Neunburg vorm Wald
07.11.2021 - 10:23 Uhr

Naturschutz und Tourismus: Beides soll Raum am Eixendorfer Stausee haben

Die Artenvielfalt am Eixendorfer Stausee lässt überregional aufhorchen, andererseits ist Tourismus ein Standortfaktor: Das muss nicht kollidieren. Dafür steht der neue Pflege- und Entwicklungsplan.

Sie erörterten gemeinsam den neuen Pflege- und Entwicklungsplan am Eixendorfer See: (von links) Oliver Paul (Landratsamt Schwandorf), Andrea Rumm (ÖKON), Andrea Gall, Manuel Schlegel (beide Wasserwirtschaftsamt Weiden), Thomas Ring (Fischereifachberatung), Markus Greiner (Vorsitzen-der Tourismusverein), Walter Drexler (Stadtrat), Rainer Wallitscheck (Fischereiverein), Josef Hanweck (Yachtclub), Robert Bäumler (Fischereiverein) und Bürgermeister Martin Birner. Bild: Greiner/exb
Sie erörterten gemeinsam den neuen Pflege- und Entwicklungsplan am Eixendorfer See: (von links) Oliver Paul (Landratsamt Schwandorf), Andrea Rumm (ÖKON), Andrea Gall, Manuel Schlegel (beide Wasserwirtschaftsamt Weiden), Thomas Ring (Fischereifachberatung), Markus Greiner (Vorsitzen-der Tourismusverein), Walter Drexler (Stadtrat), Rainer Wallitscheck (Fischereiverein), Josef Hanweck (Yachtclub), Robert Bäumler (Fischereiverein) und Bürgermeister Martin Birner.

Es tut sich derzeit was am Eixendorfer See: Im allgemeinen Fokus stechen die Absenkung, die damit verbundene Muschelbergung und die sich abzeichnenden Baumaßnahmen heraus. Doch hinter den Kulissen arbeitet das Wasserwirtschaftsamt Weiden im Zusammenwirken mit den Städten Neunburg vorm Wald und Rötz an weiteren Projekten. Eines davon ist die Überarbeitung des seit 1971 bestehenden Landschaftspflegeplans.

Dieser diente seit dem Bau des Speichers als Anhaltspunkt für die Bewirtschaftung der staatseigenen Flächen und sollte den Kommunen vor Ort Möglichkeiten zur Entwicklung eines naturverträglichen Tourismus aufzeigen. "Es ist logisch, dass sich seitdem sowohl in den fachlichen Grundlagen von Naturschutz und Landschaftspflege als auch bei den Bedürfnissen der Nutzer einiges getan hat", betont Manuel Schlegel, beim Wasserwirtschaftsamt Weiden Projektleiter für den Eixendorfer Stausee. Daher entschied sich die Behörde für einen neuen Pflege- und Entwicklungsplan.

Was der Plan bewirken soll

Beauftragt wurde hiermit die „ÖKON Gesellschaft für Landschaftsökologie, Gewässerbiologie und Umweltplanung mbH“, kurz ÖKON aus Kallmünz. Die Aufgabe war es zunächst einmal festzustellen, wo auf den knapp 80 Hektar staatlicher Flächen im direkten Umfeld des Sees aus ökologischer Sicht besonders wertvolle Bereiche vorhanden sind. Auf dieser Basis sollten dann möglichst drei Ziele erreicht werden: Erstens soll der neue Plan dabei helfen, die im Laufe der Jahre entstandene Vielfalt auf den Wiesenflächen zu erhalten. Zweitens waren Bereiche am Ufer festzulegen, wo und wann mit einer gezielten Entnahme von Pflanzenaufwuchs dem See etwas von dem im Überfluss vorhandenen Nährstoffen – insbesondere Phosphor – entzogen werden kann. Und drittens sollen die Beteiligten vor Ort – allen voran die Städte Neunburg und Rötz – Möglichkeiten für eine naturverträgliche Naherholung und nachhaltigen Tourismus aufgezeigt bekommen. Ein Anliegen, welches durch die Erfahrungen während der Corona-Pandemie besonders ins Blickfeld rückte.

Verkürzt ausgedrückt lautete die Aufgabe an ÖKON also Naturschutz, Gewässerökologie, Naherholung und Tourismus unter einen Hut zu bringen – eine nicht immer einfache Aufgabe. Zunächst war deshalb mittels genauer Kartierungen von Flora und Fauna festzustellen, wo genau sich die ökologisch besonders wertvollen Zonen befinden. Eine Arbeit, die das gesamte Jahr 2020 in Anspruch nahm, über deren Ergebnis die Fachleute aber hoch erfreut waren.

Arten der Roten Liste

In nüchternen Fakten ausgedrückt heißt das: 22 Hektar der erfassten Flächen, das sind 27 Prozent der außerhalb der Wasserfläche liegenden Flächen, unterliegen dem Biotopschutz nach den Naturschutzgesetzen von Bund und Land. "Insgesamt erreichen die Vegetationsbestände rund um den Eixendorfer See mit der Vielfalt an Biotoptypen, insbesondere im Bereich des Grünlands, und dem Vorkommen zahlreicher Arten der Roten Liste Bayerns eine Wertigkeit von überregionaler Bedeutung", berichtet Manuel Schlegel. Die seit Jahren betriebene extensive Grünlandbewirtschaftung rund um den Eixendorfer See hat eine große Vielfalt an Lebensräumen erzeugt, die vielen mittlerweile seltenen Tieren und Pflanzen eine Heimat bieten.

Parallel dazu wurde durch Gespräche mit den Städten Neunburg und Rötz, dem Fischereiverein, dem Yachtclub und weiteren Beteiligten versucht, herauszufinden, wo aus Sicht von Naherholung und Tourismus der „Schuh drückt“. Hier sind beispielsweise Angebote für schwerbehinderte Angler zur nennen, oder aber extra ausgemähte Wege und Nischen, damit Fischer im Frühsommer nicht durch das hohe Gras „waten“ müssen. Weitere Ideen waren auch Kajakanlege- und Pferdebadestellen.

Entwurf nachgeschärft

Diese Rahmenbedingungen wurden durch ÖKON schließlich in einen Planentwurf gegossen. Danach waren die Kommunen ein weiteres Mal gefragt, ihre Vorstellungen mit einzuspeisen. Entsprechende Stadtratsbeschlüsse wurden gefasst und an das Wasserwirtschaftsamt übermittelt. So konnte der Entwurf im Detail nachgeschärft werden.

Nun ist er fertig und konnte den Beteiligten im Panorama-Hotel Gütenland vorgestellt werden. "Mit dem nun aktuellen Pflege- und Entwicklungsplan profitieren alle", so Manuel Schlegel. Das Wasserwirtschaftsamt Weiden hat eine Basis, die Wiesenpflege, die zu einer bemerkenswerten Artenvielfalt geführt hat, weiterzuführen. Und die Städte und Vereine wissen genau, wo weitere touristische Angebote mit den Bedürfnissen von Naturschutz und Landschaftspflege in Einklang stehen.

OnetzPlus
Neunburg vorm Wald29.10.2021
 
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