Für die Planung einer neuen, achtgruppigen Kindertagesstätte hat sich der Stadtrat ein Architekturbüro aus München ausgesucht. Dessen Inhaber Sebastian Hrycyk und seine Kollegin Anna Hallermeier erstellten einen Vorentwurf für den Neubau, der in Diendorf hinter dem Schulgebäude - mit Zuweg von Norden und Süden sowie Erschließung von der Otto-Hahn-Straße her - platziert wird. Die beiden Architekten kamen nun am Dienstagabend in die Nordgauhalle, um in der Stadtratssitzung den Vorentwurf für das Projekt zu präsentieren. Dazu brachten sie auch ein selbst gefertigtes Modell mit.
Hrycyk, der sein Büro als sehr erfahren im Bau von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bezeichnete, stellte die möglichen Varianten vor, die auf der Basis eines behördlich abgesprochenen Raumprogramms erarbeitet wurden. Sie sehen einen modernen, in Holzbauweise konzipierten Gebäudekomplex für fünf Kindergarten- und drei Kinderkrippengruppen auf zwei Ebenen vor, dazu einen großzügigen Außenbereich. Insgesamt ist die Anlage auf den Besuch durch 161 Kinder ausgerichtet.
Rund ein Jahr Bauzeit
Die anfallenden Kosten bezifferte Architekt Hrycyk mit rund acht Millionen Euro. Auf der Zeitachse ging er davon aus, dass heuer im September der Baubeginn erfolgen und genau ein Jahr später die Fertigstellung erfolgen kann. Bei der Umsetzung arbeitet das Büro Hrycyk mit dem örtlichen Architekten Konrad Kraus zusammen, der die Bauleitung übernehmen soll.
SPD-Sprecher Josef Weber erkundigte sich in der Sitzung nach den Kosten, die am Ende die Stadt selber tragen muss. Die Förderung steht laut Bauamtsleiter Thomas Prey noch nicht exakt fest, weil für das laufende Zuwendungsprogramm auch der Abrechnungstermin eine Rolle spielen werde. Bürgermeister Frank Zeitler (CSU) geht im Moment, so sagte er, von 50 Prozent aus. Einstimmig beauftragte der Stadtrat das Büro Hrycyk, alle für den Neubau notwendigen, weiteren Schritte einzuleiten. "Wir stehen sehr stark unter Zeitdruck", gab das Stadtoberhaupt zu verstehen, dass das vorgegebene Ziel unbedingt erreicht werden soll.
In weiteren Tagesordnungspunkten der Sitzung wäre es darum gegangen, die Ingenieurleistungen für die Tragwerks-, Elektro- sowie Heizungs- und Sanitärplanung des Kindergartenbaus zu vergeben. Nachdem die erhaltenen, günstigsten Angebote allesamt - sehr zum Vorteil für die Stadt - weit unter der ursprünglichen Kostenschätzung lagen, schaltete man im Rathaus ein Fachbüro ein, um keinen Vergabeverstoß zu begehen. Die Ergebnisse der Überprüfungen werden für kommenden Montag erwartet, weshalb der Bürgermeister zwecks der Eilbedürftigkeit zur Vergabe ermächtigt werden sollte. Nachdem es um hohe Beträge - in der Summe über 300 000 Euro - gehe, verlangte die SPD die Einschaltung der Fraktionssprecher. "Ich sehe schon, sie haben kein Vertrauen zu mir", reagierte Bürgermeister Frank Zeitler (CSU) auf Josef Webers Verlangen, sah aber kein Problem für das Prozedere. Bevor er definitiv vergibt, wird er die Fraktionsvorsitzenden informieren. So steht es im gefassten Beschluss.
Zeitdruck durch Zusatzbedarf
Doch mit dem Neubau sind längst nicht alle aktuellen Anforderungen an die Kinderbetreuung erfüllt. Denn: Nach einer erneuten Überprüfung der Geburtenzahlen war man im Rathaus im August 2020 zu dem Resultat gekommen, dass die Stadt perspektivisch drei weitere Gruppen (zwei Krippen, eine Kindergarten) benötigt. Die Anmeldungen im Januar 2021 haben ergeben, dass für das nächste Kindergartenjahr, das im September 2021 beginnt, schon mindestens zwei zusätzliche Gruppen bereitgestellt werden müssen. Doch wohin damit?
Nach Gesprächen mit der Pfarrei und den jeweiligen Einrichtungsleitungen bahnte sich eine Lösung an, die der Stadtrat in dieser Sitzung einstimmig annahm. Er beschloss, für 2021/22 zwei altersgemischte Gruppen einzurichten. Eine davon soll im Kinderhaus "Storchennest" integriert werden, indem man den Bewegungs- zu einem Gruppenraum umfunktioniert. Zur Bewegung können die Kinder die Turnhalle der Grundschule Diendorf nutzen.
Für die zweite benötigte Gruppe gibt es zwei Möglichkeiten. Eine sieht vor, das Kinderhaus St. Marien zu erweitern, wozu der Dachboden auf die geltenden Brandschutzbestimmungen aufgerüstet werden müsste, um zusätzliche Räumlichkeiten zu schaffen. Der notwendige Umbau käme auf etwa 300 000 Euro. Die zweite Variante: Auf dem Gelände des Kindergartens St. Angelus könnte vorübergehend ein Container aufgestellt und dorthin der Bewegungsraum ausgelagert werden. Dadurch entstünde im Gebäude vorübergehend Platz für eine weitere Gruppe. Die Kosten sind auf 150 000 Euro geschätzt worden.
Welche dieser zwei Varianten letztlich zum Tragen kommt, wird maßgeblich von der Förderung abhängen. Im Falle St. Marien könnte sie bis zu 50 Prozent betragen, was aber noch nicht feststeht. Im Stadtrat war man sich einig, dass die Unterbringung in St. Marien die nachhaltigere Lösung wäre und deshalb den Vorzug erhalten sollte, sofern ein Zuschuss fließt. Der Bürgermeister wurde schließlich einstimmig ermächtigt, alle notwendigen Maßnahmen in die Wege zu leiten. Denn auch hier gilt: Es ist Eile geboten, um die Zusatzangebote im September verfügbar zu haben.
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