Willkommen im Wohnzimmer der Zinners, so zumindest fühlt sich der Abend im Schafferhof an, an dem der Schauspieler und Musiker Stephan Zinner zusammen mit dem Jazzmusiker Andy Kaufmann auftritt. Ein zugegebenermaßen sehr, sehr volles und gut geheiztes Wohnzimmer. Gut 180 Zuschauer drängeln sich in der Stube. Und der Abend beginnt familiär-typisch mit einer Frage, die mancher gerne und andere nicht so gern hören: "Houst du ognumma?" tönt es aus den vorderen Zuschauerplätzen noch bevor der Zinner "Grüß Gott" sagen kann.
"Ähm, ja, hab i" - mehr wird zumindest zu diesem Thema aber nicht verraten. Dafür tauchen die Zuschauer und Zuhörer in ein buntes Sammelsurium an lustigen Anekdoten und Geschichten aus dem Alltag von Stephan Zinner und seiner Familie ein. Da erzählt der Kabarettist von der Übernachtungsparty seiner Tochter oder vom Audifahrer aus Kelheim, mit dem er es bei der Herfahrt auf der A 93 zu tun hatte.
Denn an diesem Abend, an dem Zinner nicht das Alter ego von Markus Söder auf dem Nockherberg ist, geht es um die einfachen Dinge im Leben. Und darum, dass eigentlich doch alles recht einfach sein könnte ‒ relativ simpel halt. So wie sein Programm. Und mit dieser leichten Einfachheit oder einfachen Leichtigkeit geht es durch zwei heitere Stunden, garniert mit ein paar nachdenklichen Momenten.
Im Laufe des Abends kriegen so einige ihr Fett weg, einschließlich Zinner selbst. Da nimmt er den selbsternannten Spitzenradsportler, Mitte 50, mit Klickpedalen und Sportlerdress bestückt, auf die Schippe, der versucht in München von roter Ampel zu roter Ampel einen neuen Rekord aufzustellen oder im Supermarkt schnellen Schrittes auf dem Boden trippelt wie "a Ratz". Da kommt der IS-Terrorist dran, der sich für die Aussicht auf 72 Jungfrauen selbst in die Luft sprengt. "Dabei ist's beim Sex doch wie mit dem Semmelknödel kochen: Wenn man lernen will, wie es richtig geht, ist's gut, wenn man's mit jemandem macht, der sich schon auskennt."
Aber auch die Münchner Schickeria lässt der Kabarettist nicht aus. Er erzählt, oder besser schauspielert, wie er von einem jungen Hipster im weißen Range Rover Evok vom Radl geholt wurde, samt dem daraus entstehenden Lackschaden. Oder von den soßenlos Gemüse essenden Bodybuildern, die sich so aufgepumpt haben, dass sie "etwas unwuchtig" sind. Und den Fußballern, die keine wirklichen Fußballer mehr sind, im Gegensatz zu seiner Altherrenmannschaft, die dank Mullbinde, Tapes und Eisspray extrem hart im nehmen ist.
Wie es schon im Namen des Programms anklingt, lassen sich die zwei Stunden bester Unterhaltung "relativ simpel" zusammenfassen: Im Leben dreht sich alles um die Liebe und um die Frage, "was bleibt von dir, wennst mal geh werst."
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