"Mit dem Abzug der Störche drängt sich die Idee eines Bestandsüberblicks auf", schreibt Oda Wieding vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) auf Anfrage von Oberpfalz-Medien, "dieses Jahr kann ich schon recht viel sagen, habe aber noch nicht alle Rückmeldungen". Deshalb seien die Zahlen noch etwas mit Vorsicht zu genießen.
Gemischte Bilanz
In einem Punkt ist sich die Storchen-Expertin aber ziemlich sicher: "Auch wenn der Bruterfolg heuer wohl eher etwas unter dem Durchschnitt liegen wird, zeichnet sich aufgrund der vielen Neuansiedlungen schon jetzt ein neuer Bestandsrekord für die Weißstörche ab". Für die gemischte Bilanz macht Wieding die Regentage im Mai verantwortlich. Vor allem den größeren Jungstörchen habe der Regen stark zugesetzt, sodass regional zum Teil die Hälfte der Jungvögel starben.
Die kleinen Küken hätten, geschützt von den Altvögeln, die Regenfälle besser überstanden. Hinzu kämen bayernweit über hundert Neuansiedlungen. Regentage im Mai sind laut Wieding vor allem für mittelgroße Storchenjunge in der Hauptwachstumsphase besonders kritisch. Wegen ihrer Größe könnten die Altvögel den Nachwuchs nicht mehr so gut gegen die Witterung abschirmen.
Dazu verlange der hungrige Storchenschnabel bis zu einem Kilo Futter pro Tag, das Mama und Papa Storch heranschaffen müssen. "Bei regen bleibt ein Altvogel als Schirm zum Schutz der Jungen am Nest. Der zweite fliegt mit nassem, schwerem Gefieder aber auch nur ungern los und findet bei Regen nur wenig Nahrung", so Wieding.
Freude über Nachwuchs
Spitzenreiter im Landkreis Schwandorf ist heuer das Altendorfer Storchenpaar, das vier kleine Störche groß gezogen hat. In Burglengefeld gibt es laut Wieding neben der nicht besetzten Nisthilfe auf dem Rathaus ein weiteres Nest auf dem Gebäude des Friseurs Heller, wo heuer drei Storchenküken groß geworden sind. Ebenfalls drei Junge werden aus Klardorf und Pfreimd gemeldet. In Nittenau blieb ein Horst nach Kämpfen leer; im zweiten Nest wurden drei Junge flügge, nachdem ein Küken eingegangen war. Jeweils zwei Jungtiere gibt es in Perschen, Nabburg und Neunburg vorm Wald. Freude herrscht in Trisching über die Neuansiedlung der Störche auf dem Gemeindestadl und ebenfalls zwei Jungtieren.
In Schwarzenfeld konnte heuer ein Storch den Horst verlassen, während in Oberviechtach und Fronberg die Nester zwar mit Storchenpaaren besetzt waren, aber der Nachwuchs ausblieb. In Pirkensee freute man sich ebenfalls über eine Neuansiedlung auf der ehemaligen Schule, die Brut ging aber leider ein.
Oda Wieding weiß auch von umherziehenden Sommergästen, die leere Nisthilfen unter die Lupe nehmen. Das lasse auf noch mehr Ansiedlungen im nächsten Jahr hoffen. Übrigens: Alle Storchennester in Bayern können unter www.lbv.de/storch aufgerufen werden.
Laut Weißstorch-Rundbrief gab es 2018 einen erneuten Bestandsanstieg bei den Weißstörchen in Bayern von 496 auf 555 Brutpaare. 1 270 Jungtiere sind flügge geworden. Für heuer geht Storchen-Expertin Oda Wieding vom Landesbund für Vogelschutz von deutlich über 600 Storchenpaaren (wahrscheinlich etwa 630) in Bayern aus. Der anhaltende Anstieg der Gesamtpopulation zeige sich mittlerweile auch in der Oberpfalz. Hier verließen 2018 insgesamt 121 Jungvögel die Horste. Im Landkreis Schwandorf waren im vergangenen Jahr laut Wieding zehn Horste mit einem Storchenpaar und einer mit einem Einzelstorch belegt. Alle zehn Paare waren beim Brüten erfolgreich; 27 Jungstörche konnten in die Winterquartiere ziehen. Mit einem Schnitt von 2,7 Jungen pro Horstpaar liegt der Landkreis Schwandorf damit bei der Nachwuchsrate im bayerischen Schnitt. Die Population ist damit kontinuierlich angestiegen. Noch vor wenigen Jahren lag der Durchschnitt noch bei zwei Küken pro Horst. (kö)
Auch wenn der Bruterfolg wohl eher etwas unter dem Durchschnitt liegen wird, zeichnet sich aufgrund der vielen Neuansiedlungen schon jetzt ein neuer Bestandsrekord für die Weißstörche ab.
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