Neunburg vorm Wald
29.11.2021 - 18:33 Uhr

Bodentag in Neunburg aktuell wie nie: Wetterexperte Sven Plöger zu Gast

"Zieht euch warm an, es wird heiß": An Aktualität ist der Internationale Bodentag 2021 kaum zu überbieten: ARD-Wetterexperte Sven Plöger wird für einen Vortrag in Neunburg vorm Wald gewonnen. Seine Botschaft: alarmierend.

Franz Rösl, Vorstandsvorsitzender der IG gesunder Boden, begrüßte einen prominenten Gast: ARD-Wetterexperte Sven Plöger war zum Bodentag nach Neunburg vorm Wald gekommen. Bild: Sina Patricia Henne/exb
Franz Rösl, Vorstandsvorsitzender der IG gesunder Boden, begrüßte einen prominenten Gast: ARD-Wetterexperte Sven Plöger war zum Bodentag nach Neunburg vorm Wald gekommen.

Nachhaltige Impulse für das Immunsystem der Natur senden - das war das Credo beim Internationalen Bodentag in der Schwarzachtalhalle in Neunburg vorm Wald. Die Interessengemeinschaft gesunder Boden e. V. (IG gesunder Boden) konnte hochrangige Wissenschaftler und erfahrene Bodenpraktiker dafür gewinnen, darunter ARD-Wetterexperte Sven Plöger.

Erstmals ging der Bodentag mit rund 500 Teilnehmern als hybride Veranstaltung über die Bühne. Rund 100 Gäste und Referenten waren vor Ort, etwa 400 zugeschaltete, bodeninteressierte Teilnehmer verfolgten die Tagung online, heißt es in einer Pressemitteilung der IG.

Interesse wächst

"Wir freuen uns sehr, dass wir von Jahr zu Jahr ein zunehmendes Interesse an unserem Bodentag feststellen können. Das liegt zum einen an der Themen- und Referentenwahl und auch an dem inzwischen immer stärker öffentlich diskutierten besorgniserregenden Zustand unserer Böden", betont IG-Vorstandsvorsitzender Franz Rösl.

Das Motto des inzwischen 6. Internationalen Bodentags lautete "Wasser und Landwirtschaft". Wichtige Impulse, wissenschaftliche Erkenntnisse und langjährige Praxiserfahrung im Boden-, Wasser- und Humusmanagement in der Landnutzung sollten gebündelt präsentiert werden.

Gespannt waren die Teilnehmer, was ARD-Wettermoderator und Diplom-Meteorologe Sven Plöger zu sagen hat. Das Thema ist politisch brandaktuell: Den Klimawandel und die Maßnahmen, die eine Begrenzung des Temperaturanstiegs auf der Erde zum Ziel haben, steht im Koalitionsvertrag der Ampelparteien ganz oben. Sven Plöger ging mit gutem Beispiel voran: Er reiste mit dem Zug an. Der ARD-Wettermoderator steht seit über 20 Jahren vor der Kamera und moderiert unter anderem die Sendung "Wetter vor acht" vor der Tagesschau.

An den derzeit intensiv geführten Auseinandersetzungen zum Thema Klimawandel und Energiewende beteiligt er sich immer wieder als kompetenter Gast in Talk-Runden, TV-Shows und Fachforen. Im Juni 2020 erschien sein erfolgreichster Bestseller: "Zieht euch warm an, es wird heiß! Den Klimawandel verstehen und aus der Krise für die Welt von morgen lernen".

Dürre, Hitze, Starkregen

Wie das Buch nimmt Plögers Vortrag die Zuhörer in eine schonungslose Realität mit. Der Planet Erde erwärmt sich derzeit schneller als in früheren Zeiten, das ist nur eines von vielen Zeichen dafür, dass der Mensch den derzeitigen Klimawandel entscheidend mitzuverantworten hat. Dürre, Hitze und Starkregen nehmen zu. Die Veränderungen in der Atmosphäre, das Abschmelzen der Eisberge, Kohlendioxid- und Methangasausstöße: Das Klima erwärmt sich und eben auch das eigentlich für Pflanzen und Böden verträgliche mitteleuropäische Klima. Der Klimawandel findet hier und jetzt statt. Die Menschen können ihn durch die Wetterveränderungen plötzlich spüren: Genau diese Haptik von Extremwetterereignissen, die leider oft tragische Folgen haben, sorgt nun laut Plöger dafür, dass das Thema in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft einen immer größeren Raum einnimmt.

Rückgang des Grundwassers

Wenn Hoch- und Tiefdruckgebiete lange nicht abziehen, kann es zu örtlichen Verwüstungen kommen: siehe Ahrtal. Plöger Prognose: Das Konfliktpotenzial wird immer größer, wenn der Erderwärmung nicht Einhalt geboten wird. Dazu müsse die Politik die Rahmenbedingungen vorgeben. Dürre im Sommer, viel Regen im Winter, das sind die Aussichten, die der Wetterexperte den Landwirten präsentiert. Plöger geht es nicht darum, sich mit dem Blick auf eine dramatische Apokalypse zu lähmen, sondern den Ernst der Lage zu erkennen und nach Auswegen zu suchen. Einer davon ist eine sinnvolle Wasserspeicherung im Winter für den Sommer.

Die Referenten hatten zu Boden und Wasser mehrere Botschaften: Demnach ist eine weitere Maximierung der Erträge beim Rückgang der Grundwasservorräte eine Sackgasse. Derzeit werde das Vierfache des Wassers gegenüber der Neubildung verbraucht. Es gelte Retensionsmöglichkeiten zu schaffen, bei der Bodenbearbeitung den richtigen Zeitpunkt, die richtige Technik und Bearbeitung zu finden und wieder "im Boden lesen zu können".

Ludwig Pertl, Gewinner des Deutschen Waldpreises 2021 in der Kategorie Nachhaltigkeit, erläuterte, was der Wald dem Klimawandel entgegenzusetzen hat: Bäume bestehen zur Hälfte aus Wasser, das verdunste. Eine Vegetation mit hohen Bäumen sei in der Lage, im Sommer die notwendige Leistung zu erbringen und "ein gesunder, lebendiger Boden hat dabei höchste Priorität".

OnetzPlus
Regensburg12.08.2021
Hintergrund:

IG gesunder Boden

  • Die Interessengemeinschaft gesunder Boden e. V. mit Sitz in Regensburg bildet ein internationales Netzwerk zum Wissenstransfer unterschiedlicher Fachrichtungen mit dem Ziel, wieder gesunde, humusreiche Böden mit hoher Wasseraufnahme und Wasserspeicherfähigkeit aufzubauen.
  • Die IG gesunder Boden wurde im Oktober 2018 mit dem Umweltpreis der Stadt Regensburg ausgezeichnet.
  • Damit die Veranstaltung des Bodentags die Umwelt nicht belastet, wurde eine ökologische Ausgleichsmaßnahme als Kompensation für die An- und Abreise durchgeführt. Der verursachte Kohlendioxid-Ausstoß in die Umwelt wird durch eine Obstbaum-Pflanzaktion wieder ausgeglichen. Ein Umwelt-Rechenprogramm der Ostbayerisch-Technischen-Hochschule Amberg/Weiden wird als Äquivalent zum Kohlendioxid-Ausstoß die Zahl der neu zu pflanzenden Obstbäume im Stadtgebiet von Neunburg errechnen. Die Obstbäume nehmen mittels Photosynthese das Kohlendioxid auf und speichern es ein. Im Frühjahr 2022 werden die Stadt Neunburg vorm Wald und die IG gesunder Boden gemeinsam die Obstbäume pflanzen.
 
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