Neunburg vorm Wald
02.08.2019 - 14:41 Uhr

Buch lässt Geschehen des Ersten Weltkriegs greifbar werden

Die Gräuel des Krieges und das Sterben auf den Schlachtfeldern werden mit Namen, Bildern und Erinnerungen verknüpft. Das Buch "Kriegserinnerungen Erster Weltkrieg 1914/18" überliefert die Schicksale von Soldaten aus Stadt und Umland.

In Grafenwöhr entstand dieses Foto, dass "Brunnenbäcker" Josef Wagner (Zweiter von rechts, mit Pickelhaube) inmitten einer Gruppe Soldaten zeigt. Zwei Fotoalben mit Kriegserinnerungen hat er der Nachwelt hinterlassen. Bild: exb/Renate Bauer
In Grafenwöhr entstand dieses Foto, dass "Brunnenbäcker" Josef Wagner (Zweiter von rechts, mit Pickelhaube) inmitten einer Gruppe Soldaten zeigt. Zwei Fotoalben mit Kriegserinnerungen hat er der Nachwelt hinterlassen.

„Es geht mir zurzeit gut, waren jetzt in Brüssel, Gent und Grenze Holland. Haben schwere Stunden erlebt und dabei 1200 Engländer gefangen. Diese sperrte man in eine Kirche, die Bande. Wir 5 fürchten nichts im Feindesland als Gott, haben schon vieles mitgemacht.“ Diese Aufzeichnungen stammen von einer Feldpostkarte des Josef Schanderl an die Kriegshilfsstelle der Pfarrei Neunburg am 26. Oktober 1914.

Zu finden sind sie in dem neu erschienenen Buch „Kriegserinnerungen Erster Weltkrieg 1914/18“, das das Grauen dieser „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ deutlich macht. Christa Scheitinger, Betreuerin des Stadtarchivs, und Heimatpfleger, Museumsleiter und Ehrenbürger Theo Männer haben das knapp 200-seitige Werk herausgegeben und bei einem einem Pressegespräch im Rathaus vorgestellt. „Das Buch dürfte für all jene, deren Verwandte oder Freunde im Ersten Weltkrieg umgekommen sind, sehr interessant sein“, so Bürgermeister Martin Birner, der Theo Männer als „Strippenzieher“ großen Dank aussprach.

„Im Museum verbirgt sich seit 100 Jahren ein Schatz, der nun gehoben wurde.“ Damit wies Theo Männer auf zwei kleine Büchlein hin, in denen der damalige Bezirksamtmann und Museumsgründer Adolf Lieb Kriegserinnerungen aus dem Ersten Weltkrieg von Soldaten und Veteranen handschriftlich aufzeichnen ließ. Manche Niederschriften waren sehr kurz, andere dagegen ausführlich geschrieben. Erfasst wurden sie in deutscher Schrift – fein säuberlich durch Kanzlisten, häufig recht linkisch durch die Soldaten selbst. Besonders schwer entzifferbar sei die Handschrift von Adolf Lieb gewesen, wie Männer in seinem Vorwort schrieb.

Theo Männer (vorne, Zweiter von rechts) und Christa Scheitinger (vorne, Zweite von links) stellte das Buch mit Kriegserinnerungen im Rathaus vor. Die Sponsoren vertraten Hans Herl (Sparkasse) sowie Peter Deml und Gertrud Stadlbauer (von links). Mit auf dem Bild Bürgermeister Martin Birner sowie Martin und Barbara Schmid als Vertreter der Druckerei. Bild: weu
Theo Männer (vorne, Zweiter von rechts) und Christa Scheitinger (vorne, Zweite von links) stellte das Buch mit Kriegserinnerungen im Rathaus vor. Die Sponsoren vertraten Hans Herl (Sparkasse) sowie Peter Deml und Gertrud Stadlbauer (von links). Mit auf dem Bild Bürgermeister Martin Birner sowie Martin und Barbara Schmid als Vertreter der Druckerei.

Archivarin Christa Scheitinger, der deutschen Schrift mächtig, hat diese Aufzeichnungen in monatelanger Arbeit übertragen. Theo Männer fiel die Aufgabe zu, die Ausdrucksweise der Niederschriften grammatikalisch lesbar zu machen und die Texte rechtschriftlich zu verbessern. Als „zweiter Schatz“ kamen den Herausgebern zwei Fotoalben von Josef Wagner (Brunnerbeck) mit „Kriegserinnerungen“ zu Hilfe. Ansichtskarten von Dörfern und Städtchen an der Westfront sowie persönliche Fotos von ihm und seiner Einheit konnten dadurch zur Illustration des Buches herangezogen werden. Dazu kamen Ansichtskarten und Fotos aus der Sammlung Theo Männer, diverse Dokumente aus dem Stadtarchiv und Exponate aus einer Sonderausstellung und der Vitrine der ständigen Ausstellung des Museums, organisiert von Trudi Stadlbauer.

Gedruckt wurde das Buch mit der Auflage von 400 Stück bei der Firma Schmidl Druck/Media 9. Geschäftsführer Martin Schmid, der das Layout mit viel Einfühlungsvermögen gestaltet hat, zeigte sich sehr berührt von den Kriegserinnerungen. Besonders die Chronologie des Krieges, vom Abmarsch mit Blasmusik bis zu den Grabmälern am Ende der Schlacht, sei in dem Buch deutlich geworden. „Wer das Buch liest, lernt wertzuschätzen, was wir an der langen Friedenszeit haben“, so Schmid. Von dem Buch werden Schulen, Bibliotheken und öffentliche Einrichtungen je ein Exemplar erhalten. Es eigne sich auch als Geschenk, wenn Ehrungen bei Traditionsvereinen anstehen, merkte Theo Männer an.

Rund um das Buch:

Das Buch „Kriegserinnerungen Erster Weltkrieg 1914/18“ ist zum Preis von 14,80 Euro erhältlich. Verkaufsstellen in Neunburg: Rathaus, Buchhandlung am Tor, Büro- und Pressezentrum und Museum.

Die Herausgabe des Büchleins wurde gefördert durch die Johanna und Dr. Peter Deml-Stiftung, Landrat Max-Stadlbauer-Stiftung und durch die Sparkasse im Landkreis Schwandorf. (weu)

 
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