Die titelgebende "Stellenanzeige" hätte sich auch als Stoff für eine abendfüllende Operette geeignet, mit Leichtigkeit vertont von Paul Linke, Ralph Benatzky, Fred Raymund oder Robert Stolz. Denn, ob "Die Fledermaus", "Der Vetter aus Dingsda", "Maske in Blau", "Die lustige Witwe" oder "Der Vogelhändler", allen gemein ist innige Liaison zwischen Liebe und Musik. Aber eben nur "hätte", wie Peter Pollinger als Conférencier des Konzertabends im Nabburger Stadtmuseum und Klavierbegleiter von Sopranistin Tamara-Raphaela Hirschmann mehrmals betonte, - hätte" wäre da nicht kürzlich der Tenor abhanden gekommen.
Doch wozu nachtrauern, "Schlösser, die im Monde liegen, bringen Kummer, lieber Schatz. Um im Glück dich einzuwiegen, hast du auf der Erde Platz!" - zumindest im Castillon-Saal des Zehentstadel, der am Freitag-Abend mit 80 Operetten-Fans quasi "ausgebucht" war.
Unwiderstehliche Art
Da geriet das Bedauern über die personelle Vakanz räumlich wie zeitlich bald zur Randnotiz, spätestens aber als sich Tamara-Raphaela Hirschmann als die temperamentvolle und stimm-umfänglich perfekte Nachfolgerin des Kellners Leopold "Im weißen Rößl" präsentierte. Denn nicht nur "im Salzkammergut kann man gut lustig sein!" Angesichts der schwungvollen Interpretation fehlte den Kavalieren im Publikum wohl weniger der Mut, denn das Florale, um der anschließenden Aufforderung "Schenkt man sich Rosen in Tirol" nachzukommen. Drei junge "Verehrer" hielt es dann aber dennoch nicht mehr auf den Stühlen, zumal die ihnen scheinbar wohlbekannte "Julischka aus Budapest" allesamt mit unwiderstehlicher Art und feurigem Wesen begeisterte.
Wohl trotz deren stimmlicher Qualitäten von keinem der drei Verehrer vollends überzeugt, konnte Peter Pollinger seine Solistin nach einer kleinen Pause dafür gewinnen, sich anderweitig umzusehen: Mit der Arie "Kommt ein schlanker Bursch gegangen" aus "Der Freischütz" wechselte das Programm zwar kurz ins Opern-Fach, blieb aber dem Thema "Liebe" treu. Die aber hatte Tamara-Raphaela Hirschmann aus tiefster Seele spür- und in höchsten Tönen hörbar an die Operette verloren: "Du sollst der Kaiser meiner Seele sein!" Ein Bekenntnis, das sie mit einer der eingehendsten Kompositionen, dem "Lied vom Waldmägdelein", besser bekannt als romantisch-melancholisches "Vilja-Lied", eindrucksvoll betonte.
Derart emotional vorgetragen, konnte ein nochmaliges Werben um den ersehnten Tenor doch nicht länger unerhört bleiben? Und siehe da, wie zufällig kam tatsächlich mit einem der anwesenden Herren ein Duett zustande: "Lippen schweigen." Aber mehr als kleine gegenseitig Avancen "Ich hab ein Diwanpüppchen, süß und herzlich wie du" gönnte das Programm der kurzen Bühnenromanze leider nicht, schon hieß es für die beiden, so "Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände". "Gefällt er dir?", wollte Peter Pollinger von seiner Sopranistin wissen als der sympathische Tenor sie wieder verlassen hatte. Auf ihr "Ja!" hin, versprach er, "dann besorg ich dir seine Telefonnummer".
Amüsante Reise
Angesichts dessen hätte die weitere Liedauswahl zum guten Schluss kaum einfühlsamer sein können. Mit "Liebe, du Himmel auf Erden" und "Meine Lippen, die küssen so heiß" erreichte eine amüsante w Reise in die Welt der Operette ihr Finale. Seinen langanhaltenden Beifall, belohnt mit einer Zugabe, verband das Auditorium mit dem einhelligen Wunsch, Tamara-Raphaela Hirschmann (Sopran), Peter Pollinger (Klavier und Konzept) sowie die Gäste Johannes Irlbacher, Tobias Schäffler, Gerhard Huber und Holger Popp als Spontan-Tenor in Nabburg bald wieder zu sehen, oder besser noch, zu "hören".
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