Neukirchen
16.06.2025 - 23:27 Uhr

Neukirchener Ortsheimatpfleger kritisiert „Gigantismus der Monster-Windräder“

In der Gemeinde Neukirchen soll in den nächsten Jahren ein Bürgerwindpark Neukirchen-Pilgramshof entstehen. Dazu meldet sich jetzt Ortsheimatpfleger Walter Schraml zu Wort. Er fürchtet negative Auswirkungen der „neuen Windkraftriesen“.

In einer schriftlichen Stellungnahme, die der Ortsheimatpfleger von Neukirchen bei Sulzbach-Rosenberg, Walter Schraml, an Oberpfalz-Medien schickte, geht er kritisch auf die geplanten Windkraftanlagen bei Pilgramshof ein. Die Gemeinde Neukirchen, so Schraml einleitend, habe dem Regionalen Planungsverband Oberpfalz-Nord ursprünglich drei Windkraft-Potenzialflächen vorgeschlagen. Dabei scheine nun die Entscheidung für den Bau von drei Windkraftanlagen auf dem Gebiet östlich von Ermhof/Pilgramshof (ursprünglich Standort 1 Lindenberg) gefallen zu sein.

Schraml dazu: „Niemand wird grundsätzlich die erneuerbaren Energien in Abrede stellen. Doch in der Diskussion eines derart sensiblen Themas mit möglicherweise negativen Folgen für Natur und Mensch darf auch der Heimatpfleger sich der öffentlichen Meinungsäußerung nicht entsagen.“

Windkraftanlagen stellten unbestreitbar einen erheblichen Eingriff in das Landschaftsbild und somit in die Natur und deren Lebensräume dar, so Schraml weiter. „Dies gilt umso mehr für die kleinräumige, von Tälern (Trockentälern mit kleinflächigen Landwirtschaftsstrukturen) und meist felsgekrönten Kuppen geprägten Karstlandschaft des Frankenjuras, einer äußerst fragilen und schützenswerten Region im Westen des Landkreises Amberg-Sulzbach.“

"Eine der schönsten Landschaften Deutschlands"

Der westliche Teil des Landkreises gehöre zum fränkischen Naturpark Fränkische Schweiz/Frankenalb, „einer der schönsten und landschaftlich vielfältigsten Landschaften in Deutschland mit einer Ausdehnung von Lichtenfels in Oberfranken bis zur Osterhöhle bei Neukirchen in der Oberpfalz“.

Der fast identische Windpark-Standort auf einer relativ kleinen Fläche zwischen Neukirchen und der B14 (Luftlinie circa 2,5 Kilometer) stand laut Schraml im Jahr 2012 schon einmal als WKA-Standort zur Diskussion, „doch scheiterte die Realisierung an den damals geltenden Abstandsregelungen und insbesondere an der unmittelbaren Nähe zum Luftlandeplatz Fichtelbrunn“.

270 Meter hohe Windräder

Der Homepage der Bürger- und Kommunalgenossenschaft Jurenergie eG, die den Windpark Neukirchen umsetzen möchte, hat Schraml entnommen, dass die Windräder jeweils eine Gesamthöhe zwischen 260 und 270 Meter haben sollen.

Er findet es „geradezu paradox und absolut unverständlich, dass beim Bau dieser gigantischen Kolosse mit unvorstellbaren Ausmaßen gegenüber wesentlich niedrigeren älteren Anlagen nunmehr geringere Abstände einzuhalten sind und überdies kaum noch juristische und sachlich begründete Einspruchsmöglichkeiten (Gefährdung des Flugbetriebs im nahen Fichtelbrunn und bedenkliche Nähe zum Boden- und Kulturdenkmal St. Martin) bestehen.“

Die Windkraftindustrie verweise dagegen auf eine wesentlich höhere Effizienz bei den „neuen Windkraftriesen“ – und damit auf eine mehrfach höhere Stromausbeute – als auch auf reduzierte Lärmemissionen und verringerten Schattenwurf der mächtigen, circa 90 Meter langen Rotoren.

Noch keine Erfahrungsberichte

„Einschlägige Erfahrungsberichte von Anliegern über die Auswirkungen dieser hochgepriesenen neuen Generation von Windkraft-Technik liegen allerdings bislang nicht vor“, vermerkt Schraml. „Leider werden bisweilen in der öffentlichen Diskussion nicht oder kaum die Bedenken von Fachleuten zur Sprache gebracht, dass mit immer mehr Windkraft- und Photovoltaikanlagen auch die Stromschwankungen im Netz zunehmen und damit die Netzstabilität gefährden. Aber Industrie und Großverbraucher benötigen eine stabile Grundlast, die ohne Speicher oder fossile Kraftwerke nicht gewährleistet werden kann.“

Zur Höhe der Anlage schreibt Schraml: „Wer bremst diesen Gigantismus der Monster-Windräder, gebaut von Menschenhand? Onshore-Windräder, höher als der Welt höchster Sakralbau, das Ulmer Münster mit 161 Metern, oder demnächst vielleicht sogar in Eiffelturm-Dimensionen (320 Meter) mit noch mehr Effizienz? Und diese rotierenden Riesenfremdkörper in der kleinräumigen, unberührten Kuppenalb, wo in unmittelbarer Nähe Menschen leben und deren historische Landmarken und Wahrzeichen früher von Burgen und Kirchen markiert wurden, nunmehr aber von kilometerweit sichtbaren Mammut-Windmaschinen der Neuzeit mit möglicherweise unberechenbaren Folgen und schädlichen Auswirkungen für Mensch und Natur.“

Juraregion "nicht geeignet"

Es sei seine feste Überzeugung, dass die Juraregion um Neukirchen mit ihrer topografischen Kleinstruktur und der relativ dichten Besiedlung sich nicht für die Errichtung von Windkraftanlagen im XXL-Format eigne. „Diese zerstören das Panorama und einmalige Gesicht unserer liebenswerten Juralandschaft.“ Auch der Umweltbericht gemäß Art. 15 Abs. 3 Bayerisches Landesplanungsgesetz stufe die Auswirkungen auf das in der Bayerischen Verfassung garantierte Schutzgut „Landschaft“ als negativ ein.

Der Heimatpfleger hält abschließend fest: „Entscheidungsfindungen sollten nicht nur nach Recht und wirtschaftlichem oder energetischem Nutzen, sondern mit Augenmaß und Verantwortungsbewusstsein für Mensch, Natur und Landschaft getroffen werden. Es gibt absolut geeignetere Standorte und Möglichkeiten für die alternative Energiegewinnung. Auch der aktuell bekannt gewordene oberpfälzisch-tschechische Müllskandal wirft ein zweifelhaftes Bild auf ein nicht unerhebliches und ungelöstes Problem der Entsorgung von Windradschrott.“

OnetzPlus
Neukirchen25.03.2025
 
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