Der Zeitpunkt der Fertigstellung wirkt umso ambitionierter, wenn man im Juli 2022 an der Kirche stehend das Jahr 2029 vor Augen hat. Und Pfarrer Hannes Lorenz Oberpfalz-Medien beschreibt, was in diesen Jahren alles zu tun ist. Als Baubeginn ist 2023 anvisiert. Gearbeitet wird von außen nach innen, von oben nach unten und von Ost nach West. Hannes Lorenz nimmt diese arbeitsreiche Generalsanierung mit Engagement und Herzblut in Angriff, weil dieser Sakralbau ein Juwel ist. Die Gutachten liegen alle vor. Das Denkmalamt und das Bischöfliche Baureferat in Regensburg müssen aber erst ihre Zustimmung geben und natürlich hofft der Pfarrer auf Zuschüsse von beiden Stellen.
Denn: "Die Kirche ist nach dem Regensburger Dom der wichtigste gotische Kirchenbau in der Oberpfalz und weit darüber hinaus", so zitiert der Pfarrer die Stellungnahme des Denkmalamts von 1960. "15 Jahre nach dem Regensburger Dom war die Grundsteinlegung." Der Baubeginn am Regensburger Dom datiert auf das Jahr 1275. Stilelemente sind in beiden Kirchen ähnlich. Angefangen wird nächstes Jahr als ersten Bauabschnitt mit der Außensanierung. Diese wird schon mehrere Millionen kosten und: "Es geht oben los mit dem Dach." Darauf folgt die Fassade und zum Schluss das Fundament.
Historie und das Notwendige
Besonders fällt der Bevölkerung bei der Außensanierung dann der neue alte Seiteneingang auf. Der noch zugemauerte ist der ursprüngliche: Der jetzige Türdurchbruch erfolgte auf der Achse des Haupteingangs viel später. Dort, am alten wird auch die Schaffung eines behindertengerechten Zugangs überlegt. Das hat Charme. "Wir öffnen die Historie und verbinden sie mit dem Notwendigen", sagt Hannes Lorenz. Viel Arbeit und Geld werden in den nicht gleich augenfälligen Erhalt des Bauwerks gesteckt.
Denn: "Die Kirche bewegt sich kurz gesagt langsam Richtung Naab." 700 Jahre thront sie schon auf dem Berg über dem Fluss. Dieses leicht nach rechts unten Hängen verursacht Risse und muss gestoppt werden. Das Gebäude soll deshalb mit einem Anker nach hinten "gebunden werden". Verstrebungen im Dachstuhl könnten ebenfalls für Stabilität sorgen.
Immer nur ein Turm
Überhaupt der Dachstuhl. Hannes Lorenz zitiert aus Gutachten, wonach im Barock gotische Berechnungen torpediert wurden. Tragende Balken seien zum Teil abgeschnitten worden. Eines hätten aber wissenschaftliche Untersuchungen ergeben und diese nehmen sämtlichen Nabburger Träumen von einem zweiten Turm den Wind aus den Segeln. "Es gab immer nur einen Turm." Zwei Turmstümpfe haben die These von einem zweiten bis heute genährt.
Aber: Der Nordturm ist 1536 zusammengefallen. "Und alles Holz, das im Südturm verbaut ist, stammt von 1536." Der Pfarrer rechnet außen mit einer Bauzeit von zwei Jahren. "Wenn alles in unserem Sinne läuft, ist zum nächsten Mittelaltermarkt die Kirche leider eingerüstet." Dazu verfolgt er eine Idee, ob sie umsetzbar ist, wird sich zeigen. Besucher könnten auf dem Gerüst um die Kirche geführt werden, den Bau aus anderen Blickwinkeln kennenlernen und verborgene Details entdecken. Auch die Fensterbilder zeigen sich von außen manchmal anders als von innen.
Künstler-Entwurf für Fenster?
Aber die Fenster: Ein Kapitel für sich. Da ist ein in seiner Größe einzigartiger Zyklus in der ganzen Kirche, entstanden um 1900. Besonders sind die Fenster hinter der Orgel, die nach Schweizer Vorbild gefertigt wurden. Vereinzelt existieren noch alte gotische Fenster. Es gibt ebenso Fenster mit Fehlstellen, Fenster deren Farben unwiederbringlich verloren sind und Fenster statt mit Bunt- mit normalem Glas gefüllt.
Bei manchen hegt Pfarrer Hannes Lorenz Zweifel, ob sie ursprünglich so waren. Er ist angetan von dem Plan, einen ortsansässigen Künstler mit einem Entwurf zu beauftragen. Ein Gutachten empfiehlt alle Fenster auszubauen und doppelt zu verglasen. Zwei Jahre bleiben Zeit bei der Innensanierung abzuwägen, "was Sinn macht". Auf jeden Fall eine neue Beleuchtung. Das ist sicher.
Welche Stilbrüche geheilt werden, zum Beispiel die gotische Madonna mit dem barocken Strahlenkranz am Seitenaltar, ist noch offen. "Das Raumklima ist ideal", lobt der Pfarrer. Es gibt kein Kondenswasser. Eine 1980 eingebaute Fußbodenheizung sorgt seinen Worten nach dafür, dass es nie gefriert. Raumklima gut oder schlecht, Pfarrer Hannes Lorenz braucht für die Aufgabe einen langen Atem, mindestens bis 2029.
St. Johannes der Täufer
- Bauzeit ab 1290, Dach erst im 15. Jahrhundert vollendet
- Baustil gotisch unter Beteiligung Regensburger Dombaumeister
- 1419 Früh-Messstiftung für die „Johanneskirche“ erstmals beurkundet
- 1536 Nordturm stürzt nach Blitzschlag ein
- Im Inneren mehrere Stile zum Beispiel Barock und Neugotik
- Sanierungen 1960er Jahre und 1980
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