Nabburg
17.07.2022 - 09:42 Uhr

Schlauchmarathon verbindet Schwandorf und Nabburg: Läuft der Mensch schneller als das Wasser?

Am Samstag gilt's: Kommt zuerst der Mensch oder das Wasser an der Nabburger Nordgauhalle an? Beim Schlauchmarathon am 23. Juli legen Jugendfeuerwehren aus dem Landkreis Schwandorf entweder Schläuche oder laufen.

Um das Gemeinschaftsgefühl nach der Pandemie zu stärken und zum 50. Geburtstag dem Landkreis Schwandorf ein Geschenk zu machen, fordert die Jugendfeuerwehr sich selbst heraus. Die Jugendlichen treten im Grunde auch gegeneinander an. Die einen, rund 1000 aus allen Freiwilligen Feuerwehren im Kreisgebiet, legen eine Schlauchleitung vom Schwandorfer Volksfestplatz zur Nabburger Nordgauhalle. Über 18 Kilometer hinweg werden der Sitz des Landratsamtes Schwandorf mit einem ehemaligen Sitz einer Kreisbehörde, nämlich Nabburg, symbolisch verbunden. Nicht nur der Landkreis auch der Kreisfeuerwehrverband feiern heuer 50. Geburtstag.

Gleichzeitig mit dem Wasser fällt der Startschuss für die Läufer. Sie kommen ebenfalls zum großen Teil aus der Jugendfeuerwehr. Das sind die anderen, die am Samstag gefordert sind. Zwischen 12 und 65 Jahre sind die Sportler alt. Sieben laufen die Distanz alleine. Elf Staffeln, bestehend aus jeweils drei Läufern, nehmen den Kampf gegen das Wasser auf. Die Staffelläufer sind außer bei der Feuerwehr auch sportlich aktiv. Wechselstationen werden beim Kieswerk Schatz in Schwarzenfeld und am Radweg in Wölsendorf eingerichtet. Wer, wann wieviel trainiert oder übt, darüber bewahren alle Teilnehmer Stillschweigen. Da lässt sich bisher keiner in die Karten schauen.

Spannung muss sein und auch die Bevölkerung soll bei dieser ungewöhnlichen Challenge mitfiebern. Um der Wassergruppe eine Chance zu geben, wird die Schlauchleitung bereits an der Naab entlang über Krondorf, Deiselkühn, Wölsendorf zum Ziel aufgebaut, bevor es um 14 Uhr heißt "Wasser marsch! Läufer los!" Der für den nördlichen Landkreis zuständige Kreisbrandinspektor Helmut Schatz erklärt Oberpfalz-Medien, dass alle 500 Meter eine Pumpe gesetzt wird, insgesamt 36. Im Grunde ist der Schlauchmarathon auch ein Wettlauf zwischen Mensch und Technik. Der Knackpunkt ist nämlich nicht das Legen der Leitung, sondern der Wassertransport. "Ich hoffe, dass das Wasser schneller ist", sagt Helmut Schatz.

Bloß kein Schlauchplatzer

Da hat Tobias Sebast, stellvertretender Pressesprecher der Kreisbrandinspektion und Jugendwart der Feuerwehr Maxhütte-Winkerling, andere Ambitionen. Er möchte vor dem Wasser in Nabburg ankommen. Der 27-Jährige läuft die Strecke allein, schließlich hat sie nicht einmal die Länge eines Halbmarathons. Eine gewisse Grundfitness ist bei dem sportlichen Bergwanderer, der immer wieder spezielle Herausforderungen sucht, vorhanden. Ungleich härter als den Schlauchmarathon stuft er einen Wettbewerb eine Woche später ein. Da ist Tobias Sebast beim Mammutmarsch München dabei. 100 Kilometer durch das Voralpenland gilt es in 24 Stunden zu bewältigen. Tobias Sebast hat am 23. einen Wunsch, dass "möglichst viele Läufer vor dem Wasser ankommen". Platzt beispielsweise ein Schlauch, kostet ein Ersatz rund zehn Minuten Zeit. Dieses Pech spielt den Läufern dann voll in die Hände. Um Zeiten oder Erstplatzierte geht es nicht, sondern ausschließlich darum: empfängt eine Wasserfontäne die Läufer oder müssen diese in Nabburg auf das Wasser zu warten.

Einer wird allerdings am 23. Juli gefeiert, ganz gleich was oder wer zuerst da ist: der ehemalige Nabburger Kreisbrandinspektor und stellvertretende Kreisbrandrat Johann, "Hanne", Gietl. Hanne Gietl läuft an der Nordgauhalle mit einer Eskorte ein. "Der Gietl Hanne war der sportlichste Inspektor, den wir je hatten", sagt Hans-Jürgen Schlosser, Pressesprecher der Kreisbrandinspektion im Landkreis Schwandorf. Dem passionierten Läufer zu Ehren wird der Lauf auch Johann-Gietl-Lauf genannt.

Rekord vom 12. Juni 1999

Die lange Schlauchleitung vom 23. Juni ist nicht die erste dieser Art in der Oberpfalz. Am 12. Juni 1999 fand der erste Schlauchmarathon im Regierungsbezirk statt. Eine 46 Kilometer lange Schlauchstrecke wurde von Jugendfeuerwehren von Hohenfels im Landkreis Neumarkt zum ehemaligen Gelände der Landesgartenschau in Amberg gelegt. Verbunden wurden damals die vier Landkreise Neumarkt, Regensburg, Schwandorf und Amberg-Sulzbach sowie die Stadt Amberg. Der Schlauchmarathon von 1999 ging in das Guinness-Buch der Rekorde ein. Damals arbeiteten über 3000 Jugendliche aus 352 Feuerwehren zusammen. 115 Pumpen waren im Einsatz.

Hintergrund:

Programm Schlauchmarathon

  • 12.45 Uhr bis 13 Uhr Eintreffen der gemeldeten Feuerwehren am zugeteilten Streckenabschnitt; Beginn Aufbau der Schlauchstrecke
  • 14 Uhr Startschuss "Wasser marsch" und Johann-Gietl-Lauf durch Ehrengäste auf dem Schwandorfer Volksfestplatz
  • 15 Uhr Unterhaltungsprogramm für die Kinderfeuerwehr mit Überraschung in Nabburg
  • 15.30 bis 16 Uhr Wassergabe in Nabburg und Zieleinlauf der Läufer
  • 18 Uhr Start des Abendprogramms an der Nordgauhalle in Nabburg
  • 19 Uhr Übergabe der Erinnerungsgeschenke, Abendprogramm für die gesamte Bevölkerung, unter anderem mit DJ
  • Schlauchpaten gesucht; 1 Euro pro Meter; kleinstmögliche Spendensumme eine sogenannte B-Länge, 20 Meter. Weitere Details und Infos unter https://kfvschwandorf.feuerwehren.bayern/akutelles/
 
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