleichzeitig den hohen Schutzstatus des Fischotters erhalten? Diese Frage zog sich wie ein roter Faden durch die Fachdiskussion. Zu Beginn der Veranstaltung stellte Franz Gebert seinen Vollerwerbsbetrieb vor. Er verdeutlichte den Teilnehmern laut Mitteilung seine naturnahe und extensive Wirtschaftsweise und verwies auf die vielen seltenen Amphibien und Vogelarten, die in seinem Teichgebiet vorkommen.
Erhebliche Investitionen
Weiter machte er deutlich, dass ein fischottersicherer Zaunbau erhebliche finanzielle Investitionen erfordere, die für seinen Betrieb wirtschaftlich nicht darstellbar seien. Da die aktuelle staatliche Unterstützung nur bei 60 Prozent der förderfähigen Kosten liege, werde das Förderprogramm "Fischottersicherer Zaunbau" auch von anderen Teichwirten kaum in Anspruch genommen. Die Hintergründe für die Investitionszurückhaltung seien dabei vielschichtig. Neben der geringen staatlichen Förderung ist es für den BN vor allem die Frage der Betriebsnachfolge, aber auch Pacht- statt Eigentumsverhältnisse, die hierbei eine gewichtige Rolle spielen.
Christian Vogl, der für den Bund Naturschutz das Treffen organisierte, verwies auf die fehlende landwirtschaftliche Betriebsprämie, die gerade Vollerwerbsteichwirte mit großen Teichflächen gegenüber anderen landwirtschaftlichen Betrieben wie Agrar, Biogas oder Weinbau benachteilige. Dabei gehe es nicht um die Schaffung neuer Subventions-Tatbestände sondern vielmehr um eine Gleichbehandlung in der landwirtschaftlichen Förderpolitik, so Vogl.
Die BN-Artenschutzreferentin Christine Margraf verwies zudem auf den Fischotter-Managementplan und das darin enthaltene "Otter-Bonus-Modell", welches bisher nicht umgesetzt worden sei. Auch die Ausgleichszahlungen für Fischotterschäden könnten mit diesem Modell entbürokratisiert und praxistauglicher gestaltet werden. Zudem berichtete sie von den großen Teichgebieten auf tschechischer Seite, die bereits seit vielen Jahren problemlos mit dem Fischotter auskämen.
Management-Plan umsetzen
"Naturschutz und regionale Teichwirtschaft müssen keine Gegensätze sein. Die Verbraucher wollen gesunde Fischprodukte aus regionaler und nachhaltiger Produktion - ohne Opfer in der heimischen Tierwelt", schreiben die Naturschützer weiter. Sie wollten ein Miteinander von Teichwirtschaft und Naturschutz, dazu müsse der Fischotter-Managementplan in allen Punkten umgesetzt und die Benachteiligung der Teichwirtschaft in der landwirtschaftlichen Grundsicherung beendet werden.
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