(mp) Nur ein leises Surren ist zu hören, als Bauhof-Mitarbeiterin Maria Mehrl mit dem orangeroten Transporter zum Pressetermin vorfährt. Knapp 3300 Kilometer hat der - die Aufschrift auf der Plane über der Ladefläche verrät's - "erste elektronische Bauhoftransporter im Landkreis Schwandorf" auf dem Tacho. Diese Vorreiterrolle freut Bürgermeister Martin Birner, der das Thema "Elektromobilität" Ende Oktober zum Thema einer größeren Veranstaltung in der Schwarzachtalhalle in Zusammenarbeit mit der Bezirksregierung machen will.
Altes Auto ersetzt
Mit "Aufgeschlossenheit neuen Technologien gegenüber" erklärt Bauamtsleiter Georg Keil, wieso die Stadtverwaltung ein in die Jahre gekommenes Bauhoffahrzeug durch ein elektronisches Pendant ersetzt hat. Den Zuschlag dafür erhielt der Anbieter "Streetscooter". Wie Bürgermeister Birner wusste, war das Unternehmen als Start-Up der Universität Aachen gegründet worden, später wurde es durch die Deutsche Post aufgekauft, die damit ihre eigene Elektro-Flotte auf Touren brachte.
Eine Testfahrt in Nürnberg sei überzeugend verlaufen, berichten die Stadtvertreter, und auch die Zahlen sprachen für das Auto mit Stromantrieb. Zwar kostete das E-Auto mit einem Gesamtpreis von 44 000 Euro rund 10 000 Euro mehr als ein benzingetriebenes Fahrzeug, dafür fielen an jährlichen Betriebskosten lediglich 1000 Euro an - beim "Benziner" dagegen 3000 Euro. Die Stadtverwaltung kalkuliert, dass sich der Mehraufwand beim Kaufpreis dadurch in etwa fünf Jahren amortisiert hat.
Für den Einsatz im Bauhof, und da speziell im Bereich Stadtreinigung, haben sich die Neunburger für das Modell "Work Pickup" entschieden. Es verfügt unter anderem über eine überdachte Ladefläche und Rundumleuchten, 740 Kilogramm können zugeladen werden. Die Höchstgeschwindigkeit laut Hersteller beträgt 85 Stundenkilometer, die Reichweite einer Batterieladung rund 80 Kilometer. Die orangefarbene Signallackierung trägt bereits das neue Erscheinungsbild der Stadt mit dem markanten "N".
Kurzer Weg zur Werkstatt
"Bei der Ausstattung sind wir ohne Schnickschnack ausgekommen", sagt Georg Keil. Das Cockpit ist funktionell konzipiert, die Fahrzeugfront aus Kunststoff sei unempfindlich gegen Kratzer. Und wenn das Fahrzeug einmal zur Reparatur muss, ist die Werkstatt vor der Haustür: Das Autohaus Nißl im Industriegebiet ist seit Ende 2017 offizieller Servicepartner von Streetscooter, Geschäftsführer Christoph Nißl sieht in der Elektromobilität eine "Zukunftstechnologie". Der offizielle Status als Service-Werkstatt ermögliche es Unternehmen und Mitarbeitern "in die Technik reinzukommen", die Mechaniker seien direkt bei Streetscooter geschult worden. Nißl spricht von einer Win-win-Situation für Firma und Stadtverwaltung: "Wir kriegen neues Know-how und die Stadt hat die Servicewerkstatt direkt vor Ort."
"Viel Stop-and-go"
Bürgermeister Martin Birner sieht das Fahrzeug als "geradezu prädestiniert" für die Aufgaben der Stadtreinigung. "Die Mitarbeiter sind viel im Stop-and-go unterwegs, und es sind hauptsächlich kurze Strecken zurückzulegen." Und es ist eine Daueraufgabe, die Stadt sauber zu halten - "da sind wir täglich unterwegs, auch am Wochenende".
Und bisher sei dem E-Transporter im 140 Quadratkilometer großen Gemeindegebiet noch nie der Saft ausgegangen: "Während der Mittagspause kommt er immer für eine Zwischenladung an die Steckdose", berichtet Bauhof-Vorarbeiter Christian Neumaier, und über Nacht werde die Batterie immer vollgetankt. Die Rathaus-Führung spielt bereits mit dem Gedanken, auch für die Stadtverwaltung ein Dienstauto mit Elektroantrieb anzuschaffen.
85 Stundenkilometer; Reichweite:80 Kilometer (abhängig von Beladung, Verkehr, Fahrverhalten, Topographie); Antriebsart:Frontantrieb; Spitzenleistung:48 Kilowatt.
Angetrieben wird der Transporter durch eine Lithium-Ionen-Batterie mit einer Kapazität von 20 Kilowattstunden. Die Ladedauer für eine komplett befüllte Batterie wird durch den Hersteller mit sieben Stunden angegeben. (mp)
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