Nabburg
26.01.2023 - 14:40 Uhr

Landwirte gründen Interessengemeinschaft "Rote Gebiete Kristallin Nabburg"

Die großflächige Ausweisung von "roten Gebieten" bringt viele Landwirte in Existenznot. Um ihre berechtigten Interessen wirkungsvoll vertreten zu können, gründen sie die "Interessengemeinschaft Rote Gebiete Kristallin Nabburg".

Die Stimmung bei der Gründungsversammlung im Gasthaus Lippert in Hohentreswitz war alles andere als locker. Zu sehr schlug die Ausweisung der "roten Gebiete" im November 2022 auf die Mägen der 47 anwesenden Landwirte aus den Bereichen Nabburg und Oberviechtach.

Die Dünge-Einschränkung wegen hoher Nitratbelastung des Grundwassers bedeuten für viele Bauern eine deutliche Ertragsminderung und damit verbunden einen Abbau ihres wertvollen Viehbestandes. Zusätzlich schlagen betriebsabhängig noch hohe Investitionskosten für neue Güllegruben zu Buche. Diesen massiven Eingriff in ihre Existenzgrundlage wollen die Landwirt nicht widerspruchslos hinnehmen. "Dieser irrsinnige Regulierungswahnsinn der Politik muss endlich ein Ende haben", brachte es ein Versammlungsteilnehmer auf den Punkt.

Unterstützung finden die betroffenen Landwirte beim Bayerischen Bauernverband, dessen Geschäftsführer Josef Wittmann die Versammlung leitete. Wittmann brachte noch einmal die Problematik der roten Gebiete zur Sprache. Der untersuchte Grundwasserkörper "Kristallin Nabburg" reicht von Trisching im Westen bis nahezu Rötz im Osten. Nitratwerte im Grundwasser, die den höchstzulässigen Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat im Liter Wasser überschreiten, wurden im Raum Nabburg und Oberviechtach/Teunz gemessen.

Kritik an Messverfahren

Hier kommen auch die gesetzlich vorgeschriebenen Düngeeinschränkungen voll zum Tragen. Die Kritik der Landwirte richtet sich vor allem gegen das angewandte Messverfahren. So befindet sich im Raum Nabburg nur eine Messstelle direkt an der Autobahn und auch im Raum Oberviechtach ist nur eine Messstelle zu finden. Die Einteilung der "roten Gebiete" erfolgt dann nach einem Rechenmodell ohne belastbare Messwerte von mehreren Messstellen. "Dies wird zum Computerspiel für die Beamten in den zuständigen Ämtern", lautete die Kritik der Bauern.

Dies wollen die Landwirte so nicht akzeptieren. Sie fordern eine Messstelle pro 50 Quadratkilometer an der das oberflächennahe Grundwasser abgebildet werden kann. Nur so können aussagekräftige Messwerte erhalten werden. Dieser Aufwand ist natürlich mit Kosten verbunden, die der Gesetzgeber bisher nicht bereit ist zu tragen. "Die Politik lässt sich nur beeindrucken, wenn man gegen sie gerichtlich vorgeht", ist die Erfahrung des BBV-Geschäftsführers.

Um ihrem berechtigten Anliegen mehr Nachdruck zu verleihen, haben sich die betroffenen Landwirte entschlossen, eine Interessengemeinschaft zu gründen. Wittmann gab dabei zu bedenken, dass weder der Bauernverband noch die Interessengemeinschaft gegen den Staat klagen kann. Sie können nur einzelne Kläger unterstützen. Bevor es zu einer Klage kommt, wollen die Landwirte von einem unabhängigen Gutachter ein eigenes Gutachten erstellen lassen, damit eine fundierte Aussage über die tatsächlichen Nitratwerte getroffen werden kann. Erst wenn diese Werte vorliegen und unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte angesiedelt sind, kann der Klageweg ins Auge gefasst werden.

Ausweisung der roten Gebiete

Zweck und Aufgabe der Interessengemeinschaft "Rote Gebiete Kristallin Nabburg" wird es daher sein, sich mit allen zur Verfügung stehenden Mittel gegen die Ausweisung der roten Gebiete im regionalen Bereich des Grundwasserkörpers Kristallin Nabburg zur Wehr zu setzen und die Ausweisung zu verhindern, hilfsweise aber deutliche Erleichterungen räumlicher und inhaltlicher Natur bei den roten Gebieten im vorstehenden regionalen Bereich zu bewirken oder zu erstreiten. Die Versammlung stimmte der vorliegenden Satzung zu und legte fest, das elf Ausschussmitglieder die Belange der Interessengemeinschaft vertreten sollen. Die Mitgliedschaft in der IG steht jedem Landwirt und Pächter offen.

Die Wahl der Vorstandschaft der Interessengemeinschaft "Rote Gebiete Kristallin Nabburg" brachte folgendes Ergebnis: Zum Sprecher der IG wurde Wolfgang Schaller (Teunz) gewählt. Stellvertreter ist Peter Schlagenhaufer (Namsenbach); Ausschussvorsitzender Andreas Kraus (Schömersdorf); Schriftführer Reinhard Berger (Voggendorf); Kassier Markus Haas (Dietersdorf). Ausschussmitglieder sind Peter Scherr jun. (Dietersdorf), Michael Prem (Schömersdorf), Michael Scheuerer (Reichertsmühle), Johannes Hösl (Hof), Markus Schießl (Neusath) und Mathias Klose (Wiesensüß).

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Hintergrund:

Grundwasserkörper "Kristallin Nabburg"

  • Ausbreitung: Von Trisching im Westen bis nahezu Rötz im Osten
  • Nitratwerte im Grundwasser: Höchstzulässiger Grenzwert ist 50 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser, höhere Werte im Raum Nabburg und Oberviechtach/Teunz gemessen
  • Forderung der Interessengemeinschaft: Eine Messstelle pro 50 Quadratkilometer
 
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