Als die Autofahrer in Nabburg im Bereich des Bahnübergangs am Dienstagnachmittag warten mussten, waren ausnahmsweise mal nicht die geschlossenen Bahnschranken schuld. Stattdessen bog aus dem Bahnweg ein Konvoi von Leopard-2-Panzern, die zuvor am Bahnhof verladen wurden und sich dann auf den Weg in die Oberpfalzkaserne nach Pfreimd machten.
Anfang des Jahres hatte das Panzerbataillon 104 aus Pfreimd neue Kampfpanzer des Typs Leopard 2 A7V bekommen – die modernste Ausführung des deutschen Kampfpanzers und einer der schlagkräftigsten Kampfpanzer-Typen der Welt. Zuletzt hatten die Pfreimder Panzersoldaten nun auf dem Truppenübungsplatz in Klietz (Sachsen-Anhalt) damit zum ersten Mal in größerem Rahmen geübt. Nun sind die Gefährte wieder zurück: Über die Schiene wurden zehn Leopard-Panzer bis zum Bahnhof Nabburg gebracht, von wo aus sich der Konvoi "auf Achse" in Bewegung setzte und das letzte Stück nach Pfreimd zurücklegte.
Routine für Pfreimder Soldaten
Einige Schaulustige ließen sich das Spektakel nicht entgehen, als der mit Panzern beladene Zug in Nabburg einrollte. Ganz nach Deutsche Bahn-Klischee mit eineinhalb Stunden Verspätung, aber dann ging es fix. Kurz rangieren, damit die aufgeladenen Panzer auf dem Gleis bei der Verladerampe landen, dann setzten sich die Soldaten in Bewegung. Waggons sichern, damit nichts aufkippt, wenn die Gefährte herunterrollen, und dann fuhr ein Panzer nach dem anderen ab und parkte im Bereich hinter dem Bahnhof. Das Rangieren am Bahnhof mit den 60-Tonnen-Gefährten glich zwar einer Millimeterarbeit, doch für die Soldaten ist das Routine. Ein kurzer Wink durch einen begleitenden Einweiser und der Fahrer des Leopard 2 korrigiert die Ausrichtung minimal. Hinter dem Bahnhof verrichten die Soldaten die letzten Arbeiten an den Leopard 2: Teile der Panzerung, die für die Schiene zu breit waren, werden wieder befestigt, Funkgeräte und Antennen wieder eingebaut. Sobald der letzte Panzer auf diese Weise abgefertigt ist, setzt sich die Kolonne in Bewegung. Über die Autobahn A93 ging es dann nach Pfreimd zurück in die Kaserne.
Derzeit bereitet sich das Panzerbataillon 104 auf einen Einsatz bei der NATO-Mission "enhanced Forward Presence" in Litauen vor. Anfang nächsten Jahres geht es los, die Mission wird von mehreren Nationen unterstützt. "Die Bedrohungslage ist für die Gesellschaft dort sehr präsent", erklärt Oberstleutnant Marek Krüger, Kommandeur des Panzerbataillon 104, über Litauen – das an Weißrussland und Russland grenzt. "Diskussionen, die wir zu Zeiten des Kalten Kriegs in Deutschland hatten, gibt es dort heute." Die Bundeswehr leiste einen Beitrag für den Schutz der Menschen vor Ort. Es gehe außerdem darum, ein Signal zu senden: Wir schützen dieses Land im Fall der Fälle. Die Szenarien der Bundeswehr würden sich mehr und mehr ändern – weg von Stabilisierungseinsätzen wie in Afghanistan hin zur Bündnisverteidigung. "Wenn was passiert, wären unsere Soldaten an vorderster Front."
Mit neuen Panzern zufrieden
In Deutschland werde das Thema Ukrainekrieg inzwischen teils weit weggeschoben – die Diskussion drehe sich immer mehr um das Thema Energiekrise. "Aber die Parameter sind noch die gleichen. Das ist nah", so Krüger.
Mit der neuen Ausstattung in Form der Panzer des Typs Leopard 2A7V ist der Kommandeur zufrieden. "Sie sind einsatzbereit und erfüllen alle Erwartungen." Die Panzer seien hochmodern, aber auch hochkomplex. Deshalb seien Übungen mit den neuen Geräten wichtig. Und auch in die Entladung am Bahnhof in Nabburg wurde ein Übungsszenario integriert – denn im Einsatzgebiet kann auch bei der Be- oder Entladung ein Bedrohungsszenario entstehen. Deshalb übten die Soldaten in Nabburg für den Ernstfall. Eine Kfz-Schleuse wurde aufgebaut, ebenso etwa Fliegerabwehr für Drohnen. "Wir nutzen jeden Moment, um die Soldaten auszubilden", so Krüger. Etwa 100 Soldaten waren an der Verladung und dem Übungsszenario drumherum beteiligt.
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