Die wiederkehrende Diskussion in den Medien über die Nutztierhaltung beeinflusst auch viele Milchviehhalter in der Oberpfalz. Es werden immer höhere Anforderungen an die Haltungsbedingungen der Tiere gestellt. Gleichzeitig stagnieren aber die Erzeugerpreise seit Jahren oder sind sogar rückläufig. Viele Betriebe stellen sich deshalb die Frage: Hat die Tierhaltung in meinem Betrieb noch Zukunft?
Siebter Milchviehtag
So hat das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Cham den siebten Oberpfälzer Milchviehtag in Neunburg vorm Wald diesem Thema gewidmet. Ziel war, einen Überblick darüber zu gewinnen, wie Politik und praxisorientierte Forschung die Zukunft der Nutztierhaltung einschätzen. Eingeladen waren auch drei Landwirte, die berichteten, wie sie mit unterschiedlichen Strategien auf die Herausforderungen in der Milchviehhaltung reagieren wollen.
Der erste, der sich der brenzligen Materie annahm, war Hubert Bittlmayer. Der Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten konstatierte, dass die Diskussionen um Tierschutz, Tierwohl und künftige Betriebsstrukturen in der Gesellschaft immer heftiger geführt würden. Die Politik sei geneigt, den Forderungen aus der Gesellschaft zunehmend nachzukommen. In der Folge würden die Anforderungen an die landwirtschaftliche Nutztierhaltung steigen. "Wie wird der Weg der Milchviehhaltung in Bayern zukünftig aussehen?", brachte er das Thema auf den Punkt.
"Nicht schlechtreden"
Bittlmayer riet den Landwirten, sich "selbstbewusst, mutig und offen" der gesellschaftlichen Diskussion zu stellen. Er forderte von der Öffentlichkeit: "Das Bauern-Bashing muss aufhören." Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit seien die Basis der bäuerlichen Betriebe, "und das darf man nicht schlecht reden". Andererseits seien auch in der Landwirtschaft Fehler gemacht worden, wobei generell gelte, "dass die Menschen das System Landwirtschaft nicht mehr verstehen".
Der Amtschef streifte auch das "schwierige Thema Anbindeställe". Bayern sperre sich als einziges Bundesland bislang noch den Verbotswünschen der anderen: "Aber der Druck steigt." So plädierte Bittlmayer für den Bau von Kombiställen oder Laufställen.
Für Norbert Bleisteiner, den Leiter der Landmaschinenschule Triesdorf, drängte sich mit Blick auf die Tierhaltung und Landtechnik der Zukunft die Frage auf: "Wie nehmen wir die Bevölkerung mit?" Die Gesellschaft sehe die moderne Landwirtschaft - insbesondere die landwirtschaftliche Nutztierhaltung - zunehmend kritisch, wusste Bleisteiner. Dafür gebe es Ursachen, die nicht unbedingt mit der Realität der Nutztierhaltung zu tun hätten. Ihm ging es darum, den Einsatz moderner Landtechnik künftig der Gesellschaft im Dialog zu vermitteln.
Drei Praktiker
Um den eigenen Betrieb für die Zukunft zu wappnen, gibt es verschiedene Ansätze: einige wollen die Wertschöpfung erhöhen durch Veredelung, durch Kostenoptimierung, durch Direktvermarktung oder durch biologische Erzeugung; andere durch eine Ausweitung von Wahlmöglichkeiten und Einkommenskombinationen; und wieder andere Betriebe wachsen durch die Aufstockung des Tierbestandes. Drei Landwirte berichteten beim siebten Oberpfälzer Milchviehtag über ihre Strategien zur betrieblichen Weiterentwicklung.
Michael Bollwein aus Neuenschwand (Gemeinde Bodenwöhr, Kreis Schwandorf) setzt auf die ökologische Milchviehhaltung, Sebastian Maier aus Frieding (Kreis Rottal Inn) war ein Vertreter der konventionellen Milchviehhaltung und Peter Hollweck aus Ammelhofen (Gemeinde Lauterhofen, Kreis Neumarkt), brach eine Lanze für die konventionelle Milchviehhaltung mit Hofmolkerei. Er vermarktet einen Teil seiner erzeugten Milch und Milcherzeugnisse ab Hof und über Bauernmärkte.
Das Bauern-Bashing muss aufhören
Die Teilnehmer der Tagung kamen aus den fünf oberpfälzischen Milcherzeugergemeinschaften, von drei Molkereigenossenschaften, vom Verband für Landwirtschaftliche Fachbildung VLF Oberpfalz und dem Fachzentrum Rinderhaltung Cham. Die großen Molkereien Bayernland, Goldsteig, Bechtel und Zott waren ebenfalls vor Ort.
Geleitet wurde die Veranstaltung in der Schwarzachtalhalle vom Chamer Landwirtschaftsamts-Leiter Heribert Semmler und von Leiter Georg Mayer vom Schwandorfer Landwirtschaftsamt, der auch als Geschäftsführer der VLF Oberpfalz fungiert. (td)
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.