Kostenstand für Kinderhausbau in Nabburg jetzt bereits bei neun Millionen Euro

Nabburg
13.01.2023 - 14:07 Uhr
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Der Neubau einer Kindertagesstätte bereitet der Stadt Nabburg immer mehr finanzielle Probleme. Die Kosten explodieren beinahe. Aber der Bezugstermin soll trotzdem eingehalten werden.

Die Kosten für das neue Kinderhaus in Diendorf steigen und steigen: Inzwischen ist die fortlaufende Berechnung bei neun Millionen Euro angelangt. Bild: Amann

Von beträchtlichen Kostensteigerungen war bereits die Rede, als der federführende Architekt Sebastian Hrycyk (München) im November 2022 in die Stadtratssitzung nach Nabburg gekommen war. Damals hatte er erklärt, dass die Errichtung des neuen Kinderhauses in Diendorf letzten Endes 8,7 Millionen Euro kosten werde, nachdem im April noch Kosten in Höhe von 8,1 Millionen Euro prognostiziert worden waren. In dieser Woche war er wieder da - mit schlechter Nachricht in finanzieller Hinsicht.

Seiner aktuellen Bestandsaufnahme schickte er voraus: Die äußere Hülle ist auf der Baustelle geschlossen, die Bauheizung läuft, der Innenausbau ist in vollem Gange. Nun gelte es, die letzten Hauptgewerke zu vergeben. Hrycyk sprach mehrfach von einer Preisentwicklung, vor allem im Holzbau, wie er sie selber in so kurzer Zeit noch nie gesehen habe.

Sparen, wo es noch geht

Die Firmen seien alle noch gut ausgelastet und würden keine Veranlassung sehen, Angebote mit Dumpingpreisen zu erstellen. Aufgrund der großen wirtschaftlichen Unsicherheit "planen alle solide für sich selber", was zu Finanzierungsproblemen für Auftraggeber führe. Denn: Zum Beispiel Türen und Innenausbau seien unabdingbar, da gebe es kein Zurück, da muss unbedingt weitergebaut werden - auch wenn es wenig bis gar kein Einsparpotenzial gebe.

Damit war Hrycyk bei den neuesten Zahlen: Seine aktuelle Kostenrechnung - inklusive der in dieser Sitzung zu vergebenden Aufträge - besage: 9,1 Millionen Euro. "Die Lage ist völlig unkalkulierbar geworden", bedauerte er. Zwar würden sich jetzt, bei einem erreichten Vergabestand von insgesamt 93 Prozent aller Arbeiten, keine großen Risiken mehr abzeichnen, aber nach den jüngsten Erfahrungen wolle er sich mit keinen neuen Zusagen mehr aus dem Fenster lehnen.

SPD-Fraktionssprecher Josef Weber forderte dazu auf, unbedingt nach Einsparmöglichkeiten zu suchen, zumal das Gebäude doch einen Luxus-Standard aufweise: "Ich glaube nicht, dass im Landkreis Schwandorf aktuell ein noch teuerer Kindergarten gebaut wird." Sparpotenzial sah er zum Beispiel bei der Wandverkleidung im Innenausbau. Das wirke sich dann aber schon mächtig auf die Optik aus, merkte der Architekt an.

Zeitlicher Druck

Bürgermeister Frank Zeitler erinnerte an den bestehenden Zeitdruck. Die neue Kindertagesstätte müsse unbedingt im Juni fertig werden, deswegen dürften Änderungen in der Bauausführung auf keinen Fall zu Verzögerungen führen. Zeitlich werde es schon zu schaffen sein, stellte Hrycyk in Aussicht. Er riet nur davon ab, jetzt Ausschreibungen aufzuheben. Denn dann müsse man damit rechnen, dass erfolgreiche Billigstbieter Ansprüche wegen entgangener Gewinne anmelden. Und einer zügigen Bauausführung sei das auch nicht gerade dienlich.

"Wir haben uns für einen Kindergarten in dieser Ausführung entschieden. Jetzt müssen wir ihn auch so verwirklichen, auch wenn die Preisentwicklung verheerend ist," brachte der Bürgermeister die Lage auf den Punkt. Man könne nur versuchen, bei allen noch nötigen Vergaben zu schauen, ob noch Einsparungen möglich sind. Genau das machte man dann auch.

Weniger für Außenanlagen

Beim Gewerk Innentüren ging der Auftrag an die Firma Schröger aus Salzweg für 326 972 Euro (54 Prozent über der Kostenberechnung vom 3. Mai 2021). Für den Innenausbau darf der Bürgermeister den Auftrag vergeben, wenn noch ausstehende Unterlagen eingetroffen sind. Der billigste Bieter liegt bisher bei 182 080 Euro (Kostenberechnung vom Mai 2021: 93 970 Euro). Der Auftrag für die Einbaumöbel ging an die Firma Willi Wehr aus Kaltensondheim für 388 000 Euro (Kostenberechnung vom Mai 2021: 326 594 Euro).

Bei der Ausführung der Garten- und Landschaftsbauarbeiten machte das Architekturbüro bereits zwei konkrete Sparvorschläge, die dann auch beide bei drei Gegenstimmen angenommen worden sind. Den Auftrag erhielt die Firma Dobsch aus Zeitlarn zum ursprünglichen Angebotspreis von 754 230 Euro. Davon gehen knapp 100 000 Euro weg, was auch zu einer Reduzierung bei der Kostenfortschreibung führt. 73 746 Euro werden eingespart, indem man auf die Entwicklungspflege für die Pflanzen verzichtet, und weitere 25 882 Euro entfallen durch den Verzicht auf 3 von 17 Sonnenschirmen, auf Sandsteinstufen und auf ein Spielhaus.

Nachträge in der Kritik

Für Diskussionen sorgten zwei Nachträge, die von den Planern zu bereits vergebenen Aufträgen angemeldet worden waren. Es ging um 23 265 Euro bei den Zimmererarbeiten und um 22 340 Euro beim Trockenbau. Dritter Bürgermeister Johann Kleber (Nabburger Land) und Stadtrat Kilian Gradl (CSU) stellten sich auf den Standpunkt, dass diese Kosten nicht von der Stadt zu tragen sind, sofern sie auf planerische Fehler von den Architekten zurückzuführen sein sollten. Architekt Hrycyk erkannte keine Fehler, weil die Ursachen auf die Verschiebung unter Gewerken zurückzuführen seien, also keinen echten Zusatzaufwand auslösen würden. Für nachweisliche Fehler werde er jedoch mit Sicherheit gerade stehen, betonte er. Bürgermeister Frank Zeitler gab an dieser Stelle zu verstehen, dass im Rathaus stets überprüft werde, ob die in Rechnung gestellten Kosten auch tatsächlich gerechtfertigt sind. Es gebe da auch bereits eine anwaltschaftliche Korrespondenz, um die Position der Stadtrat schriftlich festzuhalten. Die beiden Nachträge wurden schließlich bei drei bzw. einer Gegenstimme(n) genehmigt.

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