In Gesellschaft und Politik werde das Thema "Jagd und Wald" aktuell bipolar diskutiert, betonte Jürgen Donhauser, Vorsitzender der Kreisgruppe Neunburg innerhalb des Bayerischen Jagdverbandes, bei der Hege- und Naturschutzschau 2023 im Panoramahotel Gütenland. Die Veranstaltung mit mehreren Fachvorträgen rund um die Themen Jagd und Ökologie stieß auf großes Interesse.
Kreisvorsitzender Jürgen Donhauser zitierte Minister Hubert Aiwanger, für den die Jäger "Anwälte der Tiere und des Waldes" sind. "Unser Ziel ist der Erhalt des Waldes, dazu benötigen wir intelligente Konzepte", so Donhausers Forderung. "Wir sind uns ebenso wie die Landwirte bewusst, dass wir Vieles anders machen müssen."
"Die Jagd spielt eine wichtige Rolle für das ökologische Gleichgewicht", betonte Stellvertretende Bürgermeisterin Margit Reichl. Allerdings habe sich der Jagdschutz gewandelt. Eine Hauptaufgabe sei die Pflege von Natur und Landschaft.
"Nichtstun bringt nicht weiter"
Auch der Vorsitzende der Jäger-Kreisgruppe Oberviechtach, Alexander Flierl, ging auf die unterschiedlichen Sichtweisen von Jagd in der Gesellschaft ein und meinte: "Wir stehen im Schulterschluss mit Fischwirten und Landwirten. Nichtstun bringt uns nicht weiter." In der Region gebe es wieder den Wolf, im Alpenraum den Bär und der Fischotter könne ebenfalls zu Problemen führen, so dass "Eingriffe notwendig sein können". Der Klimawandel mache den Waldumbau notwendig, gleichzeitig gelte es, eine Verbesserung für alle wildlebenden Tierarten zu schaffen, skizzierte Flierl das Spannungsfeld, in dem man sich bewege. "Gemeinsam mit den Experten der Natur, den Jägern, den Teichwirten und den Landwirten werden wir die Herausforderungen meistern", ist sich Flierl sicher.
Auf die Bedeutung des Dialogs als elementares Werkzeug und auf den Beitrag der Jäger zu Naturschutz und für die Erholung der Menschen in intakter Landschaft wies auch der Leiter des Forstamts Roding, Dominik Schwarz, hin.
1000 Stück Rehwild
Kreisjagdberater Günther Hoffmann ging mit Zahlen aus der Kreisgruppe Neunburg ins Detail: Auf jeweils etwa 9000 Hektar Fläche in den Hegegemeinschaften Neunburg Nord, Süd und West sind ungefähr 40 Prozent Wald. Mit rund 1000 Stück Rehwild sei das Abschuss-Soll in den drei Hegegemeinschaften zu mehr als 100 Prozent erfüllt worden.
Durch dichten Verkehr und Unruhe im Wald ergeben sich landkreisweit 20 Prozent Fallwild, also Wild, das auf der Straße ums Leben kommt. Hoffmann stellte heraus: "Der Rückgang des Niederwild muss aufgehalten werden". Das werde durch die Bejagung des Raubwilds und die Anlage von mehr schützenden Hecken erreicht. Probleme bereiten die Elstern als Nesträuber, die verstärkt bejagt werden sollten, und ebenso die Kormorane: Eine alleine frisst pro Tag ein Pfund Fisch.
Franz Domaier, der Leiter der Unteren Jagdbehörde am Landratsamt, sprach aktuelle Themen wie die 2020 erstmals aufgetretene afrikanische Schweinepest an: "Die Jäger müssen zur Bekämpfung beitragen," appellierte er an die Anwesenden. Als Beispiel zeigte er einen mobilen Saufang, mit Baustahlmatten errichtet. Domaier verwies auf die Sammelstellen für Schwarzwild, für dessen Erlegung 100 Euro pro Tier bezahlt werden.
Über die "Zusammenarbeit Jagdgenossenschaft und Jäger" informierte Alfred Bauer von der ARGE der Jagdgenossenschaften. Auf die "Sicht des Forstes" ging Regina Härtl, Abteilungsleiterin Forsten beim AELF Regensburg-Schwandorf ein. Mit der "Zukunft des Wildes und seiner Lebensräume" beschäftigte sich Robin Sandfort vom Institut Capreolis. Flankiert wurde der Abend von einer Hegeschau. die Jagdhornbläser unterhielten die Gäste zwischen den Referaten.
Der Bayerische Jagdverband
- Mitglieder: 50 000
- Dachverband für rund 160 Kreisgruppen und Jägervereine
- Aufgaben: Einsatz für heimische Wildtiere sowie Natur- und Artenschutz; Stellungnahmen bei allen naturschutzrelevanten Verfahren, Forschungsprojekte, Aus- und Weiterbildung der Jäger, Rechtsberatung, Ausbildung von Jagdhunden, zukunftsorientierte Weiterentwicklung von Jagd und Naturschutz.
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