"Sauberkeit zu jeder Zeit": Neue Ausstellung im Freilandmuseum Oberpfalz

Nabburg
12.08.2022 - 09:35 Uhr
OnetzPlus

Was ist sauber? Und wann ist sauber auch rein? Muss es immer rein sein? Antworten auf Fragen rund um die kulturhistorische Dimension des Themas Hygiene liefert eine neue Ausstellung im Freilandmuseum Oberpfalz.

Der Desinfektions-Spender am Eingang gehört noch nicht zur Ausstellung, würde aber gut hineinpassen. "Sauberkeit zu jeder Zeit" heißt die neue Schau, die das Freilandmuseum Oberpfalz (FMO) seit Samstag, 6. August, zeigt. Dabei verweist der Spruch, der früher gerne auf Zierhandtüchern gestickt wurde, auf die Frage, was Sauberkeit eigentlich bedeutet und wie sich die dazugehörigen Standards im Laufe der Zeit verändert haben. Klar legt das FMO einen Schwerpunkt auf das Landleben. "Das soll aber nicht bedeuten, dass es auf dem Land immer besonders dreckig war", sagt FMO-Leiter Tobias Hammerl. Gerade in den Städten hätten da auch Defizite geherrscht. Das Klischee komme vielmehr daher, dass sich bisweilen Gelehrte aus der Stadt für ihre Forschungen auf das Land begeben hätten.

Wascheimer vor der Stalltür

Der Wascheimer vor der Stalltür hat indes schon immer zum bäuerlichen Arbeitsalltag gehört. "Die Bauern wussten, dass sie sich die Hände waschen mussten, bevor sie sich ans Melken gemacht haben", erzählt Hammerl. Hygiene in der Landwirtschaft ist auch nur einer von vielen Aspekten der Ausstellung. Durch die Corona-Pandemie sei das Thema Hygiene mit Wucht in alle Bereiche des Alltags eingeschlagen. "Als wir die Ausstellung konzipiert haben, wussten wir noch nichts von dem Virus und seinen Auswirkungen." Entwickelt wurde die Schau im Jahr 2019. Sie war bereits an anderen bayerischen Freilichtmuseen zu sehen und öffnet jetzt endlich in Neusath.

Besonders jung ist das Thema nicht, bereits vor über 200 Jahren wurde der Ruf nach moderner Hygiene laut. Damals setzte sich das Bewusstsein durch, dass sich Abwasserver- und entsorgung verbessern müssen, um den Gesundheitszustand der Bevölkerung zu heben. Hinzu kamen neue Empfehlungen und Normen für die Körperpflege sowie die Hygiene im Haushalt. "Und die haben sich immer wieder verändert", stellt Hammerl fest. Für ihn ist eine zweite Dimension besonders spannend: "Irgendwann ist Sauberkeit zu einem Selbstläufer geworden. Es reichte nicht mehr, sauber zu sein. Es musste rein sein. Porentief rein." Sauberkeit wurde zu einem bis ins Extreme gesteigerten Aushängeschild und hierfür gibt es im Landleben etliche Beispiele.

Das Moped der Hebamme

Zwischen den Schauobjekten im Erdgeschoss des Ausstellungsgebäudes findet sich ein Moped, NSU Quickly. "Es war das typische Gefährt für die Hebammen", erzählt Hammerl. Die Hebammen seien Meisterinnen der Hygiene gewesen. "Sie waren wegen ihres Berufes mit die ersten Frauen, die überhaupt einen Führerschein machen durften." Auch ein Friseursalon aus den 1950er-Jahren ist zu bestaunen. Das war eine Zeit, als der Familienvater auf dem Land noch zum Dorfboder ging und die Ehefrau schon in den Damensalon. Und die ersten Waschmaschinen aus industrieller Produktion geben einen Einblick davon, wie aufwändig das Wäschewaschen früher einmal war.

Wer durch die Ausstellung geht, der merkt: Die Bandbreite der hygienischen Normen war schon immer und ist heute noch recht breit. Was der eine als sauber empfindet, erscheint dem anderen mitunter im schlimmst-schmutzigen Zustand. Klar, dass die verschiedenen Wahrnehmungen im Zusammenleben der Menschen Anlass für allerlei Streitigkeiten geben können. Damit passt die Schau mit Sicherheit in den aktuellen Kontext - mit oder ohne Pandemie. "Sauberkeit zu jeder Zeit" ist eben immer ein Thema.

Service:

Ausstellung "Sauberkeit zu jeder Zeit"

  • 340 Exponate rund um das Thema Hygiene. Schwerpunkt Geschichte, ländlicher Raum
  • Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 9 bis 18 Uhr, montags geschlossen
  • Eröffnung: Samstag, 6. August. Ende der Ausstellung Sonntag, 6. November
  • Weitere Infos: www.freilandmuseum-oberpfalz.de
 
 

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