Es ist ein Wiedersehen voller Herzlichkeit und auch ein wenig Wehmut. Knapp 30 ehemalige Schülerinnen und Schüler des ersten Abiturjahrgangs am Nabburger Gymnasium kehren an ihre alte Wirkungsstätte zurück – 50 Jahre nach dem großen Schritt ins Leben, den sie 1975 mit dem Abitur vollzogen. Heute sind sie rüstige Ruheständler, doch beim Rundgang durch ihre ehemalige Schule werden sie noch einmal zu den Jugendlichen von damals.
„Wir waren alle stolz darauf, die ersten dieser Schule zu sein“, erinnert sich Elvira Seibert-Kiener. Die ehemalige Schülerin der 5b von 1966 studierte später Lehramt und kehrte als Lehrerin zurück – schließlich sogar als Studiendirektorin. Für sie ist die Schule nicht nur ein Ort des Lernens, sondern ein Stück Lebensgeschichte.
Ohne Gebäude, ohne Namen
Die Geschichte des Nabburger Gymnasiums begann im September 1966 – ohne eigenes Gebäude, noch ohne Namen, aber mit viel Aufbruchsstimmung. Untergebracht waren die zwei ersten Klassen zunächst in der landwirtschaftlichen Berufsschule, während draußen die Bagger rollten und das neue Schulhaus gebaut wurde. 1968 konnten die Schüler das neue Gebäude schließlich beziehen.
Das Lehrerteam war damals klein, aber engagiert: Studiendirektor Dr. Anselm Schwägerl übernahm die Leitung, unterstützt von Oberstudienrat Anton Schießl. Der junge Lehrer Manfred Simbeck bildete anfangs das gesamte Kollegium – und unterrichtete allein Mathematik, Biologie, Erdkunde, Kunsterziehung und sogar Schönschreiben. Rückblickend sagte Simbeck einmal stolz: „Wir verfügten über die modernste Geräteausstattung in der Oberpfalz. Wir waren auf dem Sprung, das Mediengymnasium in Bayern zu werden.“
Kein Pendeln mehr nötig
Die Schülerinnen und Schüler kamen aus Nabburg, aber auch aus Orten wie Schwarzenfeld, Pfreimd oder Wernberg-Köblitz. Früher mussten sie dafür nach Schwandorf oder Weiden pendeln – jetzt gab es vor Ort ein Gymnasium, das mit frischen Ideen und engagierten Lehrkräften punktete.
Die Zusammenkunft war also mehr als ein nostalgischer Rückblick – sie war eine Würdigung der besonderen Anfänge einer Schule, die sich in den letzten sechs Jahrzehnten in der Bildungslandschaft der Oberpfalz verwurzelt hat. Aus zwei kleinen Gründungsklassen wurde eine anerkannte Bildungseinrichtung mit moderner Ausstattung und zukunftsorientierten Konzepten.
Schülersprecher von Anfang an
„Es herrschte ein richtiger Aufbruch“, erzählt Reinhard Beinhölzl, heute 71, Sozialpädagoge und Therapeut im Ruhestand. Er kam 1967 aus München nach Nabburg, wurde schnell Klassensprecher, dann Schülersprecher – und blieb es bis zum Abitur. „Ich habe die SMV aufgebaut, eine Schülerzeitung gegründet und mir damals zum ersten Mal den ‚Spiegel‘ gekauft, um mir eine eigene Meinung zu bilden. Unsere Lehrer haben uns ermutigt, kritisch zu denken – das hat mein Leben geprägt.“
Diese freie Atmosphäre lobten viele der Jubilare bei ihrem Besuch. Zwar betont Schulleiter Christian Schwab heute den Wandel – etwa durch Digitalisierung, iPads ab der 8. Klasse, oder die Integration von Künstlicher Intelligenz in den Unterricht – doch das Grundverständnis für offene Diskussionen und demokratische Werte sei erhalten geblieben. „Corona war ein Katalysator für die Digitalisierung“, erklärte Schwab beim Rundgang. Aber: „Smartphones bleiben im Unterricht tabu. Da gibt’s kein Pardon.“
Dialog auf Augenhöhe
Auch der Umgangston hat sich gewandelt – sagt man zumindest. Doch Romy Köppen, ebenfalls eine der ersten Schülerinnen und später Pfarrerin, widerspricht beim Treffen entschieden: „Vor 50 Jahren hatten wir bereits einen Dialog auf Augenhöhe – vor allem mit den jungen, progressiven Referendaren.“
Gymnasium Nabburg
- April 1966: Kultusministerium erteilt Zustimmung zur Gründung eines neusprachlichen Gymnasiums mit Latein, später Englisch als erster Fremdsprache in Nabburg.
- September 1966: Aufnahme des Schulbetriebs unter Leitung von Oberstudiendirektor Dr. Anselm Schwägerl mit zwei Schulklassen und drei Lehrkräften. Der Unterricht findet in den Räumen der landwirtschaftlichen Brufsschule statt.
- September 1968: Neues Schulgebäude wird bezogen.
- 1973/74: Fertigstellung des Neubaus.
- 1975: Erstes Abitur für rund 50 Schülerinnen und Schüler.
- 1985: Schule bekommt den Namen Johann-Andreas-Schmeller-Gymnasium.
- Aktuelle Schülerzahl: 555; etwas mehr Mädchen als Jungen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.