Verkehrskontrolle auf der A 93: Polizei setzt auf Synergieeffekt

Nabburg
26.09.2020 - 14:50 Uhr
OnetzPlus

Diesem Trichter entgeht keiner: Bei einer Verkehrskontrolle an der A 93 zwischen Nabburg und Pfreimd wartet ein Großaufgebot an Polizei. Wer da mit zwei Promille am Steuer sitzt, hat Pech.

Die meisten Pendler sind schon zu Hause, als am Freitagabend an der A 93 zwischen Nabburg und Pfreimd die Warnhinweise aufleuchten: Verkehrskontrolle. Ein "Geschwindigkeitstrichter" bremst den Fluss der Scheinwerfer. Nicht nur der Schwerverkehr, sämtliche Fahrzeuge werden über den Autobahnparkplatz Schlossberg ausgeleitet, wo schon die "Selektierer" warten. Wer das Signal bekommt, in die Parkbuchten abzubiegen, muss etwas Geduld mitbringen.

Das erste Fahrzeug ist an diesem Abend ein silbergrauer Toyota mit polnischem Kennzeichen. "Wir wollen um diese Tageszeit nicht normale Pendler erwischen, sondern insbesondere den grenzüberschreitenden Verkehr kontrollieren", sagt Einsatzleiter Heiko Erl mit Blick auf den Rückstau.Trotz der guten Ausleuchtung schalten die Einsatzkräfte ihre Taschenlampen an, um einen kritischen Blick auf Führerschein und sonstige Papiere zu werfen. Mit Handschuhen verschaffen sich die Beamten einen Eindruck davon, was alles in den vielen Tüten im Kofferraum transportiert wird. Der Fahrer muss aussteigen und wird nach Waffen abgetastet. Manchmal ist auch ein Blick unter die Motorhaube fällig, beispielsweise wenn Seriennummern zu den Dokumenten von Schrottwagen passen sollen.

"Wir rechnen mit allem", erklärt Kriminalhauptkommissar Erl von der Schwandorfer Autobahnpolizei, der bei diesem Großeinsatz federführend ist. Von Fahren ohne Fahrerlaubnis über Verstöße gegen Steuergesetze oder das Waffengesetz bis hin zu Drogen oder Schmuggel, kontrolliert wird an vielen Fronten. Schließlich bedeutet die Ausleitung des Verkehrs einen enormen Aufwand. Der ganzheitliche Ansatz soll sich lohnen, ein Synergieeffekt wird erwartet. Außerdem erhofft man sich eine abschreckende Wirkung durch den Kontrolldruck. "So eine Aktion erfordert schon ein paar Wochen Vorbereitung", räumt der Einsatzleiter ein. Und so ist auch der Zoll dabei mit einem Wohnmobil, falls Verdächtige durchsucht werden müssen.

Mehrarbeit durch Corona

Die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass noch ein paar Aspekte mehr zu überprüfen sind. So kontrolliert die Bundespolizei, ob das Infektionsschutzgesetz befolgt wird, wenn Verkehrsteilnehmer aus Risikogebieten kommen. "Fakt ist, dass es fast jedes Mal Haftbefehle gibt", berichtet Tobias Mattes von der Verkehrspolizeiinspektion Amberg, "Vor allem beim Schwerverkehr, da werden die Kollegen mit dem Schreiben nicht mehr mitkommen".

Doch die Fahrerkarte, die Harald Beigel, Leiter des Gefahrgut-Trupps beim Präsidium Oberpfalz, gerade digital unter die Lupe nimmt, sieht unauffällig aus. "Es gibt viele Lkw-Fahrer, die sich an die Regeln halten", so seine Erfahrung als "Spezialist der Spezialisten". "Bei anderen aber hapert es sehr". Mit mehr Schwarzen Schafen rechnet Mattes zu späterer Stunde, wenn die Fahrer es eilig haben, sich daheim zum Schlafen zu legen. Im Laufe des Abends werde sich der Parkplatz füllen mit Lkw, deren Fahrer eine Zwangspause einlegen müssen, weil sie die Lenkzeiten überschritten haben. Ihre Touren seien oft so disponiert, dass sie enorm unter Druck stünden, weiß der Leiter der Amberger Verkehrspolizeiinspektion. "Wir hatten schon Fahrer, die froh waren, dass ihr Fahrzeug von uns abgestellt wurde."

Inzwischen muss ein Autotransporter auf die Waage. "An der Doppelachse sieht man schon, dass er überladen sein könnte", sagt der Fachmann von der Verkehrspolizei. Die anderen Kontrolleure in den je zwei Buchten für Pkw und Schwerverkehr sind weiter mit ihren Taschenlampen unterwegs, und so manches Dokument landet zur Überprüfung im Abfrage-Basisfahrzeug, das wie ein Büro eingerichtet ist. Dort treffen im Laufe des Abends auch Vertreter der Staatsanwaltschaft Amberg ein, denen bei solchen Aktionen die Kontaktpflege wichtig ist: Oberstaatsanwalt Jürgen Konrad und die für Verkehrssachen zuständige Staatsanwältin Teresa Steiner.

Auswahl Erfahrungssache

Zu OED, dem Operativen Ergänzungsdienst gehört an diesem Abend ein Kontrolleur auf vier Beinen: Polizeihund "Cliff". Der Belgische Schäferhund nimmt seine Aufgabe sehr ernst. Hochkonzentriert bewegt er seine Nase entlang von Radkappen und Kofferraumdeckel eines Golf, der ins Visier der Einsatzkräfte geraten ist. Diesmal ist es kein ausländischer Wagen, sondern einer mit deutschem Nummernschild. Der Fahrer hat Glück, Cliff sorgt für seine Entlastung. Anders als bei einer Kontrolle, die vor kurzem an der A 6 auf dem Parkplatz Stocker Holz stattfand, klicken diesmal nicht gleich nach ein paar Minuten die Handschellen. Auf die Frage, wer überhaupt für eine nähere Inspektion ausgewählt wurde, gibt es ohnehin nur eine simple Antwort: "kriminalistische Erfahrung".

Wir rechnen mit allem.

Einsatzleiter Heiko Erl

Einsatzleiter Heiko Erl

Wir hatten schon Fahrer, die froh waren, dass ihr Fahrzeug von uns abgestellt wurde.

Tobias Mattes, Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Amberg

Tobias Mattes, Leiter der Verkehrspolizeiinspektion Amberg

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Schmidgaden25.07.2020
Bilanz der Großkontrolle:

Von Trunkenheit bis Urkundenfälschung

Fünf Stunden dauerte am Freitagabend die Großkontrolle auf dem Parkplatz Schlossberg an der A 93 zwischen Nabburg und Pfreimd. Hierbei wurde der gesamte Verkehr, der in Richtung Norden unterwegs war, über den Parkplatz Schlossberg geleitet. Wert wurde auf eine ganzheitliche Kontrolle gelegt. Es ging sowohl um verkehrsrechtliche Aspekte, insbesondere auch im Bereich des Schwerverkehrs, als auch um grenzüberschreitende Kriminalität.

  • Einsatzkräfte: Insgesamt rund 50 Beamte von Autobahnpolizei Schwandorf, Verkehrspolizei Amberg, des Zolls aus Waidhaus und der Bundespolizei Waldmünchen
  • Verstöße: unter anderem eine Trunkenheitsfahrt mit fast zwei Promille, zwei Fahrten ohne Fahrerlaubnis, eine Urkundenfälschung mittels total gefälschtem Führerschein, ein Verstoß nach dem Passgesetz sowie diverse Ordnungswidrigkeiten im Bereich des Gefahrgutrechts, der Sozialvorschriften und allgemeine Verstöße gegen das Verkehrs- und Zulassungsrecht.
  • Helfer: Die Ausleitungsmaßnahmen an der Autobahn hatte die Autobahnmeisterei Schwandorf übernommen. Auch das THW Nabburg war bereits vor dem eigentlichen Einsatzbeginn bis zum Schluss logistisch in den Einsatz eingebunden.
 
 

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