Neukirchen
17.10.2024 - 16:36 Uhr

Neukirchner Kinderbasar ade: Steuerrecht verhindert Engagement

Heuer gibt es den beliebten Kinderbasar in Neukirchen bereits im 22. Jahr. Doch das wird wohl der letzte Basar dieser Art sein, der am Sonntag, 20. Oktober, über die Bühne geht. Schuld ist das neue Umsatzsteuerrecht.

Der Kinderbasar in Neukirchen ist immer eine beliebte Shoppingmöglichkeit. Der Erlös ging stets als Spende an die örtliche Kinder- und Jugendarbeit. Bild: Judith Kreussel
Der Kinderbasar in Neukirchen ist immer eine beliebte Shoppingmöglichkeit. Der Erlös ging stets als Spende an die örtliche Kinder- und Jugendarbeit.

Das Orga-Team rund um Christine Simmel besteht aktuell aus neun Mitarbeitern, die sich schon seit Wochen mit den Vorbereitungen beschäftigen, weiß Judith Kreussel vom Orga-Team des Neukirchener Kinderbasars. Träger dieser Veranstaltung ist die evangelische Kirchengemeinde Neukirchen. Auch wenn das Grundgerüst steht, müssen viele Listen, Telefonate, Mails und Besorgungen schon vor dem Basar erledigt werden, so Kreussel gegenüber Oberpfalz-Medien. Und weiter: "Insgesamt 80 ehrenamtliche Helfer und Helferinnen müssen dann am Freitag und Samstag am besagten Basarwochenende Tische stellen, viele tausende Kleidungsstücke, Schuhe, Bücher und Spiele sortieren und verteilen." Eine starke Gemeinschaftsleistung. Aber nun könnte diesem tollen Engagement jedoch eine Neuerung im Steuerrecht einen Strich durch die Rechnung machen.

Immer am Sonntag um 12.30 Uhr öffnen sich die Türen der Grundschule Neukirchen für die Schwangeren, die ein separates Zeitfenster zum Einkaufen haben. So auch am kommenden Sonntag, 20. Oktober. Nach einer Stunde folgen dann Mütter, Großeltern, Familien mit Kindern in die Aula der Schule. So manch einer strömt zu den Klamotten oder gleich zu den Kindersitzen.

Am selben Abend werden von den freiwilligen Helfern die übrig gebliebenen Teile wieder zurücksortiert, das Geld muss verteilt werden und vor allem die Schule wieder auf Vordermann gebracht werden, denn Montag morgen gehört die Schule wieder den Kindern, so Kreussel weiter.

Gewinn wird gespendet

Pro verkauftem Artikel behält sich der Basar 15 Prozent ein. Hinzu kommt der Erlös des Kaffee- und Kuchenverkaufs. Diesen Verkaufserlös verteilen die Organisatoren in den kommenden Wochen. „Bei jedem Basar blieb uns im Schnitt ein Gewinn von bis zu 1.500 Euro über, den wir in Form von Spenden an die örtliche Kinder- und Jugendarbeit im Ort zurückgeben konnten“, sagt Judith Kreussel gegenüber Oberpfalz-Medien; „und das zweimal im Jahr, Frühjahr und Herbst.“

Nun kommt der Knackpunkt: Das neue Umsatzsteuergesetz verhindert aber derartiges Engagement bei kirchlichen Veranstaltungen. Basare, Kuchen- oder Adventskranzverkauf, Kleiderkammern mit Einnahmen, also alles, was nicht originär kirchlich ist, wie Taufe, Hochzeit oder Beerdigung, wird ab dem 1. Januar 2025 genauso besteuert wie bei Privatunternehmen. Alle Kirchenveranstaltungen mit Einnahmen müssen mit 19 Prozent versteuert werden. Kreussel: "Das Problem ist, dass hier nicht der Gewinn herangezogen wird, sondern der Umsatz. Der Basar in Neukirchen macht mit seinen zwei Kinderbasaren im Jahr mehr Umsatz als die erlaubten 22 500 Euro, müsste also Steuern zahlen. Diese Steuer wäre jedoch höher als der Erlös, es bliebe also ein Minus."

Lösung dringend gesucht

So sucht das Basar-Team Neukirchen fieberhaft nach einer Lösung, damit auch im Jahr 2025 wieder ein Kinderbasar stattfinden kann. "Wer von dem Problem hier liest, und eine Lösung weiß, der soll sich bitte beim Orga-Team melden oder am Sonntag zum Basar in der Grundschule Neukirchen vorbeikommen. Es betrifft ja viele solche Veranstaltungen und Institutionen in der ganzen Region", hofft Kreussel im Namen aller Kolleginnen und Kunden sowie vor allem der Spendenempfänger. Wenn nicht eine zündende Idee dieser Steuermisere Abhilfe schafft, würden die künftig leider leer ausgehen.

 
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