Nabburg
04.03.2021 - 17:32 Uhr

Energiewende im Konflikt mit der Natur

Ein Unternehmen aus Nürnberg möchte bei Etzelhof (Stadt Nabburg) eine große Photovoltaik-Freiflächenanlage bauen. Der Stadtrat hört sich die Pläne an, beschließt aber noch nichts. Das Thema soll in eine Grundsatzentscheidung einfließen.

Vier Photovoltaik-Freiflächenanlagen gibt es bereits im Gebiet der Stadt Nabburg, eine fünfte wird in Kürze entstehen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Wieviele solche Anlagen soll die Kommune noch zulassen? Bild: Wilhelm Amann
Vier Photovoltaik-Freiflächenanlagen gibt es bereits im Gebiet der Stadt Nabburg, eine fünfte wird in Kürze entstehen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Wieviele solche Anlagen soll die Kommune noch zulassen?

Die Firma "Greenovative GmbH" baut und betreibt Photovoltaikanlagen. Rund 600 Stück hat sie bereits errichtet, schwerpunktmäßig in Franken und in der Oberpfalz. Sie hat auch ein Vorhaben im Bereich der Stadt Nabburg im Auge. Um es vorzustellen, kamen Geschäftsführer Bernd Fuchs und seine Mitarbeiterin Corinna Vogt am Dienstag in die Stadtratssitzung. Wobei Bürgermeister Frank Zeitler gleich vorweg schickte: Ein Beschluss sollte an diesem Abend noch nicht gefasst werden.

"Greenovative" hat sich ein bisher landwirtschaftlich genutztes Grundstück in der Nähe der Ortschaft Etzelhof ausgesucht. Man möchte die rund vier Hektar große Fläche auf einem Südhang pachten und dort eine Anlage mit einer Jahresleistung von 4,4 Megawatt peak erstellen. Daran könnten sich Anleger aus Nabburg mit Anteilen ab 1000 Euro aufwärts beteiligen.

Der Bürgermeister wusste zu berichten, dass im Moment viele solche Firmen unterwegs sind, die sich bebaubare Grundstücke sichern wollen. "Wir müssen aber auch auf das Landschaftsbild aufpassen", betonte er. SPD-Stadtrat Armin Schärtl brachte die Bürgerenergiegenossenschaft Mittlere Oberpfalz (Bemo) ins Spiel, die aktuell zwar über interessierte Investoren verfüge, nicht jedoch über zu verwirklichende Projekte. Er fragte, inwiefern sich die Bemo an dem Greenovative-Vorhaben beteiligen könnte. "Wir sind für lokale Kooperationen offen", sagte dazu Geschäftsführer Fuchs. Grundsätzlich sei es so, dass seine Firma zwar in Nürnberg ihren Sitz habe, in Nabburg aber dennoch auf das Solarenergiefeld Etzelhof entfallende Gewerbesteuern zahlen würde, weil das Sachanlagevermögen zu 100 Prozent hier stehe. Auf dieser Basis ging man schließlich an diesem Abend auseinander.

Weg für neue Anlage geebnet

In einem der nächsten Tagesordnungspunkte stand nochmals das Thema Photovoltaik an. Konkret: die Anlage, die ein privater Bauherr bei Perschen an der A 93 bauen möchte. Der Stadtrat hatte sich bereits entschieden, dafür im Flächennutzungsplan ein Sondergebiet auszuweisen und einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen. Während des zu durchlaufenden Verfahrens waren 38 beteiligte Stellen angeschrieben worden, von denen 24 eine Rückmeldung abgaben. Ihre Stellungnahmen mit Anregungen und Bedenken mussten in der Sitzung Punkt für Punkt abgearbeitet werden. Sie wurden großteils einstimmig, vereinzelt bei einer Gegenstimme von Stadträtin Ernestine Gietl (Nabburger Land) erledigt. Dabei tauchten keine unüberwindbaren Hürden auf.

Behandelt wurde dabei auch der von der Nachbarstadt Pfreimd vorgebrachte Einwand. Sie hatte sich mit der neuen Bauleitplanung in Nabburg nicht einverstanden erklärt, nachdem sie auf dem eigenen Gebiet auch schon eine sehr kritische Haltung zu PV-Freiflächenanlagen eingenommen und mehrere Anträge abgelehnt hatte. Begründet wurde es damit, dass Freiflächenanlagen eine Fehlentwicklung darstellen würden, weil sie langfristig der Landwirtschaft Flächen entziehen.

Grundsätzlich nachdenken

In der Abwägung durch das beteiligte Ingenieur-Büro hieß es, dass der Bau einen Beitrag zur Energiewende und zum Erreichen der Klimaziele leiste. Die Flächen würden der Landwirtschaft nicht entzogen werden, denn sie könnten ja noch beweidet werden, was einer extensiven Nutzung gleich komme. Außerdem beziehe sich der Einwand nicht konkret auf die Perschener Anlage, sondern stelle eine global gefasste Äußerung dar. Zu einer Planänderung führte die Reaktion aus der Nachbarstadt deshalb nicht.

Der Stadtrat fasste schließlich den notwendigen Feststellungs- und Satzungsbeschluss. Die Änderung des Flächennutzungsplans und der aufgestellte Bebauungsplan werden somit rechtswirksam.

Pfreimd01.02.2021

Am Ende der öffentlichen Sitzung kam Dritter Bürgermeister Johann Kleber (Nabburger Land) nochmals auf das Photovoltaik-Thema zurück. Er sprach an, dass im Nabburger Stadtbereich immer mehr solche Anlagen geplant werden. Deshalb solle man sich im Stadtrat schon mal Gedanken machen über ein System, das der Befürwortung oder Ablehnung zugrunde gelegt wird.

Bürgermeister Frank Zeitler (CSU) sah es ähnlich. Er trat dafür ein, in absehbarerer Zeit eine Regelung zu treffen, die Klarheit schafft. Darüber sollten die Stadtratsfraktionen zunächst einmal sprechen. Vor diesem Hintergrund müsse man dann entscheiden, ob und wo noch Anlagen zugelassen werden. Denkbar sei eine flächenmäßige Begrenzung genauso wie ein Ausschluss von Acker- und Wiesenflächen.

Derzeit sind im Hoheitsgebiet der Stadt Nabburg drei private Anlagen in Eckendorf, bei Passelsdorf und bei Haindof sowie die Bemo-Anlage bei Perschen in Betrieb. Eine fünfte Anlage, der die in dieser Sitzung beschlossene Änderung der Bauleitplanung galt, wird ebenfalls bei Perschen, westlich der Autobahn, entstehen. Auf Nachfrage der Oberpfalz-Medien-Redaktion erklärte Zeitler, dass ein Beschluss zum weiteren Vorgehen vorbereitet werde. Es gebe inzwischen zunehmend kritische Stimmen zu PV-Anlagen. Nabburg liege inmitten einer aufstrebenden Tourismus-Region und müsse dringend darauf achten, dass die Landschaft als ihr wichtigstes Kapital nicht zerstört wird.

 
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