Orthografisch ist es ein Kurzwort, dialektisch gar einsilbig, stets nur aktuell zutreffend, erneuert es sich tagtäglich automatisch, kann forsch klingen, oft auf Ignoranz stoßen oder Euphorie auslösen, wie bei den über 200 Besuchern jenes Konzertabends im Nabburger Jugendwerk, bei dem sich Musikpoet Hubert Treml zusammen mit Franz Schuier und Christoph Seidl auf Einladung der Katholischen Landvolk Bewegung genau diesem Adverb widmeten: „Heute“ oder einfach „Heit“.
Bereits die Bibel betonte mit ihrer Wortwahl „Heute ist uns der Heiland geboren“ oder „noch heute wirst du mit mir im Paradies sein“ ganz besondere Momente, wie Christoph Seidl in einem seiner sinnlichen Impulse hervorhob. Früher konnte dieser Augenblick des Glücks ein „Rendezvous“ (Stelldichein) sein, „heit“ beruflich ein „meeting“ oder „date“. Ein solches erhoffte sich im Retro-Song von Hubert Treml einst auch der „Binner Michl“. Doch der vormals „coole Mike“ alterte, ohne, dass sich seine Lebensträume erfüllten.
Springsteen-Cover
Unrealisiert blieb auch der kirchliche „Update“-Versuch des Konzils vor nunmehr 60 Jahren. Wie so oft entsprach nur die Ausrede dem Zeitgeist: „Egal wann, bloß niard heit, heit is ganz schlecht!“ Ein Hinausschieben oder „Aussitzen“ typisiert speziell ältere Generationen, die zufrieden mit dem Ist-Zustand, Veränderungen scheuen: „Dawal amal no need!“ Mutiger wäre es, Vorwärts zu leben, um rückblickend Vieles zu verstehen, statt das „Jetzt“ festzuhalten bis in Ewigkeit – Amen! Einzig die Liebe sollte niemals aufhören, denn nur sie verdoppelt sich, wenn man sie teilt. Eine Erkenntnis, die auch die Jugenderinnerungen von Hubert Treml prägten, zusammengefasst in der oberpfälzer Cover-Version des Bruce-Springsteen-Songs „Meeting across the river“.
Ergreifende Texte
Manch abenteuerliche Eskapade mit der Clique von einst „in a Vollmondnacht auf der B22 von Weiden nach Oberviechtach“, leitete zum Übergang vom „heit“ zum „Morgen“ über. Was, wenn der gute Rat, „eine Nacht darüber zu schlafen“ die heutigen Probleme nicht mildert, geschweige denn löst, wenn Schmerzen den Körper, Schicksale die Gedanken nicht loslassen? Eine zutiefst ergreifende Antwort gab Hubert Treml mit einem außergewöhnlich stillen Lied als Nachruf der Eltern auf ihren toten Sohn: „Die ganze Zeit hab i di g´halten, hab i di trog´n, in einem Augenblick ist alles geborg´n, die ganze Zeit is ja immer - a heit!“
Andererseits kann der teils mondbegleitete Wechsel von „noch heit“ zum nächstfolgenden „heit“ auch kreativ inspirierend sein - nicht nur für Hubert Treml als Mundart-Liedermacher oder Text-Philosophen wie Christoph Seidl. Sie kann zu neuer Hoffnung motivieren, richtig belebend wirken – wie ein Konzert des Trios Treml, Seidl, Schuier an dessen Ende ein gemeinsam gesungenes Lied mit dem Refrain stand: „Doi Nacht g´heart uns, koina kanns uns nemma, sie hout an Zauber, und is niat zum Schloufn dou, so woi ma´s leb´n, bleibt´s in uns drinna“ … wie bei vielen Zuhörern auch jener Liederabend, und das sicher nicht nur bis „heit“.
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