Bei den „Blechernen Sait’n“ stehen einige Jahre an musikalischer Erfahrung auf der Bühne. Im Fall von Ingrid und Franz Gericke viele davon als Ehepaar und aktive Musiker in der Volks- und Stubenmusik. Nach 20 Jahren wollten sie etwas Neues ausprobieren. Dabei herausgekommen ist ein kurzweiliges Programm, das traditionelle bayerische Stubenmusik mit Jazz, Swing und Kabarett verbindet. Dabei sorgt besonders Franz Gericke mit seiner ausgezeichneten Imitation von „The Grand old Satchmo – Louis Armstrong“ für richtig gute Stimmung und Gänsehautgefühl beim Publikum.
Aber natürlich steht er nicht alleine auf der Bühne. Das Programm mit dem treffenden Namen „Zither meets Louis Armstrong“ funktioniert nur durch das Zusammen- und Wechselspiel aller Künstler. So führt der Mundartdichter und Kabarettist Thumann als Moderator durch den Abend und baut seine kurzen Gedichte und Geschichten über die Oberpfalz und die Oberpfälzer perfekt um die Musikstücke herum auf. Die „Blechernen Sait’n“ selbst sind aber nicht nur Ingrid, die neben dem Singen auch Zither spielt, und Franz, der nicht nur stimmgewaltig wie Louis Armstrong daherkommt, sondern auch noch der Tuba sanfte Töne entlockt. Sie werden zudem von Sepp Donhauser unterstützt, der mit seinem Gitarrenspiel und Gesang die beiden ergänzt und auch solo brilliert.
Wenn alle zusammenwirken, entsteht etwas Interessantes, etwas Ungewöhnliches, für das man seinen Fernseher gerne mal an einem Sonntagabend mit Nichtbeachtung bestrafen kann. Auf der Bühne werden dann Mücken gejagt, wobei es auch für das Publikum kurz nass werden kann, schließlich ist das Biest ziemlich „hinterfotzig“, und der Franz macht als „Schneck“, der in die Bierfalle tappt, genauso eine gute Figur, wie als „just a Gigolo“, der an die im Saal anwesenden Damen Rosen verteilt.
Wenn die „Blechernen Sait’n“ dann eines ihrer selbstgeschriebenen Couplets anstimmen, kommt die gesamte musikalische und stimmliche Kraft zu tragen. Der Rock-’n’-Roll-Hit „Hound Dog“ wird da ganz locker zu „Hot Dog“, die doch kein Mensch essen kann und „Down by the river side“ wird, ganz oberpfälzisch, zu „I wuil ins Wirtshaus gäj“.
Besser ins Wirtshaus zu gehen, wäre wohl auch dem Mountainbiker zu raten gewesen, den es in Thumanns kurzer, gereimter Geschichte auf dem Schotterweg so dermaßen „binselt“, dass er nur noch winselt – wobei der sich wundersamer Weise doch recht schnell wieder aufrappeln kann. Wie der Franz zu seiner Blues-Zweitstimme kam, und was ein Engerl, Polierarbeit und dem Franz seine Tuba damit zu tun haben, das verrät Stefan Thumann auch. Aber wer’s wissen will, muss es von ihm hören. Nur er kann’s so richtig erzählen – nur eines: Alle Musiker kommen in den Himmel.
Ruhiger wird es dann wieder, wenn Franz, ganz „Satchmo“, die Zuschauer zum Träumen bringt und mitnimmt in die „Wonderful World“ des Jazz. Wenn aber die „Blechernen Sait’n“ zu ihren eigenen Wurzeln zurückkehren und die „heimliche Schnoittnbecka Hymne“ anstimmen, wäre wohl auch Louis Armstrong ins Träumen gekommen. Denn gerade in den traditionellen Stücken harmonieren die drei Instrumente und die drei Stimmen hervorragend. Nach fast drei Stunden und mehreren Zugaben war dann doch die Endstation der musikalischen Bahnfahrt erreicht, und die Zuschauer mussten - ganz widerwillig - wieder hinaus in die kalte und nebelige Oberpfälzer Nacht.
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