Die Firma EMZ-Hanauer GmbH & Co KGaA hat ihren Sitz an der Siemensstraße. Vor 75 Jahren, also kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Zangenstein gegründet, übersiedelte das Unternehmen 1990 nach Nabburg. Ab 1998 kamen zahlreiche Auslandsstandorte dazu, der neueste wird demnächst in Rumänien eröffnet. Von den weltweit 1600 EMZ-Mitarbeitern sind etwa 500 in der Zentrale in Nabburg und noch rund 25 in Zangenstein beschäftigt.
Aber es war nicht die Entwicklung der Firma, die das Lokale Bündnis für Familien im Landkreis Schwandorf nach Nabburg geführt hatte. Sondern die Auszeichnungen für familienfreundliche Personalpolitik, die das Unternehmen sammelt. 2021 wurde EMZ vom bayerischen Wirtschaftsministerium geehrt, weil es zu den 20 "familienfreundlichsten Arbeitgebern Bayerns" zählt. Und im Jahr darauf gab es für die Nabburger ein "Gold-Siegel" beim Wettbewerb „Familienfreundlicher Landkreis Schwandorf", den das Lokale Bündnis zum vierten Mal ausgerichtet hatte.
Eltern-Kind-Zimmer im Abseits
EMZ-Personalleiter Markus Block und seine Mitarbeiterin Stephanie Meier führten die Delegation aus Schwandorf in das Angebot ein, das als so preiswürdig erachtet wird. Dabei zeigte sich, dass ein "Klassiker" gar nicht mehr nachgefragt wird - das sogenannte Eltern-Kind-Zimmer. Sein Sinn und Zweck wäre, dass der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin im Eltern-Kind-Zimmer am PC arbeitet und die Kinder in dieser Zeit mit den Spielsachen spielen, die da sind, oder malen können. "Mobiles Arbeiten hat das Ganze aber etwas obsolet gemacht. Denn die, die das Zimmer nutzen können, die können seit Corona auch von zu Hause im Home Office arbeiten," betonte Block. Und Meier ergänzte: "Wobei man auch sagen muss, dass wir in einem sehr ländlichen Bereich sind, da hat jeder einen Nachbarn oder eine Oma, die greifbar ist, die zwischendurch aufs Kind aufpassen kann."
Dorothea Seitz-Dobler von der Agentur für Arbeit in Schwandorf, die die Bündnis-Delegation leitete, hat auch solche Erfahrungen gemacht. "In der Agentur in Schwandorf ist es das gleiche, auch wir haben ein Eltern-Kind-Zimmer, aber jeder versucht, eine andere Lösung zu finden. Anders in unserer Zentrale in Nürnberg, da muss man sich schon fast anmelden, dass man einen Platz bekommt – in der großen Stadt ist das anders."
Bonus und Kinderbetreuung
Das Thema Kinder wird bei EMZ groß geschrieben, wie sich an folgenden Beispielen zeigt: Wer Kinder bekommt, der erhält seit letztem Jahr laut Stefanie Meier ein "Strampler-Set", einen Geburts-Bonus von 250 Euro und einen Tag Sonderurlaub. Wenn die Kinder dann etwas größer sind, gibt’s bei EMZ eine Ferien- beziehungsweise Kinderbetreuung am Buß- und Bettag, in einer Woche der Pfingstferien und in zwei Wochen der Sommerferien. Block: "Das ist unser Flaggschiff." Gedacht ist das Angebot für Kinder zwischen drei und zwölf Jahren. Seit letztem Jahr arbeitet die Firma deswegen mit dem BRK zusammen. Meier: "Wir sind da sehr zufrieden, das BRK gibt sich da wirklich große Mühe. Im letzten Jahr haben wir ein Insektenhotel gebaut, Vogelhäuschen, dann war das BRK auch selbst da."
Ein "großes und wichtiges Thema für unsere Mitarbeiter" sei die variable Arbeitszeit, "die wir ohne Kernarbeitszeit anbieten". Laut Meier gibt es überdies sehr flexible Arbeitszeitkonten: "Zwischen minus 120 Stunden und plus 120 Stunden kann man sich frei bewegen." Das werde sehr gern genutzt und sei sehr beliebt, weil dadurch die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben flexibler werde, etwa für einen Arzttermin, für den Friseur oder einen Reifenwechsel. "Da muss ich nicht mehr sagen, es wäre gut, wenn ich einen Termin nach 17 Uhr erhalten könnte. Denn da kann ich auch mal um 10 Uhr hinfahren, etwa aus dem Home Office, und um 11 Uhr wieder zu arbeiten beginnen."
Mit der Rutsche nach unten
Natürlich ist auch mobiles Arbeiten ein Thema, wie Meier betont. "Im Februar 2020 sollte bei uns eine 'Pilotgruppe Mobiles Arbeiten' starten, einen Monat später hatten wir Corona und es waren quasi alle in dieser Pilotgruppe drin." Eine Betriebsvereinbarung mit dem Betriebsrat sieht seit damals 100 Kalendertage Home Office pro Jahr vor. Markus Block wies darauf hin, dass das Unternehmen für die Mitarbeiter in der Produktion andere Lösungen gesucht habe, wenn jemand einen Tag frei brauche: "Etwa, dass er eine andere Schicht übernimmt." Das gehe gut wegen der Gruppenarbeit in der Fertigung. "Da gibt's eigentlich wenig Probleme, weil die Gruppe einteilen kann, war wann arbeitet."
Abgerundet wird der Angebotsfächer unter anderem durch Sozialberatung für die Mitarbeiter, die von STG als externen Dienstleister übernommen wird: "Kinderbetreuung, psychische Probleme, Pflegesituation - da kann ich mich hinwenden und persönlich beraten lassen, ohne dass wir als Firma das mitbekommen," so Block. Als familienfreundlich stuft man beim EMZ auch das moderne Betriebsrestaurant ein, wo man als Mitarbeiter für um die vier Euro ein Mittagessen bekommt. Am Ende stellten Block und Meier noch etwas vor, um das wahrscheinlich die Kinder ihre Eltern beneiden: eine große Metallrutsche. Sie führt auf schnellem Weg vom ersten Stock ins Erdgeschoß des Firmensitzes. Natürlich durfte die Delegation dieses Spaßvehikel auch benutzen.
EMZ-Hanauer
- Gründung: 1948 in Zangenstein, Produkte waren Kondensatoren und Christbaumbeleuchtungen.
- Heute: Zwei große Geschäftseinheiten - Hausgeräte-Komponenten und Umwelttechnik.
- Standorte: Hauptsitz seit 1990 Nabburg; dazu Zangenstein und Fertigungsbetriebe in Tschechien, Mexiko, China und Rumänien (geplant).
- Beschäftigte: Insgesamt 1600
- Umsatz: 180 Millionen Euro.
Kommentare
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.