Neuhaus/Windischeschenbach
29.10.2025 - 20:53 Uhr

Poet, Bluesman und Dorfkind: Mathias Kellner zelebriert Lieder ausm Leben

Es hat das Publikum einfach gepackt. Mathias Kellner trifft den richtigen Nerv, immer und immer wieder. Die Zuhörer singen, klatschen und lachen völlig unverkrampft mit – ein Abend im Schafferhof voller Musik, Geschichten, Humor und Gefühl.

Mathias Kellner. Bild: Tobias Schwarzmeier
Mathias Kellner.

Er ist nicht nur Liedermacher und Kabarettist. Mathias Kellner ist einer von uns. Das drängt sich schnell und unmissverständlich auf. Seine persönlichen Erinnerungen und Eindrücke, die der niederbayerische Oberpfälzer mit bluesiger Stimme singt und lebendig erzählt, kommen einem ungeheuer bekannt vor. Es sind die unseren.

Vom Dorfjugendlichen, der – gerade mal den Mofaführerschein in der Tasche – in einer Kneipe seine erste, zweite und fünfte Goaßmass trinkt und dessen erstes Auto, ein blauer Ford Fiesta mit roter Beifahrertür, zwar eine Riesen-Box, aber dazu nur ein Kassettendeck hat, bis hin zum Aufnehmen von Songs aus dem Radio auf Kassette. Kellners "Hotel California" mit verpasstem Anfang, Fritz-Egner-Reingelaber und Geisterfahrer-Warnung-Unterbrechern ist einfach der Brüller.

Klassiker auf bayerisch

Das alleine würde für einen amüsanten Abend schon völlig ausreichen. Doch neben dem zündenden Humor ist da noch viel mehr. Mit stimmlicher und instrumentaler Qualität ausgestattet wie wenige seiner Zunft, fragt der niederbayerisch-oberpfälzische Liedermacher bereits mit dem Titel seines Programms "Can you Boarisch, please?!". Zwischen Folk, Blues, Pop und Rock nimmt Kellner sich feinsinnig Giganten der Musikgeschichte vor, an die man sich wegen der Wortmächtigkeit ihrer Texte kaum herantraut. Kellner schon. Das Ergebnis: bayerische Cover-Schmankerl, wie er sie selbst nennt.

Geniale Versionen von Tom Pettys und Jeff Lynnes "Won't back down" (wird zu "I gib net auf"), Pink Floyds "Wish you were here" ("I hätt di gern do") oder Leonard Cohens "Hallelujah" verbinden die von ihm aufgedeckte Tiefe und Wärme der bayerischen Sprache mit den großartigen Kompositionen und treffen genau die Botschaften der Originale. Und das obwohl – oder gerade weil – bei ihm schon mal aus "Bad Bad Leroy Brown" der Bärli Braun oder aus "Johnny B. Goode" der Stoiber Mane wird. Seine berührende Huldigung von Simon & Garfunkels Meisterwerk "The Boxer" sorgt für Gänsehaut.

Weitere Termine 2026

Nahtlos Bilder erzeugend fügen sich da seine eigenen Songs ein. Beim Kater-Blues "I leg mi wieda hi" brummt einem fast der Schädel aus Solidarität mit, und bei "Wenn du a O...(arschloch bist)" hat jeder individuell so einige Gesichter vor dem geistigen Auge. Das Publikum belohnt ihn mit viel ehrlichem Applaus. Man hätte ihm ewig zuhören können. Fans haben im kommenden Jahr am 7. Februar im Weidener Salute oder am 15. Mai in Sulzbach-Rosenberg die nächste Chance dazu.

 
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