Mögen auch Details zur Patenschaft noch in Archiven schlummern, das zugrunde liegende Ereignis ist belegt: Anfang September 1870 ergreift eine Feuersbrunst nahezu die ganze Stadt Waldsassen. Mit der Lage überfordert, startet die Ortswehr einen weitreichenden Hilferuf. Dank schneller Reaktion und guter Ausstattung gelingt es 19 zu Hilfe eilenden Feuerwehren, darunter auch die Nabburger mit ihrer neuen Handdruckspritze, in einem gemeinsamen Großeinsatz noch Schlimmeres zu verhindern. Auch in den Folgejahren des Wiederaufbaues hält man wohl Kontakt, der 1873, vermutlich im Zuge einer Fahnenweihe der Waldsassener Floriansjünger, offiziell mit einer Patenschaft intensiviert wird.
Zu Ehren des Heiligen Florian, der Gründungsväter und verstorbener Kameraden ging der Jubiläumsfeier ein Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche voraus, in dem Pfarrer Hannes Lorenz die „Allerweltskirwa“ mit dem Fest verband: „Wie oft müssen Feuerwehrleute Menschen in Not, aus schwierigen Lagen ins Leben zurückholen?“ Ähnlich ergeht es laut Evangelium dem Zöllner Zachäus. Als hätte er, der sich nicht nur im Baum verstieg, geradezu auf einen wie Jesus gehofft, der ihm angstbefreit zur Re-Integration in die Gesellschaft verhilft. Tatkräftig und als Ansprechpartner zur Stelle zu sein, um Anderen wieder eine stabile Basis und festen Halt zu geben, zeichne die Feuerwehr aus – auch untereinander, wie diese lange, treue Patenschaft beweist.
Dokumentiert wurde die intensive Beziehung der beiden Feuerwehren auch beim anschließenden Kameradschaftsabend. Dem herzlichen Empfang der dreißigköpfigen Delegation aus Waldsassen, den Nabburgs Vorstand Johann Gietl neben Recherchen zur damaligen Brandkatastrophe vor allem aber mit aktuellen, positiveren Aspekten untermalte, schloss sich auch Bürgermeister Frank Zeitler an. „Wenn diese Freundschaft bereits so lang währt, ist das schon etwas ganz Besonderes!“, stellte er fest. „Schon damals“, zeigte er sich mit Blick auf die ursächliche Hilfeleistung überzeugt, „stand die Nabburger Feuerwehr ausstattungsmäßig an der Spitze der Modernität – so, wie aktuell auch!“
Ein Statement, an dem Dr. Wolfgang Fortelny als Vorstand der Gäste mit einem launigen Grußwort anknüpfte. Zwar könne keiner altersbedingt die gesamte Patenzeit überblicken, doch als Sinnbild für das stets harmonische Verhältnis verwies er auf die Fahne: „Jede Spitze ist notfalls austauschbar, auf eine gute Basis kommt es an!“ Er erinnerte beidseits an gewisse Parallelen, etwa beim Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses, sah aber seine Heimatwehr gegenüber Nabburg derzeit um eine Rettungsleiter-Länge im Vorsprung. Mit dem Appell, „ein Bürgermeister könnte hier sicherlich unsterblich werden, würde ihm auch diese Anschaffung gelingen!“, wünschte er beiden Vereinen in diesem Sinne eine aufstrebende Zukunft: „Glück auf!“ Nach dem Austausch von Jubiläumsgeschenken und der Einladung zu weiteren Terminen setzte sich der kurzweilige Festabend mit einem gemeinsamen Essen fort.
Brand bahnt Feuerwehr-Patenschaft an
- Am 5. September 1870 bricht in Waldsassen ein verheerender Brand aus
- Die erst ein Jahr zuvor gegründete örtliche Feuerwehr telegrafiert einen Hilferuf an die Kameraden im weiten Umkreis und grenzüberschreitend - selbst in Eger bittet man um Unterstützung.
- Von den noch eher vereinzelt existierenden, vereinsmäßig organisierten Feuerwehren eilen 19 zum Einsatz. Die Ostbahn bringt mit Extrazügen Helfer und Geräte zum Unglücksort.
- Trotz der 22 Löschmaschinen sind 66 Wohnhäuser und 91 Nebengebäude mitten in der Altstadt nicht mehr zu retten.
- Mehr als 100 Familien verlieren ihr Hab und Gut. Der finanzielle Schaden ist immens. Der Wiederaufbau kostet viel Geld und Zeit.
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