Fehlzeiten aufgrund psychischer Probleme sind bei Auszubildenden überdurchschnittlich stark gestiegen. Seit 2000 haben sich laut Techniker-Krankenkasse die Fehlzeiten der 16- bis 25-jährigen Berufsanfänger wegen Depressionen oder Anpassungs- und Belastungsstörungen um 108 Prozent mehr als verdoppelt. „Gerade seit der Corona-Pandemie hat der seelische Stress eher zugenommen und sorgt für Probleme in der Ausbildung“, hat das Lokale Bündnis für Familien im Landkreis Schwandorf festgestellt und damit einen Nerv bei den Arbeitgebern in der Region getroffen.
So war es nicht verwunderlich, dass sich zu einer Konferenz des Bündnisses über psychische Auffälligkeiten oder Erkrankungen bei Auszubildenden die Personalverantwortlichen vieler Betriebe aus dem Landkreis in Nabburg getroffen haben, wo das Unternehmen EMZ Hanauer seinen Saal zur Verfügung stellte.
„Generation Z“ schwächelt
Der Psychologe und Psychotherapeut Dr. Stefan Gerhardinger (Caritas Regensburg) nahm die „Generation Z“ ins Visier, die nach dem Jahr 2000 auf die Welt gekommen ist. Man bezeichnet sie auch als „Digital Natives“. Also jene, die nur die Welt mit Smartphones kennen.
„In der analogen Welt sind die Digital Natives weniger geübt als Ältere, daher sind sie oft unsicherer, langsamer und haben Strukturierungsprobleme“, urteilte der 58-Jährige. Die bisherige Erfahrung der jungen Leute sei, dass sich die Umgebung an sie und ihre Wünsche anpasst. Bei auftauchenden psychischen Problemen empfahl der Fachmann den Betrieben „Hinschauen und Hilfen aktivieren“.
Für die jungen Leute und auch die anderen Beschäftigten sollten sich die Betriebe an „New Work“ orientieren, wünschte sich der Referent. Die Menschen sollten in der Lage sein, in ihrer Arbeit Erfüllung und Zufriedenheit zu finden. „Die New Work-Arbeitskultur soll eine effizientere und bessere Arbeitsumgebung schaffen“, so Gerhardinger.
Wie junge Leute mit ihren Problemen und Krisen umgehen können, zeigte Peter Rosenberger (Berlin). Er informierte über die Plattform „Krisenchat“. Diese Plattform bietet rund um die Uhr, sieben Tage die Woche niedrigschwellige, kostenlose Krisenberatung für junge Menschen per Chat.
Schule und Eltern einbinden
Weitere Beispiele aus der Praxis stabilisierender Eingriffe brachte das Beratungsteam der Berufsschule in Schwandorf. Es berichtete über seine Arbeit, deren Ziel es ist, eine situationsgerechte und personenbezogene Beratung für jedes Anliegen zu schaffen. Das Angebot reicht dabei von sozialpädagogischer oder schulpastoraler Beratung bis hin zu schulpsychologischen und schulischen Angeboten.
Kerstin Hüther, Personalverantwortliche der Conrad Electronic Group, bilanzierte am Ende für sich und die zahlreichen Zuhörer, „dass das Problem immer akuter wird und man als Betrieb aktiv werden muss – umso früher, umso besser“. Wie sie bei der Veranstaltung erfahren habe, gebe es viele Unterstützungsmöglichkeiten. „Am Ende“, so urteilte sie, „geht es nur als Team: Man muss Schule und Eltern mit einbinden“.
Jugend im "Dauerkrisenmodus"
- Seelische Erkrankungen: Sie zählen zu den häufigsten Krankheiten von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Im Herbst 2022 wiesen der renommierten COPSY-Studie (Corona und Psyche) zufolge 23 Prozent der Kinder und Jugendlichen psychische Auffälligkeiten auf. Das sind über drei Millionen Betroffene.
- Trendstudie "Jugend in Deutschland": Die junge Generation stecke in einem Dauerkrisenmodus fest. Ein Viertel der Jugendlichen habe psychische Probleme. 16 Prozent der Befragten fühlten sich hilflos, zehn Prozent hätten Suizidgedanken.
- Corona-Isolation: Mangelnde soziale Kompetenz als Nährboden für Angst in unbekannten Situationen, wie dem Eintritt ins Berufsleben mit neuen Anforderungen, neuen Menschen, neuen Rollenerwartungen.
- Ausbildungsreport: Ein Viertel der befragten 228 Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektroindustrie gibt an, dass ihre Azubis zu Teilen an psychischen Erkrankungen leiden. Am häufigsten zeigt sich die Belastung in Form von Depressionen.















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