Ein Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche, zelebriert von Pfarrer Hannes Lorenz, stand am Beginn „Des Tages des ländlichen Raums“. Zu der anschließenden Kundgebung im Jugendwerk hieß Kreisobmann Josef Irlbacher eine lange Reihe von Repräsentanten der Landwirtschaftsbehörden, des Bauernverbandes und der Geschäftswelt willkommen. Musikalisch wurde der Sebastiani-Bauerntag von den Jagdhornbläsern der Kreisgruppe Nabburg umrahmt.
In den Reihen der Bauern blieben doch einige Stühle unbesetzt. Sicherlich auch ein Zeichen, dass die Zahl der Landwirte rückläufig ist. Irlbacher wies in seinen einleitenden Worten darauf hin, dass Versorgungssicherheit ein hohes Gut, aber in vielen Bereichen nicht mehr gegeben sei, wie die jüngste Vergangenheit deutlich vor Augen geführt habe.
„Will man das auch bei der Erzeugung von Lebensmitteln riskieren?“ stellte der Kreisobmann provokant die Frage in den Raum. Seine Forderung lautete daher: „Die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln muss sichergestellt sein. Dies ist nur mit einer heimischen Landwirtschaft, mit gesunden Strukturen, auskömmlichen Preisen und attraktiven Perspektiven möglich.“ Von Seiten der Politik vermisst Irlbacher solche Perspektiven.
Ökonomie und Ökologie Hand in Hand
Auf diesen Missstand wies auch Chefredakteur Simon Michel-Berger von „Agrarheute“ hin, der als Hauptreferent die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft und Agrarpolitik kritisch, aber sehr kompetent unter die Lupe nahm. Das Hauptproblem bei der Umsetzung der Nachhaltigkeit sieht Michel-Berger bei der Politik. Zur Verdeutlichung seiner Aussage erläuterte er das Dreieck der Nachhaltigkeit, das die Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales als gleichwertig beinhaltet. „Die Politik hat dabei die Ökologie deutlich übergewichtet“, ist seine Feststellung. „Nachhaltigkeit wird so zur Beliebigkeit“, so seine Befürchtung. „Ökonomie und Ökologie müssen Hand in Hand gehen“, lautete daher seine Forderung.
An einigen Beispielen verdeutlichte der Referent seine Aussagen. Die anvisierte Umstellung der Politik auf 30 Prozent Ökolandbau könne nur durch eine entsprechende Förderung gelingen. „Die gängige Praxis der Politik, nur das den Bauern in die rechte Tasche zu stecken was sie vorher aus der linken Tasche genommen hat, ist nicht zielführend“, mahnte der Referent.
Dabei bleibt immer noch die Frage offen: „Was geschieht mit den übrigen 70 Prozent konventioneller Landwirte, welche den Hauptanteil der Lebensmittel produzieren?“ Der Redner mahnte zudem zu mehr Offenheit bei der Gesetzgebung auf Bundes- und EU-Ebene. Hier müssten die Landwirte vorher gehört und ihre Fachkenntnis mit einbezogen werden.
Um eine Besserung der Situation der Landwirte zu erzielen, forderte der Referent mehr Wertschätzung für die Arbeit der Landwirte durch die Gesellschaft. Daher sei es von eminenter Wichtigkeit, den Dialog mit der Gesellschaft auf eine viel breitere Basis zu stellen. „Die Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit ist nur durch die Mitnahme der Gesellschaft möglich“, so seine Aussage.
Preis entscheidendes Kriterium
Dabei prangerte Michel-Berger auch das Verhalten der Verbraucher an. Der Preis für Lebensmittel sei nach wie vor das entscheidende Kriterium. Dies erkläre auch den Rückgang des Umsatzes bei Bioprodukten, die preislich höher angesiedelt sind. Trotz der widrigen Begleitumstände sieht Michel-Berger für die Landwirte Licht am Horizont, allerdings müssten dafür alle an einem Strang ziehen. Das Referat des Fachmanns wurde immer wieder von Applaus begleitet.
Der Sebastiani-Bauerntag war auch der gegebene Anlass, einen verdienten Mitarbeiter des Bayerischen Bauernverbandes auszuzeichnen. Für seinen unermüdlichen Einsatz um die Interessen des BBV und seiner Mitglieder wurde der frühere stellvertretende Kreisobmann Johann Hahn mit der BBV-Ehrenurkunde geehrt.
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