Das ehemalige Rot-Kreuz-Haus ist verkauft. Die Biersack und Grenzer Vertriebs GbR aus Burglengenfeld (die 2016 das Ingenieurbüro Weiß übernommen hat) sicherte sich den Gebäudekomplex aus dem Jahr 1835. Der neue Eigentümer will die 700 Quadratmeter Wohnfläche für Büros und Wohnungen nutzen. Derzeit laufen bereits die Abstimmungen mit dem Landesamt für Denkmalpflege in München.
Deutlich über Mindestgebot
Investor Fabian Biersack möchte auch die Spitalkirche nutzen. Die Stadt Neunburg bleibt Eigentümer, der Investor trägt die Sanierungs- und Instandhaltungskosten. Die Baumaßnahme lässt sich Biersack einiges kosten. Konkrete Zahlen wollten er und Bürgermeister Martin Birner nicht nennen. Allerdings verrieten sie, dass der Kaufpreis deutlich über dem von der Stadt festgelegten Mindestgebot von 100 000 Euro lag. Der 36-jährige Biersack erklärte: "Wir haben das Gebäude nicht geschenkt bekommen, aber noch genug Gestaltungsraum, um unsere Investitionen nicht zu gefährden." Aus der Machbarkeitsstudie geht außerdem ein Sanierungskonzept hervor, das Investitionen von 2,7 Millionen Euro vorsieht.
Drei Bauabschnitte sind bis Ende 2020 geplant. Zuallererst steht die Nutzungsänderung an, der Stadtrat hat das Thema bereits auf der Tagesordnung der Donnerstagssitzung. Dort wird Biersack seine Pläne noch einmal vorstellen. Geht es nach dem Investor, sollen die Arbeiten für die erste Bauphase Ende des Jahres abgeschlossen sein. Biersack möchte mit seinem Ingenieurbüro noch heuer einziehen. Zuerst mit 20 Beschäftigten, was Neunburg zum zweitgrößten Standort des 60 Mitarbeiter zählenden Unternehmens macht. Nur in Burglengenfeld sitzen mehr Arbeitskräfte. Mittelfristig sollen in Neunburg 30 Mitarbeiter sitzen.
"Von der Kunst infiziert"
Der zweite Bauabschnitt sieht einen Durchbruch vom Ingenieurbüro zur Spitalkirche vor. Es sollen Flucht- und Rettungswege entstehen. Ziel dieses baulichen Eingriffs ist es, dass bei Veranstaltungen in der Spitalkirche Gäste die Sozial- und Sanitärräume im ehemaligen Rot-Kreuz-Haus nutzen können. Biersack ist auch ein Förderer der Kunst. Während seines Bauingenieurstudiums in Kallmünz sei er "von der Kunst infiziert" worden. In der Spitalkirche sollen künftig Vernissagen stattfinden, Vereine einen Platz für Theatervorstellungen und Musikkonzerte finden, Schulen Projekte veranstalten können. "In der Kombi-Nutzung sehen wir einen gesellschaftlichen Auftrag. In die Kirche gehört Leben", erklärte der 36-jährige Investor. Auch Bürgermeister Birner schlägt in dieselbe Kerbe: "Einen besseren Synergieeffekt könnte es gar nicht geben." Ab Herbst 2019 soll es auch jährlich ein Stipendium (1000 Euro und eine Ausstellung in der Spitalkirche) für junge Künstler aus Neunburg und der näheren Umgebung geben. Im dritten Bauabschnitt folgen schließlich die Sanierungsmaßnahmen in den Obergeschossen. Dort sollen die Denkmalschutz-Abteilung des Ingenieurbüros und acht Mietwohnungen (zwischen 70 bis 90 Quadratmeter groß) Platz finden.
In der Kombi-Nutzung sehen wir einen gesellschaftlichen Auftrag. In die Kirche gehört Leben.
Die Stadt Neunburg hat in den vergangenen Jahren mehrere leerstehende Anwesen und Gebäude in zentraler Lage erworben – mit dem Ziel, sie nach und nach wieder zu verkaufen. Für städtebaulich und denkmalschutzfachlich besonders bedeutende Anwesen ist eine Machbarkeitsuntersuchung erstellt worden. Im Oktober 2018 hat der Stadtrat beschlossen, das ehemalige Rot-Kreuz-Haus, das ehemalige Hösl-Anwesen, das ehemalige Raiffeisenbank-Gebäude sowie das Haslbauer- und Hirschenwirt-Anwesen zu verkaufen. Die Biersack und Grenzer Vertriebs GbR aus Burglengenfeld sicherte sich das Rot-Kreuz-Haus, zwei weitere Immobilien sind verkauft. Für Mitte April ist ein Notartermin geplant, um den Eigentümerwechsel zu vollziehen. Die neuen Eigentümer wollen allerdings noch nicht öffentlich in Erscheinung treten. Bekannt ist: Das ehemalige Raiffeisenbankgebäude soll abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt werden. Das sanierungsbedürftige Rieder-Hotel soll saniert und die Nebengebäude im Zuge des Kreuzungsumbaus am Jobplatz abgebrochen werden. Die Käufer sind keine Investoren, sondern die Betreiber selbst. Sie stammen aus Neunburg.
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